Die Geschichte scheint sich Woche für Woche, Spiel für Spiel zu wiederholen. "Sehr bitter und enttäuschend" fand Julian Grell, der Trainer des TSV Aubstadt, wie sein Team am Dienstagabend beim 1:1 gegen die Würzburger Kickers das Gegentor kassiert hatte.
Genau das Gleiche hatten auch Bambergs Chefcoach Jan Gernlein nach dem 0:4 bei den Rothosen und Pipinsrieds Martin Weng nach dem Würzburger 1:0-Sieg im Pokal-Halbfinale gesagt. Da hatte jeweils Peter Kurzweg nach einer Standardsituation per Kopf getroffen. In Aubstadt köpfte Marius Wegmann im Anschluss an einen Freistoß den Ausgleich.
Kickers haben immer noch einen Pfeil im Köcher
So sehr und so oft sich die Gegner ärgern, am Ende ist die Würzburger Stärke bei Standards dann der deutlichste Ausdruck der Kickers-Überlegenheit in dieser Saison in der Fußball-Regionalliga. Selbst beste Vorbereitung schafft da bei den Gegnern keine Sicherheit. Die Rothosen haben, so scheint es, immer noch einen Pfeil im Köcher.
Dabei war der Nimbus der Unbesiegbarkeit in dieser Saison noch selten so in Gefahr gewesen wie am beim Nachholspiel im Grabfeld. Lediglich beim 1:1-Remis bei Bayern München II standen die Kickers noch näher am Rande einer Niederlage. Auch da war es Abwehrmann Marius Wegmann gewesen, in dieser Saison offenbar für die ganz wichtigen Tore zuständig, der in der Nachspielzeit für den Ausgleich sorgte. Diesmal war es die 83. Minute, als der eingewechselte Ivan Franjic eine Freistoßflanke maßgerecht servierte.
Womit wir bei einem weiteren Punkt sind, der eine für die Kickers lange Zeit komplizierte Partie in der Schlussphase aus Würzburger Sicht doch noch versöhnlich ausklingen ließ: Trainer Marco Wildersinn konnte von der Bank nachlegen. Dass gerade nach der Einwechslung des zuletzt verletzten Franjic das Kampfspiel in der Schlussphase fast nur noch in der Aubstädter Spielhälfte hin und her wogte, war Ausdruck der größeren Reserven der Würzburger – sowohl, was die Qualität der Einwechselspieler angeht, als auch die körperliche Fitness.
Trainer Wildersinn betrachtete die Dinge indes von der anderen Seite: "Man darf nicht vergessen, dass Ivan Franjic ein Spieler ist, den wir derzeit vermissen." Gerne hätte er den Edeltechniker mal wieder vom Start weg gebracht. In Aubstadt reichten gute 25 Minuten immerhin, um die erste Saison-Niederlage zu verhindern.
Die drohte nämlich, weil die Kickers in der ersten Halbzeit bei einer der wenigen Strafraumaktionen der Hausherren ziemlich unsortiert wirkten. Speziell Torhüter Vincent Friedsam machte beim Gegentor durch Martin Thomann keine gute Figur, als er zuvor beim Herauslaufen gegen Aubstadts Michael Dellinger zu spät kam. Gleich zweimal klatschte der Ball an die Latte, ohne dass die Kickers ihn hätten klären können, ehe ihn Thomann dann in die Maschen beförderte. "Da werden wir definitiv nicht mit dem Finger auf Vinni Friedsam zeigen, da haben genügend andere Spieler Aktien drin", kommentierte Wildersinn den kuriosen Gegentreffer.
Allzu hart wollte der Trainer trotz des lange recht mauen Auftritts mit seiner Elf nicht ins Gericht gehen. Der Platz schwer bespielbar, der Gegner völlig zurecht auf Platz drei der Tabelle – so lauteten die Argumente Wildersinns. "Es waren zwei Mannschaften, die leidenschaftlich um den Sieg gekämpft haben", sagte er bei der öffentlichen sogenannten "Pressekonferenz" im proppenvollen Aubstädter Sportheim. Einer Veranstaltung, die es nach dem Willen des Bayerischen Fußballverbandes so in der kommenden Saison nicht mehr geben soll.
Dann wollen die Kickers ohnehin nicht mehr in der Regionalliga kicken. Aubstadts Trainer Grell fand, seine Mannschaft habe den Rothosen schon einmal einen Vorgeschmack darauf gegeben, was in den Aufstiegsspielen so zu erwarten sei. "Das war so etwas wie ein kleines Relegationsspiel vorneweg", sagte er.
Kickers-Gegner in der Relegation zeichnet sich ab
Wer da am 29. Mai und 2. Juni auf die Kickers treffen könnte, "kristallisiert sich", wie Wildersinn feststellt, "langsam heraus". Nachdem Hannover 96 am Wochenende das Topspiel in der Regionalliga Nord bei Phönix Lübeck mit 3:2 gewann, scheint alles auf die zweite Mannschaft des Zweitligisten hinauszulaufen.
Bis dahin freilich hilft das Ziel einer ungeschlagenen Saison, weiter die Spannung hochzuhalten. Den Aubstädtern war die besondere Motivation, den Kickers als erstes Team in dieser Spielzeit eine Niederlage beizubringen, deutlich anzumerken. Das dürfte in Burghausen am Samstag ganz ähnlich sein. Der SV Wacker ist mit 13 Punkten aus fünf Spielen das beste bayerische Regionalligateam 2024. "Eine schwere Woche" sei das für die Kickers, stellte denn auch Sportdirektor Sebastian Neumann fest.
Landespokalsieg, ungeschlagene Saison, DFB Pokal Teilnahme durch Meisterschaft oder Landespokalsieg sind die Kür. Pflicht ist die Relegation zu gewinnen.
Was viele Kickers Fans vergessen, weil sie so geil auf die ungeschlagene Saison und das Double sind ist das darüber Fußballdeutschland nicht mehr redet wenn man die Relegation vermasselt.
Ich denke auch nicht das auch Mannschaft und Verein von diesen Fans beunruhigen lässt der Fokus muss definitiv auf Aufstieg gelegt werden und nicht auf irgendwelche Rekorde oder Pokale.