
Nach der Arbeit eine Runde Joggen oder eine Runde mit dem Mountainbike drehen - für viele Menschen ist das eine lieb gewordene Gewohnheit. Auch Christiane Kissinger, Stefan Weidner, Ulrich Körber und Casten Beck lieben solch sportliche Betätigung. Besonders gerne setzen sie sich nach ihrem Arbeitstag in den Mainfränkischen Werkstätten in Würzburg auf den Fahrradsattel.
Möglich wurde dies für das Quartett, weil vor gut zwei Jahren, unterstützt von Stefans Vater, Herbert Weidner, die Radgruppe der Werkstätten gegründet wurde. Trainiert werden die Teamkollegen von Michael Grüb, einem in der Region bekannten Mountainbiker. Gefahren wird auf teilweise von den Sportlern selbst angeschafften Bikes. Noch im Gründungsjahr setzten sich die Radsportler ehrgeizige Ziele und starteten erstmals bei den Special Olympics, den olympischen Wettkämpfen für Menschen mit geistiger Behinderung. Auf Anhieb holten Weidner und Beck dort Gold. Für Körber und die einzige Frau im Team, Christiane Kissinger, reichte es immerhin für Platz vier.
Weil es den Vieren trotz aller motivierender Erfolge aber nicht anders ging als vielen Amateursportlern, suchte das Team eine weitere Trainingsmöglichkeit für kalte und nasse Wintertage, an denen es einen nicht ins Freie drängt. Gefunden hat das Radfahrteam diese im Fitnessstudio ixmal (Gattinger Straße). Nicht nur, dass sie dort auf den Fitnessrädern quasi im Trockenen ihre Trainingsrunden drehen können. Die vielfältigen Geräte bieten ihnen zudem die Chance, auch Kraft und Ausdauer zu verbessern und sich so gezielt auf den Sommer vorzubereiten. „Wir sind dem Betreiber Alexander Newlands sehr dankbar, dass sein Team unser Team so gut unterstützt“, sagt Herbert Weiner, der den Kontakt zum Studio aufgenommen hatte und sich für seine Schützlinge um die Abwicklung kümmert. „Das ist doch selbstverständlich. Dafür sind wir doch da“, wehrt Newlands das Lob ab.
Wie gut die Stunden im Studio den Sportlern mit Handicap tun, zeigte sich erst letzte Woche wieder. Weidner, holte wieder einmal eine Goldmedaille. Beim Special Olympics-Langlaufwettbewerb in Reit im Winkel über fünf Kilometer war er der Schnellste.
Gemeinsam Schwitzen macht Spaß
Nicht nur er, auch seine Kollegen wissen das Trockentraining nicht nur deshalb sehr zu schätzen. Erzählen zu können, dass sie nach der Arbeit noch ins Fitnessstudio gehen, macht sie ein bisschen stolz. Auch wenn Ulli Körber gesteht: „Manchmal fällt es schon schwer, den inneren Schweinehund zu überwinden.“ Hat er das aber, macht ihm das gemeinsame Schwitzen in der großen Halle mit den vielen anderen jungen und älteren Fitnessfans viel Spaß.
Die übrigen Gäste stört seine Anwesenheit nicht. Schiefe Blicke von der Seite erntet hier keiner. „Dass hier eine Gruppe aus den Mainfränkischen Werkstätten trainiert, habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht gemerkt“, sagt Walter Groß, der nebenan auf dem Laufband steht. Was ihn nicht wundert. Schließlich würden die Special Olympics-Athleten ja das Gleiche tun wie alle anderen hier: An den Geräten üben und sich fit halten. Berührungsängste? Die verneint der Biker postwendend. Gar nicht, im Gegenteil. Schließlich sei er schon mehrmals bei der Bikertour mit den Mainfränkischen Werkstätten dort unterwegs gewesen.
Inzwischen motiviert sich Stefan Weidner nebenan neu. Einfacher sagt er, werde es für ihn nicht. „Früher, als ich noch zur Schule ging, nicht in meiner eigenen Wohnung lebet und nicht jeden Tag arbeiten musste, fiel mir das Training leichter. Heute bin ich manchmal schon ganz schön k.o.“, erzählt er als einer, der vor einigen Jahren Finisher beim Ironman auf Hawaii war. Mit dem Schwimmen habe er es nicht mehr so, seit er arbeite. Da sei das Radfahren schon einfacher und - für ihn - nicht ganz so trainingsintensiv. Sorgen, die wohl jeder ehrgeizige Hobbysportler kennt, wenn er seine Zeit zwischen Beruf, Haushalt und Hobby teilen muss.
Raus aus der Tretmühle
Um mal ein paar Tage aus dieser Tretmühle rauszukommen, so Herbert Weidner, hat sich das Team im letzten Jahr ein Trainingslager in Cesenatico/Italien gegönnt. Nach diesen Tagen im Kreis von Radsportlern mit und ohne Handicap starteten Kissinger und Weidner erstmals bei einem Staffel-Triathlon.
Wenn das Wintertraining im ixmal in diesem Jahr endet, steht wieder ein Trainingslager an. Diesmal geht es im Frühjahr für ein Wochenende in die Rhön, bevor dann für alle ein paar Wettkämpfe zu bestreiten sind, im Einzelzeitfahren über fünf und zehn Kilometer. Was sich die vier dafür wünschen? Na klar: „Daumen drücken, bitte!“