Diese Niederlage könnte für den im Abstiegskampf ohnehin schon taumelnden Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers ein Wirkungstreffer gewesen sein. Wie demoralisierend dieses 1:2 gegen Waldhof Mannheim war, merkte man, als Torschütze Robert Herrmann nach dem Schlusspfiff Rede und Antwort stehen musste: "Das Schlimme ist: Wir müssen am Dienstag wieder weiter machen. Wir können jetzt nicht trauern." Die Kickers hatten gegen den selbsternannten Aufstiegsanwärter über die volle Spielzeit ein sehr ordentliches, streckenweise auch richtig gutes Spiel hingelegt.
Am Schluss aber war es schon wieder ein ganz spätes Gegentor, dass den Gegner jubeln ließ, als Fridolin Wagner den Ball in der 90. Minute zum 2:1 für die Gäste über die Linie bugsierte - und damit auch den vorangegangenen Chancenwucher der Rothosen bestrafte. "Dazu fehlen mir die Worte. Dass kann ich auch nicht einordnen", sagte Trainer Danny Schwarz zu der Tatsache, dass sein Team schon wieder einmal kurz vor Schluss einen entscheidenden Treffer hinnehmen musste. Ohne die insgesamt sechs Gegentore, die die Kickers in dieser Saison in der 90. Minute und der Nachspielzeit kassierten, hätten die Würzburger sieben Punkte mehr auf dem Konto und stünden derzeit nicht auf einem Abstiegsplatz.
Doch nach der Partie gegen keineswegs überzeugende Mannheimer blieb an diesem Samstag die bittere Erkenntnis, dass auch eine deutliche Leistungssteigerung nach dem verunglückten Jahresauftakt gegen Verl (0:2) nicht ausreichte, um im Kampf um den Ligaverbleib zu punkten. Dass mit Peter Kurzweg einer der in dieser Woche verpflichteten Neuzugänge das Spiel belebte, dass auch Marvin Stefaniak bei seiner Premiere im Kickers-Trikot andeutete, dass er eine Verstärkung werden kann, taugt da auch nicht als echter Mutmacher. "Irgendwann bleibt keine Zeit mehr. Ob wir gut oder schlecht spielen, ist egal. Es zählen nur die Punkte", stellte Herrmann fest.
Der 28-jährige Linksaußen war der einzige Würzburger gewesen, der an diesem Nachmittag den Ball im gegnerischen Tor untergebracht hatte, als er, nachdem Mannheims Keeper Timo Königsmann zunächst einen Kopfball des gerade erst eingewechselten Saliou Sané pariert hatte, den Ball in die Maschen drosch (69.). Es war im dritten Spiel der erste Kickers-Treffer in der Rückrunde und das erste Kickers-Tor seit fünf Drittliga-Spielen an dem der in Ungnade gefallene Stürmer Marvin Pourié nicht beteiligt war.
In der ersten Halbzeit hatte Mannheims von Dynamo Dresden verpflichteter Winter-Neuzugang Pascal Sohm die Gäste in Führung geköpft. Schon da sah Kickers-Keeper Bonmann, wie auch später beim zweiten Gegentreffer, nicht gut aus (41.).
Hatte sich das Team von Trainer Schwarz in der vergangenen Woche beim 0:2 in Verl noch schwer getan, überhaupt Torgelegenheiten zu erspielen, war es diesmal die Chancenverwertung, die den Kickers zum Verhängnis wurde. Bereits vor dem Seitenwechsel waren die Gastgeber, die die Waldhöfer früh im Spielaufbau störten und so immer wieder zu Ballgewinnen kamen, das aktivere Team gewesen. Als Abwehrmann Tobias Kraulich David Kopacz mit einem tollen Flugball bedient hatte, fehlte nicht viel und der Deutsch-Pole hätte noch vor Sohms Treffer die Führung für die Gastgeber besorgt (32.).
Und auch der Pausenrückstand brachte die Kickers diesmal nicht aus dem Tritt. Schwarz brachte mit dem Seitenwechsel zunächst Neuzugang Marvin Stefaniak. Der 26-Jährige, der erst in der vergangenen Woche vom VfL Wolfsburg an den Dallenberg gewechselt war, vergab eine ganz dicke Chance zum 2:1, als er, von Maximilian Breunig bedient, den Ball freistehend über das Waldhöfer Gehäuse drosch (77.). Ganz knapp war zuvor die andere Kickers-Verpflichtung dieser Woche an einem Tor-Erfolg dran gewesen: Peter Kurzweg setzte den Ball mit einem schönen Schlenzer mit seinem an sich schwächeren rechten Fuß an den Pfosten des Mannheimer Tores (66.).
Mit der Einwechslung von Sané als zweite Sturmspitze hatte Schwarz auf volle Offensive geschaltet. Die Kickers berannten das Mannheimer Tor. Wenn aber klarste Chancen wie die von Maximilian Breunig, der den Ball aus kurzer Distanz in Rücklage über den Kasten setzte (80.), nicht genutzt werden, dann - so kennt man das im Fußball - geht die Sache oft nach hinten los.
Ein Freistoß des ansonsten kaum gefährlichen Routiniers Marc Schnatterer bereitete den entscheidenden Treffer vor. Im Kickers-Strafraum herrschte Durcheinander. Auch Bonmann konnte den Ball im Fünfmeterraum nicht klären, als Mannheims Alexander Rossipal den Ball zunächst an die Latte köpfte. Von Bonmanns Rücken sprang der Ball in Richtung Kickers-Kasten, Waldhofs Wagner reagierte am schnellsten und besorgte den Würzburger K.o.
"Die Jungs sind völlig fertig", sagte Trainer Schwarz: "Aber wir werden uns wieder berappeln. Wir haben heute gemerkt, was alles möglich ist. Wir haben uns heute mit allem, was wir haben, dagegen gestemmt. Auf dem Weg wollen wir bleiben und dann werden wir auch wieder belohnt. Davon bin ich felsenfest überzeugt", so Schwarz. Es hörte sich an wie Zweckoptimismus nach nunmehr acht Spielen ohne Sieg. Eine Trainerdiskussion hatte Sportdirektor Sebastian Neumann am Mikrofon des übertragenden Streaming-Senders nicht führen wollen. Er stehe hinter dem Chefcoach, hatte Neumann dort im Halbzeitinterview gesagt.
manche sagen Stinkstiefel! Es muss eine Menge passiert sein wenn die Verantwortlichen, besonders in dieser prekären Lage, so entschieden haben!
Jetzt Bonmann als Sündenbock hinzustellen ist unfair. Wenn der Angriff aus 5 Hochkarätern
nur 1 Tor macht ist es wohl nicht erwähnenswert.
Die Abwehr ist nicht das Problem siehe Tabelle, sondern der Angriff mit 15 kümmerlichen Toren. Bonmann hat eine tadelose 2. Liga gespielt und sollte jetzt nicht verteufelt werden!
Würzburg fährt wieder im ruhigeren Fahrwassern!
"..und das ist nicht das Schlechteste"!