
Während TSV-Trainer Markus Köhler "einen glücklichen Punkt" zusammenfasste, gestand FV-Coach Philipp Eckart, "maximal enttäuscht" über dieses Ergebnis zu sein: Der Würzburger FV und der TSV Karlburg trennten sich in der Fußball-Bayernliga Nord mit 1:1 (1:0) und demzufolge auch mit unterschiedlichen Gemütslagen.
Schon vor einer Woche, nach dem verlorenen Heimspiel gegen die DJK Gebenbach (1:2), hatten die Nullvierer den Platz im Gefühl verlassen, Punkte verpasst zu haben. Im Vergleich zu jener Partie änderte sich ihre Startelf zweimal, da Jannis Vierneisel auf der rechten Abwehrseite verteidigte und Max Schebak über rechts stürmte. Ferner tauschten Adrian Istrefi und Simon Schäffer im Mittelfeld die Positionen. Istrefi agierte defensiver, neben Moritz Lotzen auf der doppelten Sechs, Schäffer offensiver. Er war hinter und bisweilen neben Sturmspitze Fabio Hock zu finden.
WFV hat mehr den Ball, verfängt sich aber sehr oft im Klein-Klein
Die Gäste änderten ihre Anfangsformation nach der vorherigen Niederlage gegen den VfB Eichstätt (1:4) einmal, indem der zuletzt fehlende Max Lambrecht auf seinen Platz neben Marvin Schramm in der Innenverteidigung zurückkehrte.
Die 666 Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Sepp-Endres-Sportanlage, die bislang größte Kulisse in dieser Saison an der Mainaustraße, sahen in beiden Halbzeiten den WFV mit mehr Ballbesitz. Zahlreiche Abschlussgelegenheiten resultierten aus diesem Vorteil, wobei sich die Gastgeber vor dem gegnerischen Tor zu häufig im Klein-Klein verfingen und den Ball an die konzentriert verteidigenden Karlburger verloren.

Was aufs Tor kam, wenn die Nullvierer mal nicht den Ball in den Kasten zu tragen versuchten, sondern schnörkellos den Abschluss suchten, parierte TSV-Torhüter Linus Eiselein, Karlburgs bester Akteur und der Garant für den Punktgewinn seiner Elf. So hielt der 20-Jährige gegen Steffen Krautschneider (10., 36.), Hock (23.) und Schebak (27.).
Karlburg lässt den Ball im Angriff über mehrere Stationen laufen
Ihre Führung hatten die Zellerauer einer Einzelaktion von Krautschneider zu verdanken, die endlich einmal jene Klarheit hatte, die viele andere Aktionen nicht hatten. Aus 20 Metern zog der 33-Jährige ab, nachdem er, von Schäffer mit einem Rückpass angespielt, ein weiteres Mal von links nach innen gezogen war. Sein Schuss flog im hohen Bogen über Abwehr und Torhüter und senkte sich im rechten unteren Eck ins Tor (42.).
Während die Blauen vorne den Ball auf zu engem Raum zu behaupten versuchten, ließen sie hinten große Weiten offen. Die Karlburger nutzen den ihnen geschenkten Platz allzu gerne für entlastende Gegenstöße und zeigten, dass auch sie in der Lage dazu sind, den Ball im Angriff über mehrere Stationen laufen zu lassen. Das gelang ihnen vor allem über die linke Seite, auf der Andre Rumpel (13., 32.) und Sebastian Fries (24.) den Abschluss suchten.
Das 1:0 zur Halbzeitpause erweckte den Eindruck, dass ein erfahrenerer Bayernliga-Gegner die Nullvierer für ihre Nachlässigkeiten längst bestraft hätte. Häufiger den Abschluss zu suchen, schien Marcel Fischer aufseiten des WFV als Erster nach dem Seitenwechsel umsetzen zu wollen, zog aus 30 Metern ab und verfehlte das TSV-Tor nur knapp (51.).
Gegentor fällt nach Ballverlust und trotz Überzahl beim Verteidigen
Nach einem Fehlpass der Blauen kurz vor der Mittellinie spielte Florian Gutheil schnell nach vorne auf Rumpel, der sich im Zweikampf behauptete und auf Jan Martin ablegte. Er passte von rechts im Strafraum quer auf den freistehenden Fries, der den Ball nur ins leere Tor schieben musste (54.), da sich André Koob, der sein 250. Bayernliga-Spiel für den WFV bestritt, zuvor Martin entgegengeworfen hatte.

Ärgerlich für die Blauen war, dass sie mit vier gegen zwei Mann in Überzahl waren, doch es ihnen nicht gelang, diese Situation zu klären. "Erbärmlich verteidigt", urteilte Eckart hart. "So ist es schwierig, dass wir endlich mal wieder zu null spielen." Das war ihnen erst zweimal gelungen – in Münchberg (2:0) und im Hinspiel in Karlburg (1:0).
Was auf den Ausgleich folgte, war ein Spiel auf ein Tor. Die Karlburger kamen kaum mehr über die eigene Spielhälfte hinaus, während den Gastgebern entweder im Abschluss nur Zentimeter fehlten (Schebak, 58.), Karlburgs Torhüter stark parierte (Hock, 64.) oder Pfosten (Istrefi, 70.) und Latte (Nicolas Reinhart, 76.) im Weg standen.
Karlburg zu Hause gegen Ingolstadt II, WFV bei Jahn Regensburg II
"In den letzten 20 Minuten ist der Druck immer größer geworden", stellte TSV-Coach Markus Köhler fest. "Davor haben wir es besser gemacht und weniger Chancen zugelassen." Jedoch seien er und seine Spieler "natürlich froh über den Punkt". Der in der Tabelle aber nicht hilft, weil die vor Karlburg stehenden Mannschaften ebenfalls gepunktet haben. So vergrößerte sich der Rückstand auf einen Abstiegsrelegationsplatz auf sechs Punkte. Der TSV tritt am nächsten Samstag, 16. November, zu Hause gegen den FC Ingolstadt II an (14 Uhr).
FV-Trainer Philipp Eckart sagte, er sei "extrem gefrustet", aber "selbst schuld, wenn man eine Vielzahl von Torchancen nicht nutzt". Der WFV stieg mit dem Unentschieden in der Bayernliga-Tabelle sogar um eine Position auf Platz sechs und tritt mit jetzt 30 Punkten am nächsten Samstag, 16. November, beim SSV Jahn Regensburg II (16 Uhr) an.
Fußball: Bayernliga Nord, Männer
Würzburger FV – TSV Karlburg 1:1 (1:0)
Würzburg: Koob – Vierneisel, M. Fischer, Hansen, Reinhart – Lotzen (69. Engelking), Istrefi (69. Röthlein) – Schebak (77. Wild), Schäffer, Krautschneider – Hock (69. Herbert).
Karlburg: Eiselein – Tudor, Schramm, Lambrecht, Winter – Gutheil (78. Jordan), Wabnitz – Leibold (68. Karle), Martin (86. Jeni), Fries – Rumpel (58. Kunzmann).
Schiedsrichter: Maximilian Riedel (FC Horgau). Zuschauende: 666. Tore: 1:0 Steffen Krautschneider (42.), 1:1 Sebastian Fries (54.).