zurück
Basketball: Bundesliga
Die Baskets machen Fortschritte – und verlieren trotzdem erneut
Beim 70:82 gegen Alba Berlin ärgert s.Oliver Würzburg den Titelverteidiger gut 36 Minuten lang. Am Ende fehlen dann aber Energie und Erfahrung, sagt jedenfalls der Trainer.
Großer Kampf: Berlins Ben Lammers (links) und Würzburgs Craig Moller im Streit um das Spielgerät.
Foto: Heiko Becker | Großer Kampf: Berlins Ben Lammers (links) und Würzburgs Craig Moller im Streit um das Spielgerät.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 13.02.2024 22:22 Uhr

Nicht nur der Anhang hatte nach dem jüngsten Auftritt eine Reaktion erwartet. Der Kapitän hat sie auch öffentlich von seinen Mannschaftskollegen eingefordert. Und, tja, was darf man festhalten? Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg hat tatsächlich eine Reaktion gezeigt am Sonntagnachmittag in der Partie gegen den Titelverteidiger Alba Berlin. Dass unterm Strich dann trotzdem die 13. Niederlage im 16. Spiel dieser Saison stand, macht die Angelegenheit für die Baskets umso bitterer.

Zumal die Hausherren den turmhohen Favoriten gut 36 Minuten lang nach Kräften ärgerten und bis drei Minuten und 50 Sekunden vor Ultimo, als sie gerade einmal mit zwei Pünktchen hinten lagen (64:66), tatsächlich auch eine reelle Chance auf den Sieg hatten. Über weite Strecken dieser lange Zeit spannenden und auch ziemlich kurzweiligen Begegnung führten die Baskets sogar, zwischendurch auch mehrfach mit acht Punkten Vorsprung. Wären die Würzburger in den 15 Begegnungen zuvor häufiger mit einer Einstellung wie am Sonntagnachmittag aufgetreten, hätten sie öfter so viel Verve gezeigt und ähnlich viel Leidenschaft – es stünden ganz bestimmt mehr als die mickrigen drei Siege auf ihrer Habenseite.

Spiel verpasst? Hier geht's zum Liveticker zum Nachlesen.

So aber blieb den Baskets nach dem 70:82 (40:38) nichts wirklich Zählbares – aber die elfte Pflichtspielniederlage in Serie taugte ihnen zumindest dafür, wieder etwas optimistischer in die Zukunft und damit auf den Kampf gegen den Abstieg zu blicken: Trainer Sasa Filipovski war "insgesamt zufrieden mit dem Spiel" und freute sich "für meine Spieler über den Kampf und den Einsatz, den sie heute gezeigt haben". Besonders angetan zeigte er sich von "der Energie und der sehr guten Einstellung: Das ist die Art, wie wir jedes Spiel angehen müssen. Es ist wichtig für die Spieler, das zu erkennen."

Sprungball: Desi Rodriguez (vorne) und Berlins Jonas Mattisseck.
Foto: Heiko Becker | Sprungball: Desi Rodriguez (vorne) und Berlins Jonas Mattisseck.

Einer tat das direkt nach dem Ertönen der Schlusssirene auf jeden Fall: Der Deutsch-Australier Craig Moller analysierte das Geschehene ähnlich treffsicher, wie er mit seinen 17 Punkten zuvor auf dem Parkett gewesen war (seine starke Vorstellung komplettierte er mit zahlreichen gelungenen Defensivaktionen und mit zehn Rebounds): "Man kann ein Spiel verlieren und trotzdem Fortschritte machen", sagte der 27-Jährige. "Natürlich sind wir enttäuscht, das Spiel verloren zu haben, nachdem wir drei Viertel richtig gut gespielt haben und bis kurz vor Schluss in einer guten Position waren."

Moller blickte aufs Große und Ganze: "Da haben wir uns heute deutlich verbessert und mehr die Art von Basketball gezeigt, die wir spielen wollen." Dabei waren die Voraussetzungen vor dem Sprungball gar nicht rosig: Außer auf Aigars Skele, der außer mit einer Blutblase offenbar auch noch mit Rückenschmerzen zu kämpfen hat, musste Filipovski auch auf William Buford verzichten. Dem nach Desi Rodriguez (13,3 Punkte im Schnitt) mit gut zwölf Punkten pro Partie zweitbesten Werfer der Baskets zwickt's im Knie. Den Berlinern fehlte ihr schwedischer Scharfschütze Marcus Eriksson, ihr mit durchschnittlich 13,5 Zählern Treffsicherster, und ihr Konstantester, Luke Sikma wurde in Würzburg geschont und schaute sich das Treiben von hinter der Bande aus an. Genauso wie drei Viertel lang Berlins Spielmacher Nummer eins, Nationalspieler Maodo Lo.

Berlins Spielmacher Maodo Lo (rechts, mit Julius Böhmer) entschied die Partie letztlich mit einem Kurzeinsatz im letzten Viertel.
Foto: Heiko Becker | Berlins Spielmacher Maodo Lo (rechts, mit Julius Böhmer) entschied die Partie letztlich mit einem Kurzeinsatz im letzten Viertel.

Und was der Berliner Kapitän und sein Stratege da erst einmal sahen, konnte ihnen ganz bestimmt nicht gefallen. Dass selbst nur ein paar hundert Zuschauer einen ganz schönen Lärm verursachen können, bewiesen die anwesenden oropaxverkaufsfördernd. 785 Zuschauer waren aufgrund der Lockerungen der Corona-Beschränkungen der bayerischen Staatsregierung zugelassen, unter 2G-plus-Regel und mit FFP2-Maskenpflicht auch am Sitzplatz. 650 sind letztlich gekommen. Natürlich hat das sehr viel mit der aktuellen Situation zu tun und der Angst vieler Menschen, sich bei einer größeren Menschenansammlung in einem letztlich geschlossenen Raum wie einer Turnhalle womöglich doch die Omikron-Variante einzufangen. In Würzburg lag der Inzidenzwert am Sonntag bei 1939,3, knapp 800 über dem bundesweiten Wert.

RedPassion, einer der beiden Fanklubs der Baskets, hatte bereits am Sonntagvormittag im Internet verkündet, auf Unterstützung vor Ort zu verzichten, begründete dies mit dem "unberechenbaren Pandemietreiben" und betonte, dass der Verzicht des Hallenbesuchs "komplett unabhängig von der momentanen sportlichen Situation" sei. Was womöglich tatsächlich für die eingefleischtesten der eingefleischten Anhänger gelten mögen könnte – für die nicht in einem Fanklub organisierten Rest-Sympathisanten könnten die zuletzt gezeigten Leistungen freilich tatsächlich ein Hinderungsgrund gewesen sein, den Sonntagnachmittag in der Halle zu verbringen. Zudem: Offenbar traute so mancher im Anhang den Baskets nicht erneut eine solche Überraschung zu  wie Anfang November, als sie vor über 2000 Zuschauern den damals genauso Euroleague gestressten wie darauf fokussierten FC Bayern München mit 90:70 aus der Halle warfen.

Die Bedingungen erschienen günstig

Auch wenn die Würzburger daran schnupperten: Letztlich gelang es ihnen tatsächlich nicht, wobei die Bedingungen gegen Alba selten so günstig schienen: Die Berliner hatten nach ihrer Corona-bedingten Zwangspause nach elf positiven Fällen vor dem Gastspiel am Main unter der Woche Euroleague-Stress. Am Dienstag unterlagen sie trotz ordentlicher Vorstellung in Tel Aviv 78:87, am Freitag in München nach mindestens genauso engagiertem Auftritt mit 56:62. Am Sonntag, dem sechsten Spiel in 13 Tagen und mit den nächsten beiden Euroleague-Partien kommende Woche gegen Kasan und bei ZSKA Moskau vor der Brust, hat es dann letztlich auch dank Maodo Los acht Minuten und 43 Sekunden im Schlussviertel trotzdem noch gereicht.

"Wir haben gute drei Viertel gespielt", sagte Filipovski, und "dann hatten wir nicht mehr genug Energie und Erfahrung für die letzten Minuten des Spiels", sagte Filipovski noch. Daran gilt es zu arbeiten. Am Donnerstag geht es nach Braunschweig, einem einst angedachten Konkurrenten auf Augenhöhe. Die Niedersachsen haben aber bereits vier Siege mehr auf dem Konto als die Baskets. Die Partie der Niedersachsen gegen Kellerkind Gießen ist aufgrund von Corona-Fällen bei den Hessen am Samstag ausgefallen. All die am Sonntag gezeigten Fortschritte helfen den Baskets freilich nicht wirklich, sollten weiterhin die nötigen Siege ausbleiben. Der Dienstplan vor der Länderspielpause Mitte Februar bietet genügend Herausforderungen: Kurz nach dem Ausflug nach Braunschweig geht es erneut gegen Bamberg (6.2.), dann nach Hamburg (11.2.) und gegen Bonn (16.2.). Und im März folgen dann drei Heimspiele in Serie: Ulm (4.3.), Crailsheim (12.3.) und Heidelberg (19.3.). Sehr wegweisende  Wochen für die Baskets. Und damit auch für den Bundesliga-Standort Würzburg.

Die Statistik des Spiels

Basketball, Bundesliga Männner:
s.Oliver Würzburg - Alba Berlin 70:82 (17:20, 23:18, 15:12, 15:32)
 Würzburg: Moller 17 (10 Rebounds), Hunt 15, Rodriguez 12, Böhmer 8, Parodi 7 (5 Vorlagen), Hoffmann 6 (9 Rebounds), King 3, Stanic 2, Albus, Ramirez Montero, Ndi.
Top-Scorer Berlin: Zoosmann 14, Olinde 11, Blatt 8, Smith 8
Rebounds: 32 – 44
Korbvorlagen: 12 – 26
Ballverluste: 13 – 17
Treffer aus dem Feld: 28/65 (43 %) – 30/63 (48 %)
Dreier: 6/20 (30 %) – 8/25 (32 %)
Freiwürfe: 8/12 (67 %) – 14/21 (67 %)
Zuschauer: 650
Quelle: s.Oliver Würzburg
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Thomas Brandstetter
ALBA Berlin
Energie
Erfahrung
FC Bayern München
Trainer und Trainerinnen
Würzburg Baskets
s.Oliver Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top