Wenn ein gegnerischer Trainer den Würzburg Baskets nach einer Partie in der aktuellen Saison der Basketball-Bundesliga zum Sieg gratulierte, hob er meist die starke Riege an Aufbau- und Flügelspielern hervor. Stanley Whittaker, Cameron Hunt und C.J. Bryce bekamen so oft ein Sonderlob von den gegnerischen Coaches.
Am vergangenen Mittwoch, nach dem 90:71-Erfolg der Würzburger gegen die MLP Academics Heidelberg, war das anders. Joonas Iisalo, der Heidelberger Trainer, zollte der hervorragenden Center-Riege der Würzburger, die den Ausschlag zum Sieg gegeben hatte, großen Respekt. Insgesamt 62 Punkte erzielten die Würzburger aus der rot eingefärbten Zone um den Korb, und gestatteten den Heidelbergern dagegen nur 30 sogenannte "Points in the Paint". Ein Vorteil, den vor allem die Centerspieler mit ihrer Dominanz erarbeiteten.
Gleich drei Bestwerte für Center-Spieler Nicolas Carvacho
Selbst Basketball-Laien konnten erkennen, welchen Einfluss Center-Spieler Nicolas Carvacho nicht nur auf diese Statistik, sondern damit auch auf die gesamte Partie hatte. 24 Punkte erzielte er, dazu gelangen ihm elf Rebounds, acht davon am gegnerischen Brett – gleich drei Bundesliga-Bestwerte für den Chilenen mit dem US-Pass. "Ich wusste, dass ich so eine Leistung zeigen kann, und es ist schön, dass es jetzt geklappt hat", erklärte der Fußball-Fan.
Im Oktober 2021 hatte sich der 2,11-Meter-Mann in seinem erst zweiten Spiel für die Baskets schwer am Knie ver. Über ein Jahr dauerte seine Leidenszeit. Dann holten ihn die Würzburger zurück, wohl wissend, dass Carvacho noch nicht bei 100 Prozent sei.
Baskets steigern sich gegen Heidelberg von Viertel zu Viertel
Gegen Heidelberg zeigte der 26-Jährige aber nun, dass er seiner Bestform in den vergangenen Monaten sehr nahe gekommen ist, gerade was die athletischen Fähigkeiten betrifft. Nach einem seiner zwei Steals nahm er aus der eigenen Hälfte Anlauf und hämmerte den Ball spektakulär durch die Reuse. Die Punkte zum 66:47 kamen durch eines der gleich vier Carvacho-Dunkings, der Zwischenstand glich einer Vorentscheidung – auch wenn die Heidelberger im Schlussviertel den Rückstand noch mal verkürzen konnten.
Seinem Positionskollegen Filip Stanic, mit dem sich Carvacho die Spielzeit bisher meist aufgeteilt hat, der aber gegen Heidelberg wieder sehr unglücklich agierte und auch so wirkte, hat der Würzburger Matchwinner in den vergangenen Wochen immer mehr den Rang abgelaufen, denn der chilenische Nationalspieler steigerte sich von Woche zu Woche.
Ähnlich wie Carvacho im Saisonverlauf, so verbesserten sich auch die Baskets diesmal von Viertel zu Viertel. Nach einem vor allem defensiv schwachen ersten Abschnitt, der 23:23 endete, zogen sie im zweiten Viertel auf 47:40 davon. Bis zu Carvachos brachialem 66:47 steigerten sich die Würzburger weiter.
Dezimierten Heidelbergern gehen im letzten Viertel die Kräfte aus
Weil die Heidelberger mit Topscorer Eric Washington, Tim Coleman und Akeem Vargas auf drei Leistungsträger und potenzielle Starting-Five-Spieler verzichten mussten, ging den acht hauptsächlich eingesetzten Gästen im Schlussviertel die Puste aus. Shy Ely, Vincent Kesteloot und Bennet Hundt mussten 30 oder mehr Minuten spielen und standen im Schlussviertel schon bald mit den Händen auf den Oberschenkeln gestützt auf dem Feld.
Zwischendurch war auch den Baskets anzumerken, dass ihnen die Spielpause von zwei Wochen und ein paar freie Tage gerade rechtzeitig kommen. Vier Tage hat Trainer Sasa Filipovski seinen Spielern freigegeben. Erst am Montagabend geht es wieder los. Cameron Hunt nutzt die Freizeit für einen Heimaturlaub in Texas, Carvacho reiste am Donnerstag nach Spanien, wo er sich eine Partie seines Lieblingsklubs Manchester United ansehen wird. Schließlich gastiert "ManU" in der Fußball-Europa-League beim FC Barcelona.
Pressekonferenz zur Zukunft der Würzburg Baskets am Freitag
In der kommenden Woche treten die Würzburger Bundesliga-Basketballer zu einem Testspiel gegen den oberfränkischen Rivalen Brose Bamberg an, ehe ihre Vorbereitung auf die Partie gegen ratiopharm Ulm (Freitag, 3. März, 20.30 Uhr) beginnt.
Zuvor wollen die Baskets an diesem Freitag noch verkünden, wie sie sich ihre Zukunft, besonders mit Blick auf die finanzielle Lage, vorstellen. Denn ihr Budget wird über den Verbleib von Spielern wie Nicolas Carvacho oder Stanley Whittaker und ebenso über die Zukunft der sportlichen Führung um Trainer Sasa Filipovski und Sportmanager Kresimir Loncar entscheiden.