
Er wäre so gerne nächstes Jahr in Turin dabei gewesen. Bei den Winter-Weltspielen der Special Olympics. Am Ende fehlten dem Würzburger Ski-Langläufer Stefan Weidner auf der Fünf-Kilometer-Distanz jedoch eineinhalb Minuten, um sich zu qualifizieren. In Oberhof reichte es bei den nationalen Wettkämpfen für Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Beeinträchtigung "nur" zu Platz vier.
"Für einen Flachlandtiroler nicht schlecht", sagt der 47-Jährige, der im rund 30 Männer und Frauen großen Feld der mit Abstand Älteste war. Je mehr er über den Rennverlauf erzählt, umso mehr fuchst er ihn dann doch. "Ich bin sauer auf mich selbst, weil ich gestürzt bin. Danach war ich fix und fertig." Kurz nach der Wendemarke nach 2,5 Kilometern rutschte er weg und kam aus dem Rhythmus. "Da habe ich gewusst, es ist nicht mein Tag. Es waren aber auch echt schwere Bedingungen, sehr eisig."
Stefan Weidner war der einzige unterfränkische Vertreter in Oberhof. Ein Exot. Die meisten Athleten kommen aus dem alpinen Raum und können im Winter täglich vor der Haustüre trainieren. "Ich war vor Weihnachten einmal in der Rhön, dann war der Schnee weg." Ersatzprogramm: Roller-Ski auf Asphalt. Nicht ideal, um an der Technik zu feilen. Weidner skatet noch einseitig, die Top-Leute beidbeinig.

Der Würzburger hat wegen eines Sauerstoff-Defizits im Gehirn seit Geburt eine Lernbehinderung. Er ist in der Missioklinik für Garten- und Schreiner-Arbeiten tätig und wird von den Mainfränkischen Werkstätten in seinem Sport gefördert.
2021 bremst Corona den Würzburger aus
Die Winterspiele sind nur ein Nebenjob für den besten deutschen Special-Triathleten. Der hat sich inzwischen der TG 48 Schweinfurt angeschlossen, die nach 2023 im Juni 2024 erneut einen Inklusionswettbewerb im Rahmen des MainCityTriathlons ausrichten wird. Im Freiwasserschwimmen, seiner zweiten starken Disziplin, gewann er im Sommer 2019 bei den Weltspielen in Dubai Einzel- und Staffel-Gold. Im Ski-Langlauf hatte Weidner das internationale Ticket gelöst, doch die World Games 2021 im russischen Kasan fielen der Corona-Zwangspause zum Opfer.
"Deswegen wollte ich es diesmal unbedingt noch einmal schaffen, aber in der Leistungsspitze hat sich viel getan seitdem", blickt Weidner etwas wehmütig in seine sportliche Zukunft. Für die übernächsten Winter-Weltspiele sei er mit dann 51 Jahren zu alt. Der Langlauf hat sich vor zehn Jahren für ihn zufällig ergeben. "Triathlon-Kumpels haben mich mitgenommen, und schon stand ich auf Skiern."
Sein Vater Herbert, Triathlon-Landeskoordinator Bayern der Special Olympics, fördert auch diesen Sport seines Sohnes, ist Trainer und Servicemann. Und vermutet, dass Stefans Laufbahn nicht von heute auf morgen enden wird: "Wenn er keinen Sport macht, ist er zappelig." Beide zusammen haben sie noch einen Traum: Australien. Dort finden 2027 die Sommerspiele der Special Olympics statt.