Sechs Punkte mehr auf dem Konto und dazu noch zwei Nachholspiele in der Hinterhand - die Würzburger Kickers haben ihren Vorsprung an der Spitze der Fußball-Regionalliga Bayern ausgebaut. Während der Tabellenzweite DJK Vilzing seine Partie gegen Kellerkind SpVgg Ansbach mit 1:2 verlor, siegten die Rothosen mit 4:0 gegen den Drittletzten FC Eintracht Bamberg. Nun geht es in der Liga ohnehin nur noch um die mit der Meisterschaft verbundene DFB-Pokal-Qualifikation, die Teilnahme an den Drittliga-Aufstiegsspielen will Vilzing, das keine Lizenz beantragt hat, den Kickers ja gar nicht streitig machen. "Wir müssen die Spannung hochhalten bis zum Schluss, denn dann kommt es drauf an", sagte Kickers-Akteur Tim Kraus trotzdem nach dem 19 Sieg im 25 Ligaspiel dieser Saison.
Am Ende war die Aufgabe gegen Bamberg genau von der Art, wie sie Trainer Marco Wildersinn schon vor Beginn erwartet hatte. Die Viererabwehrreihe der Gäste wurde über weite Strecken der Partie zu "einer pendelnden Sechserkette", wie Wildersinn es beschrieb. Davor ließen sich drei Bamberger Mittelfeldspieler ganz tief in die eigene Hälfte zurückfallen. Blieb nur noch ein einsamer Stürmer, der zehn Meter hinter der Mittellinie in der eigenen Hälfte den ersten Verteidiger gab. Es war eine Menschenwand, die die Gäste vor dem eigenen Tor aufbauten und die es zu umspielen galt.
Das taten die Kickers zu Beginn gar nicht so schlecht. Als aber Saliou Sané, der alleinstehend über das Tor köpfte, und Benyas Junge-Abiol, der einen Kopfball aus kurzer Distanz nicht im Kasten unterbrachte, das frühzeitige 1:0 verpassten, merkte man, dass die Kickers zusehends ungeduldig agierten, wie auch Trainer Wildersinn feststellte: "Man weiß, dass man geduldig bleiben muss, positiv denken muss, nicht in eine Negativspirale geraten darf, sondern nach vertanen Chancen einfach weitermachen muss. Aber das ist auch mir heute in der ersten Halbzeit extrem schwer gefallen." Die Unzufriedenheit und Unruhe, die sich bei Trainer, Spielern und Zuschauern breit machte, wischte dann aber der Kapitän beiseite.
Wie schon beim 1:0-Sieg im Pokal-Halbfinale in Pipinsried, traf schon wieder Peter Kurzweg nach einer Ecke, diesmal getreten von Maximilian Zaiser, per Kopf. Auf ihre Standardstärke können sich die Würzburger verlassen. Und auch auf ihre Abwehr. Wie schon in Pipinsried hatte Wildersinn Kraus als Innenverteidiger aufgeboten, diesmal freilich in einer Viererkette an der Seite des im Pokalwettbewerb gesperrten Marius Wegmann. Eine Rolle, die Kraus erneut mit viel Übersicht und Zweikampfstärke ausfüllte. "Ich persönlich sehe mich eher etwas weiter vorne", sagt der gelernte Mittelfeldspieler zwar, scheint sich mit der neuen Rolle, die er erstmals während der Winter-Vorbereitung ausgefüllt hatte, immer mehr anzufreunden: "Die Flexibilität ist sicher eine meiner Stärken. Ich kann auf vielen Positionen spielen", sagt er.
Bleibt abzuwarten, ob Wildersinn auch am Dienstag im Unterfranken-Duell beim Tabellendritten TSV Aubstadt auf Kraus als Innenverteidiger setzt oder mit Yannick Scholz lieber einen Akteur aufbietet, der eher die Statur eines klassischen Ausputzers besitzt. Die Partie im Grabfeld dürfte schließlich einen ganz anderen Charakter besitzen als das Spiel gegen Bamberg. An der defensiven Grundhaltung der Gäste änderte nämlich auch der Pausenrückstand nichts. Die Oberfranken verteidigten weiterhin vielbeinig das Tor, kassierten aber durch einen leicht abgefälschten 16-Meter-Kracher des auffällig aufspielenden Benjika Caciel das zweite Gegentor.
Caciel, der zu Jahresbeginn seinen Stammplatz auf dem rechten Flügel verloren hatte und beim 1:1 gegen Buchbach vor zwei Wochen aus disziplinarischen Gründen komplett aussetzen musste, war es auch, der das 3:0 durch Sané, der den Ball nur noch in die Maschen drücken musste, vorbereitete. Kurz zuvor hatte Jonas Hartwig mit einem Lattenkopfball im Anschluss an eine Ecke die einzige echte Bamberger Torchance gehabt. Wildersinn sprach hernach von "einem Schreckmoment". Ansonsten hatte die Kickers-Defensive die Lage aber komplett im Griff. So bleibt es dabei, dass im Jahr 2024 noch kein Gegner in Pflichtspielen gegen die Kickers getroffen hat. Viermal spielten die Rothosen zu Null. Das Buchbacher 1:1 fiel durch ein Eigentor von Ivan Franjic.
Der Mittelfeld-Freigeist fehlte am Samstag nach wie vor angeschlagen. In den Trainingseinheiten ist Franjic zwar meist mit von der Partie, plagt sich aber nach wie vor mit Problemen herum. Zuletzt wurde ihm Flüssigkeit aus dem Oberschenkel entnommen. Schon bald soll er aber wieder auf dem Feld stehen. Dominik Meisel war indes schon gegen Bamberg zur Halbzeit wieder eingewechselt worden. Auch er hatte in Pipinsried angeschlagen aussetzen müssen. Eine Woche später sorgte er mit seinem sechsten Saisontor für den 4:0-Endstand.
Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
FC Würzburger Kickers - FC Eintracht Bamberg
Würzburg: Friedsam - Montcheu, Wegmann, Kraus, Kurzweg - Wessig (72. Scholz), Zaiser, Karimani (76. Haas) - Caciel (68. Moll), Sané (76. Sausen), Junge-Abiol (46. Meisel).
Bamberg: Dellermann - Popp, Auer, Hartwig, Schmitt - Baumgartl (59. Ljevsic), Hack (86. Gebhart), Reischmann, Reck (59. Leistner), Schneider (11. Linz) - Strasser (59. Strasser).
Schiedsrichter: Simon Schreiner (Pfarrkirchen).
Zuschauende: 1886.
Tore: 1:0 Peter Kurzweg (43.), 2:0 Benjika Caciel (53.), 3:0 Saliou Sané (69.), 4:0 Dominik Meisel (84.).