Der Spitzenreiter der Fußball-Regionalliga Bayern wankte, aber er fiel nicht. Die Würzburger Kickers sind auch nach 31 Partien in Pokalwettbewerb und Liga weiter ungeschlagen. Beim 1:1 im Unterfranken-Duell beim Tabellendritten TSV Aubstadt kamen die Kickers aber erst spät auf Touren.
Es lief im Grabfeld die 25.Minute, als auch dem und der Letzten unter den Besucherinnen und Besuchern klar wurde, dass an diesem Tag den Aubstädtern tatsächlich das möglich sein könnte, was bislang in dieser Saison 25 Vereine vergeblich versucht hatten: ein Sieg gegen die Würzburger Kickers. Der unbezwungene Tabellenführer geriet da nämlich mit der im Grunde einzigen echten Torchance in der ersten Spielhälfte in Rückstand und das auf durchaus ungewöhnliche Art und Weise.
Hoch und weit war der Ball in den Würzburger Strafraum getreten worden, wenig überraschend in einer Partie in der beide Teams fußballerisch selten durchsetzen konnten. Kickers-Torhüter Vincent Friedsam, in den letzten Wochen nur äußerst selten einmal richtig gefordert, schätzte die Flugkurve des Spielgeräts falsch ein und bekam rund zehn Meter vor dem Tor den Ball im Luftduell mit Aubstadts Solo-Stürmer Michael Dellinger nicht zu fassen und blieb am Boden liegen. Dellingers Kopfball prallte an die Latte, auf den Fuß Marvin Weiß, der auch den Nachschuss an die Latte donnerte. Auch der nächste Abpraller fiel einem Aubstädter vor die Füße: Martin Thomann machte dem Billiardspiel im Strafraum dann ein Ende und drosch den Ball zur Führung für die Gastgeber in die Maschen.
Erst zum dritten Mal überhaupt in dieser Saison lagen die Würzburger in Rückstand. Beim 3:2 in Illertissen reichte es noch für drei Punkte, beim 1:1 retteten der Tabellenführer mit einem Tor in der Nachspielzeit noch ein Remis. Und diesmal? Da gab es lange Zeit nur wenig, was den Kickers Hoffnung machen konnte, die Wende zu schaffen. Dass die Würzburger ihre beste Chance der ersten Halbzeit selbst zunichte machten, als sich Saliou Sané und Benjika Caciel gegenseitig beim Torschuss hinderten, stand stellvertretend für einen äußerst fahrigen Auftritt der Gäste in Halbzeit eins.
In der Pause reagierte Würzburgs Trainer Marco Wildersinn und stellte um: Aus der Viererabwehr wurde eine Dreierkette. Eine Veränderung, die zunächst freilich etwas Unordnung in die eigenen Reihen brachte. Aubstadt hätte daraus gut und gerne Kapital schlagen können. Zunächst rauschte eine Hereingabe von Leon Heinze an Freund und Feind vorbei und klatschte an den Pfosten des Kickers-Kastens. Da hätte Friedsam nur hinterher schauen können (52.). Nicht einmal eine Minute später schien Friedsam bereits geschlagen, aber Thomann verpasste aus 20 Metern das leere Kickers-Tor. Die Kickers taumelten in dieser Phase wie noch nie in dieser Saison.
Es dauerte eine gute Stunde bis es der Spitzenreiter schaffte seinerseits besser in die Gänge zu kommen. Caciel hatte die dicke Chance zum Ausgleich, als er sich zunächst im Laufduell auf und davon lief, dann aber am stark reagierenden TSV-Keeper Vladyslav Vertiei scheiterte. Ein Weckruf für die Würzburger, die nun zumindest etwas entschlossener wirkten, aber trotz der Einwechslung von Mittelfeld-Freigeist Ivan Franjic spielerisch selten zum Erfolg kamen. Wirklich Torgefahr konnte die Wildersinn-Elf lange Zeit nicht erzeugen.
Dann aber bliesen die Gäste doch noch zur Schlussoffensive: In der 83. Minute hatte der eingewechselte Tim Sausen den Ausgleich auf dem Fuß. Doch der Angreifer scheiterte freistehend am erneut starken Vertiei. So war es dann wieder eine Standardsituation, der den Kickers den Ausgleich brachte. Einen Franjic-Freistoß köpfte Marius Wegmann zum 1:1 in die Maschen (83.). Nun waren es die Hausherren die wankten. Die Kickers spielten ihre körperliche Überlegenheit aus, erzeugten viel Druck und hätten bei einem Lattenkracher von Benyas Junge-Abiol um ein Haar noch den Siegtreffer erzielt.
Aubstadt: Vertiei -Kireski, Behr, Hüttl, Kireski, Heinze - Hartman (80. Köttler), Stahl (62. Trunk) - Langhans (85.), Weiß (62. Bieber), Thomann (72. Pitter) - Dellinger.
Würzburg: Friedsam - Montcheu (72. Junge-Abiol), Kraus, Wegmann, Kurzweg - Meisel (65. Franjic), Zaiser, Wessig (46. Scholz) - Caciel (79. Sausen), Sané, Karimani (72. Moll).
Schiedsrichter: Johannes Hamper (Kulmbach).
Zuschauende: 1911.
Tore: 1:0 Martin Thomann (23.), 1:1 Marius Wegmann (83.)