Wie sehr Sasa Filipovski die Zuschauenden ans Herz gewachsen sind, und wie sehr der Trainer auch den Anhängern, konnte man am späten Freitagabend sehr schön in der tectake Arena beobachten. Ganz kurz nach Ertönen der Schlusssirene applaudierte Filipovski dem jubelnden Publikum. Das rief seinen Namen. Dann verschwand er schnurstracks in den Katakomben. Kurz später kam er wieder heraus, machte seine Runde ums Spielfeld und klatschte die ausharrenden Menschen ab. Später dann durfte er sogar das Fässchen Bier in Empfang nehmen, mit dem üblicherweise der wertvollste Spieler der Begegnung ausgezeichnet wird. Von wegen MVP (most valuable player). An diesem Abend galt: MVC (most valuable coach). Die Siegerhumba intonierte der Slowene dann natürlich auch noch. Und später lobte er – selbstverständlich – mal wieder die Atmosphäre vor 2738 zahlenden Augenzeugen und die Fans.
Der 77:74 (48:39)-Erfolg von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets gegen die Niners Chemnitz reihte sich nahtlos ein in die in dieser Saison durchaus immer wieder überraschenden Erfolge der Unterfranken, die bereits das Hinspiel in der Vorrunde gewonnen hatten.
Sechs Minuten und 45 Sekunden waren gespielt, als Filipovski seinen Neuzugang Dayon Griffin erstmals aufs Parkett schickte. Der 27-jährige Amerikaner wurde verpflichtet, weil sich C.J. Bryce in Heidelberg an der Schulter verletzt hatte und für die nächsten sechs bis acht Wochen, so die Prognose, pausieren muss. Was die Baskets sehr schmerzt, weil Bryce, der das Geschehen in Zivil beobachtete, mit durchschnittlich gut 16,4 Zählern pro Partie nach Stanley Whittaker (17,4) und Cameron Hunt (16,7) dritterfolgreichster Korbjäger der Unterfranken ist.
Neuzugang Griffin führte sich mit 14 Punkten sehr gut ein
Griffin, der am Dienstag noch für seinen ungarischen Arbeitgeber Szolnok punktete und bei seinen gut 26 Debütminuten in Würzburg gleich mal auf 14 Punkte kam und nach Hunt (15) zweitbester Werfer der Partie war, hielt sich nicht lange mit Anlaufschwierigkeiten auf. Im Gegenteil. Als er das Spielfeld erstmals betrat, lagen die Baskets nach ihrem 7:0-Turbostart, den der aus München ausgeliehene Jason George, an dem auch die Würzburger interessiert waren, im Alleingang nahezu egalisierte, 11:15 zurück. Mit drei Zählern Rückstand (19:22) gingen die Hausherren in Abschnitt zwei, in dem sie dann erst einmal, auch dank Griffin, so richtig aufdrehten: Mit einem 11:1-Lauf zum 32:25 übernahmen sie das Kommando gegen die in dieser Phase ein wenig müde wirkenden Chemnitzer, die unter der Woche noch im Europe Cup zugange waren. Zwischenzeitlich erhöhten die Hausherren ihre Führung sogar mal auf elf Punkte (38:27), mit neun Vorsprung (48:39) gingen sie in die Pause.
Und die schien ihnen erst einmal nicht sonderlich gut bekommen zu sein. Jedenfalls verloren die Baskets den Faden, und die zuvor schlappen Sachsen wirkten nun um einiges aufgeweckter, machten die ersten sieben Punkte und verkürzten so ihren Rückstand auf zwei Zähler (46:48). In den ersten knapp sechs Minuten gelangen den Baskets gerade einmal zwei Pünktchen, im ganzen Abschnitt waren es dann mäßige elf. Aber weil sie sich dann zumindest in der Defensive wieder etwas fingen, durften sie nach einem extrem punkteknausrigen Viertel zumindest noch in Führung liegend (59:52) in die abschließenden zehn Minuten gehen.
Ein viertelübergreifender 16:0-Lauf
So schlafmützig die Würzburger das dritte Viertel begonnen hatten, so hellwach starteten sie ins vierte. Whittaker und Griffin erhöhten die Führung und zwangen Chemnitz' Coach Rodrigo Pastore dazu, nach gerade einmal 59 Sekunden eine Auszeit zu nehmen. Die aber erst einmal keine Wirkung zeigte. Von der Freiwurflinie aus sorgte Whittaker für die bis dahin höchste Führung in der Partie (65:52), die Griffin und Hunt dann sogar auf 18 Punkte ausbauten (70:52). Sieben Minuten und 24 Sekunden vor Ultimo sah Pastore erneut dringenden Gesprächsbedarf nach dem viertelübergreifenden 16:0-Lauf der Gastgeber.
Und diesmal fruchtete die Auszeit der Gäste, die urplötzlich kräftigst aufs Gaspedal traten und mit einem 13:0-Lauf ihren ausssichtslos erscheinenden Rückstand auf fünf Punkte einschmolzen (68:73). Da waren noch gut dreieinhalb Minuten auf der Uhr. 20,3 Sekunden vor Schluss waren es dann nur noch vier (72:76), ehe Cameron Hunt zwar nur einen seiner beiden Freiwürfe verwandelte, aber so die Partie entschied.
Die Baskets haben also mit ihrem neunten Saisonsieg nach dem Hinrundenerfolg in Sachsen auch das direkte Duell gegen die Sachsen gewonnen, was in einem potenziellen Kampf um einen Play-off-Platz auch nicht unwichtig sein könnte. Den nächsten Schritt, um den Klassenerhalt frühzeitig einzutüten, können die Würzburger bereits am kommenden Montag (19 Uhr) machen, wenn die am Freitag zu Hause von Rostock abgewatschten Hamburg Towers an den Main kommen.