Wohin mit all dem Frust? Bei Peter Kurzweg musste am Ende das Trikot dran glauben. Nach der 1:2-Niederlage der Würzburger Kickers gegen Waldhof Mannheim stand der Rückkehrer nach Schlusspfiff mit zerfetzter Berufskleidung auf dem Spielfeld. Das Oberteil hatte er vor lauter Wut einfach in der Mitte auseinandergerissen. Dieses Spiel, das unbestritten beste der Kickers seit langer Zeit, förderte Emotionen zu Tage. Nach dem leblosen Auftritt der Würzburger Drittliga-Fußballer beim 0:2 in Verl am Wochenende zuvor mag man dies schon mal als Fortschritt werten.
Tatsächlich war es Kurzweg selbst, der gut zweieinhalb Jahre nach seinem Wechsel zum FC Ingolstadt und seiner Rückkehr an den Dallenberg in der vergangenen Woche, für den sichtbarsten Unterschied gesorgt hatte. Ein Kämpfer, ein Rackerer war er schon immer gewesen, auch bei seinen ersten Engagements bei den Kickers. Am Samstag ging er voran, zeigte Führungsqualitäten wie man sie so von ihm nicht kannte. Vielleicht war seine Verpflichtung doch noch einmal ein Impuls, um den in Depression verfallenen Klub wiederzubeleben. „Wir haben von der Mannschaft nach dem Spiel gegen Verl eine Reaktion gefordert. Diese Reaktion hat es gegen Mannheim, eine absolute Top-Mannschaft in dieser Liga, gegeben“, fand Kickers-Sportdirektor Sebastian Neumann.
Seit acht Spielen warten die Rothosen nun trotzdem schon auf einen Sieg. Dass schon wieder ein Gegentor in beinahe letzter Sekunde das Blatt gegen die Würzburger wendete, das machte auch Trainer Danny Schwarz ratlos. "Das kann ich nicht einordnen", sagte er. Fest steht: Ohne die in dieser Saison insgesamt schon sechs Gegentreffer in der 90. Minute und der Nachspielzeit stünden die Kickers derzeit nicht auf einem Abstiegsplatz. Von Zufall kann man da schon längst nicht mehr sprechen. Die späten Gegentore sind ein großes Problem für die Kickers.
Mitentscheidend für die Niederlage war in der umkämpften Partie am Samstag freilich auch gewesen, dass die Kickers ihre durchaus vorhandenen Torchancen nicht genutzt hatten. Ein Umstand auf den die Rothosen noch am Abend mit einer Neuverpflichtung reagierten. Mit André Becker wurde der vierte Zugang dieses Winters präsentiert. Der 25-Jährige kommt auf Leihbasis vom Zweitligisten SSV Regensburg, bei dem er allerdings kaum zum Zuge kam. Trotzdem glaubt Sportdirektor Neumann, mit Becker das fehlende Puzzleteil für den Abstiegskampf gefunden zu haben: "Wir haben nun drei Stürmer unter Vertrag. Wir sind dort gut aufgestellt."