
Die letzten sechseinhalb Minuten waren dann eine einzige Party. Die beiden Fanklubs trommelten beinahe pausenlos und sangen, das restliche Publikum malträtierte mit den Klatschpappen seine Handflächen. Natürlich schallte dann gegen Ende auch "Gegen Würzburg kann man mal verlieren" durch die mit 2589 Zuschauenden gefüllte Arena. Und wie man das kann, bewiesen die Veolia Towers Hamburg am Montagabend eindrucksvoll desaströs.
Nachdem die Nordlichter ihren 33:49-Pausenrückstand bis kurz vor Ende des dritten Abschnitts auf fünf Zähler (52:57) eingeschmolzen hatten, sorgte ein viertelübergreifender 14:0-Lauf zum 71:52, für den Cameron Hunt, Dayon Griffin und O'Showen Williams verantwortlich waren, für die Entscheidung. Der Rest war Kür, in der Würzburgs Basketballer dann sogar mit Körben wucherten und den höchsten Sieg in ihrer Bundesligageschichte eintüteten. Mit 31:4 gewannen sie den letzten Abschnitt, die Partie schlussendlich mit 90:56 – womit ihnen sogar die Revanche für die 73:96-Hinspielniederlage glückte. Dass es zwischen diesen beiden Mannschaften in einem potenziellen Wettstreit um die Play-off-Plätze noch um den von Würzburg gewonnenen direkten Vergleich gehen könnte, erscheint nach dieser Begegnung und nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen.
Die Mannschaft ist zu einem Team zusammengewachsen
Wie sehr diese Mannschaft tatsächlich zu einem Team zusammengewachsen ist, war nach dem höchsten Saisonsieg auch sehr eindrucksvoll zu sehen: Hunt nahm vom Hallensprecher das (leere) Bierfässchen für den MVP entgegen, machte auf dem Absatz kehrt und trug es direkt zur auf dem Parkett sitzenden Mannschaft zurück. Er drückte es Williams in die Hände. Der durfte die Humba intonieren - und erinnerte dabei an seinen schulterverletzten Teamkollegen C.J. Bryce, der in Zivil hinter der Bande saß. Spieler und Fans skandierten daraufhin auch dessen Namen.
"Wir haben heute richtig gut Basketball gespielt", meinte Baskets-Trainer Sasa Filipovski, der vor allem mit der Energie seiner Akteure zufrieden war nach der kurzen Regenerationszeit seit Freitagabend und dem Heimsieg gegen Chemnitz. "Hoffentlich bleiben alle gesund."
Wenn zwei Spieler über die Hälfte aller Baskets-Punkte machen
Auch wenn man zwischendurch, vor allem in der ersten Hälfte, schon den Eindruck bekommen konnte, Stanley Whittaker und Cameron Hunt sei es unter Androhung der Prügelstrafe verboten, auch mal einen Pass zu spielen und im Notfall so auch einen Kollegen in Szene zu setzen – wie sagen die Basketballer so gerne: Wer trifft, hat Recht. Und weil die beiden US-Amerikaner alleine in der ersten Hälfte eben 30 der 49 Punkte der Würzburger machten (Whittaker 13, Hunt 17 und damit beinahe so viele wie die gesamte Hamburger Mannschaft bis dahin, die nur 33 erzielte), durften sie zumindest beim Großteil des Würzburger Anhangs als Helden durchgehen. "Hero-Basketball" wird das gerne im Fachjargon genannt. Wollte man weniger schmeichelhaft sein, könnte man auch von ziemlichem "Ego-Gezocke" reden. Sei's drum. Wer trifft, behält auch Recht.
Insgesamt machten die beiden Baskets-"Heros" zusammen 52 der 90 Zähler und schickten die Hamburger, die zuletzt fünf Partien am Stück verloren hatten, darunter auch gegen die Kellerkinder aus Frankfurt und Braunschweig, noch tiefer in den Abstiegskampf. Wie bereits beim 77:74-Heimsieg am Freitag gegen Chemnitz spielten auch gegen die Hanseaten die Ballverluste eine wesentliche Rolle: Die Baskets sind die größten Balldiebe der gesamten Liga und klauen ihren Gegnern fast neun Mal pro Partie das Spielgerät – gegen Hamburg verdoppelten sie diese Quote einfach mal und schnappten sich erstaunliche 18 Mal die Kugel. Die Hamburger verlieren indes den Ball am zweithäufigsten (15,7 Mal pro Spiel, nur Braunschweig ist noch ein wenig unachtsamer) – am Montagabend schmissen sie ihn gleich unglaubliche 23 Mal fort.
Das spielte den Hausherren natürlich in die Hände, die bis auf den dritten Abschnitt in drei Vierteln äußerst konzentriert und zielstrebig agierten und mit nun zehn Saisonsiegen bereits fünf Erfolge Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz haben. Den Klassenerhalt wohl endgültig sichern können sie sich noch vor der Länderspielpause in den Partien in Weißenfels (Sonntag, 15 Uhr) und gegen Heidelberg (Mittwoch, 15.2., 20.30 Uhr). Auch in den beiden Spielen wollen die Baskets Revanche für Hinrundenniederlagen nehmen.