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Würzburg
Kapitän der Würzburg Baskets war auf Mission für Mormonen: Die enorme Rolle der Religion im Leben von Zac Seljaas
Zac Seljaas ist Mormone und war in den USA zwei Jahre lang im Namen der religiösen Gruppe unterwegs. Sein Glaube hat auch positive Effekte auf seinen Sport.
Zac Seljaas ist Kapitän der Würzburg Baskets. Neben dem Basketball spielt Religion in seinem Leben eine große Rolle.
Foto: Silvia Gralla | Zac Seljaas ist Kapitän der Würzburg Baskets. Neben dem Basketball spielt Religion in seinem Leben eine große Rolle.
Lukas Eisenhut
 |  aktualisiert: 31.01.2025 02:38 Uhr

Schlechte Erfahrungen habe er auf seiner Mission ständig gemacht, wenn er bei Leuten klingelte, sagt Zac Seljaas. "Wir wurden angeschrien, angespuckt, mit Müll beworfen. Wir haben alles mitgemacht." Der Kapitän des Basketball-Bundesligisten FIT/One Baskets Würzburg  ist US-Amerikaner – und streng religiös. Aufgewachsen in Bountiful in Utah, ist der 27-Jährige Anhänger der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", besser bekannt als Mormonen.

Zum Gespräch über seinen Glauben kommt Seljaas frisch geduscht aus dem Baskets-Trainingszentrum an der Frankfurter Straße. Schwarze Hose, weißes T-Shirt, den Kult-Vokuhila bedeckt eine Kappe der "Brigham Young University", Seljaas' Hochschule in Utah.

Schlechte Erfahrungen, ja – aber der 27-Jährige ist trotzdem sichtlich begeistert, wenn er von seiner Mission für die Mormonen spricht. "Ich habe es geliebt." Für ihn sei das die Möglichkeit gewesen, "verschiedene Leute zu treffen und über den Tellerrand hinauszuschauen".

Seit 2023 spielt Seljaas bei den Baskets. Seine Profikarriere startete der 27-Jährige, der schon am College Basketball spielte, 2021 in der Slowakei. Von dort aus ging es nach Georgien. In der Saison 2022/23 führte er die Tigers Tübingen als bester Spieler der 2. Basketball Bundesliga ProA zur Vizemeisterschaft und wechselte nach der Spielzeit nach Würzburg.

Seljaas: Mormonen wollen Religion nicht verkaufen

Auf der Mission, das betont Seljaas, gehe es nicht darum, Leute für die eigene Kirche anzuwerben. "Wir ziehen nicht los, um dir Religion zu verkaufen." Es gehe darum, "dass die Leute Fröhlichkeit und Freude in ihren Leben haben".

Und wenn dafür ein Haus ausgeräumt werden muss, dann werden eben Möbel geschleppt. Niemand werde gezwungen, an Gott zu glauben. "Wenn du daran Freude hast, an nichts zu glauben, dann ist das toll. Wir können trotzdem Freunde sein", sagt der Basketballer.

Kritik am Umgang mit Homosexualität

So authentisch offen sich Seljaas gegenüber anderen Lebensmodellen äußert – die Glaubensgruppe der Mormonen wird von verschiedener Seite häufig mit Homophobie in Verbindung gebracht.

So heißt es etwa im "Church Educational System Honor Code", dem Ehrenkodex des kirchlichen Bildungssystems, an Seljaas' Universität BYU, gegründet und geleitet von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage: "Führen Sie ein keusches und tugendhaftes Leben, einschließlich des Verzichts auf sexuelle Beziehungen außerhalb der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau. Zu einem keuschen und tugendhaften Leben gehört auch, auf gleichgeschlechtliches romantisches Verhalten zu verzichten."

In Deutschland zählt die religiöse Gruppe nach eigenen Angaben 40.000 Gläubige und 150 örtliche Gemeinden. Im vergangenen Jahr sagte Sprecher Ralf Grünke in einem Podcast des Deutschlandfunks zu dem Thema: "Homosexualität existiert und sie findet statt. Und unsere Kirche wird zu diesem Thema sprachfähiger, wir lernen da."

Grünke zitierte M. Russell Ballard, bis 2023 Mitglied im Kollegium der Zwölf Apostel der Kirche. Dieser habe gesagt, "dass wir lernen müssen, besser zuzuhören, wenn unsere LGBTQIA+-Gläubigen sprechen. Und dass wir auch lernen müssen, ihnen Räume zu schaffen, damit sie sich als Teil unserer Kirche fühlen können."

Seljaas nimmt europäische Kultur gerne mit in die USA

Auf Homophobie bei den Mormonen angesprochen, sagt Seljaas: "Wir glauben, dass wir als Ehemann und Ehefrau ein Leben nach dem Leben auf der Erde führen können. Das heißt aber nicht, dass wir Homosexualität nicht unterstützen."

Mormonen glauben "an Partnerschaft", sagt der US-Amerikaner. "Und dass wir es verdienen, einen Partner zu haben, jemanden, der uns hilft." Dies bedeute nicht, dass er gleichgeschlechtliche Ehe ablehne.

Für Zac Seljaas ist es eine große Sache, einen Sohn zu haben, der in Würzburg geboren wurde.
Foto: Silvia Gralla | Für Zac Seljaas ist es eine große Sache, einen Sohn zu haben, der in Würzburg geboren wurde.

Für ihn seien auch schwule Mitspieler kein Problem: "Wir unterstützen jeden. Die Welt ist so negativ. Wir müssen Leuten eine Stütze sein." Daher sei er so gerne in Übersee: "Du lernst verschiedene Kulturen und Lebensmodelle kennen." Diese mit nach Hause in die USA zu nehmen und dort Leuten näherzubringen, mache ihm viel Spaß.

Die Mission der mormonischen Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren dauere zwei Jahre, erzählt Seljaas. Diese Reise sei aber keine Verpflichtung. Dass er selbst einmal auf Mission gehen würde, sei ihm früh klar gewesen: "Religion ist für meine Familie sehr wichtig. Es hieß immer: Gott zuerst, Familie als Zweites." Nach dem Aufstehen stand erst mal das Morgengebet an, sonntags ging man als Erstes in die Kirche. 

Während der Mission lange von der Familie getrennt

Während seiner Mission war der Basketballer lange von der Familie getrennt. Der einzige Kontakt: E-Mails, einmal die Woche. "Es ist wirklich hart. Aber es hilft dir, erwachsen zu werden", sagt der US-Amerikaner. Unterwegs gebe es immerhin ältere Ehepaare als Ansprechpartner, die helfen und unterstützen.

Inzwischen hat der 27-Jährige selbst drei kleine Kinder. "Es war immer Teil des Plans, eine große Familie zu haben." Sollten seine Söhne keinen Weg zur Religion finden – er bliebe entspannt, meint Seljaas. "Wir können alle alleine denken. Das hat uns Gott gegeben. Wir werden von niemandem kontrolliert, und ich kontrolliere meine Kinder nicht." Er sei da, um ihnen zu helfen. "Wenn sie Dinge, die ich glaube, infrage stellen wollen, haben sie zu 100 Prozent das Recht dazu."

Sein dritter Sohn sei ein Grund gewesen, in Würzburg zu bleiben und weiter für die Baskets zu spielen, sagt Seljaas. "Es war eine große Sache, dass er hier auf die Welt kam. Wir lieben die Stadt. Und sagen zu können, dass wir einen Sohn aus Würzburg haben, ist großartig."

Kein Kaffee, keine Zigaretten, wenig Fleisch: Religion als Hilfe beim Sport

Bei den Baskets ist Seljaas' Religion übrigens kein großes Thema. Zwar spreche man ab und zu darüber, erzählt Mitspieler Max Ugrai. Aber der US-Amerikaner gehe niemandem in der Mannschaft damit auf den Geist.

Sein Glaube nützt dem Mormonen Seljaas auch als Basketballspieler. Im "Word of Wisdom", dem "Wort der Weisheit", heißt es beispielsweise, dass die Mormonen ihren Körper "sauber" halten sollten. Das heißt für die Gläubigen: kein Kaffee, kein Tee, keine Zigaretten. Und der Kapitän der Baskets achtet streng auf seine Ernährung: Er isst nur selten Fleisch, vor allem aber Gemüse und Obst. Genau das Richtige für einen Basketball-Profi, wie er sagt.

Die Baskets in Hamburg

Kommender Gegner der Würzburg Baskets sind die Veolia Towers Hamburg. Anwurf in der Hansestadt ist am Sonntag, den 26. Januar, um 16.30 Uhr. Die Norddeutschen stehen aktuell mit einer Bilanz von sechs Siegen und neun Niederlagen auf dem 14. Tabellenplatz. Die Unterfranken (Platz fünf) könnten mit einem Erfolg ihren zehnten Saisonsieg einfahren (sechs Niederlagen).
Quelle: lei
 
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