Er lächelte tapfer, stimmte sogar die Sieger-"Humba" vor dem Fanblock an. Doch die glasigen Augen wenige Minuten später beim Interview gaben einen ersten Einblick in die tatsächliche Gefühlswelt von Julius Böhmer. "Ich bin ein bisschen gebrochen, klar. Es ist schade, dass es so laufen musste. Aber fürs Team freut es mich natürlich, für die Stadt. Wahnsinn, wie die Jungs das wieder hinbekommen haben", sagte der 22-Jährige, auf Krücken gestützt und mit einer dicken Bandage ums linke Knie, nach dem entscheidenden 75:72 (36:31)-Erfolg seiner Würzburg Baskets im vierten Play-off-Viertelfinalspiel gegen ratiopharm Ulm und dem damit verbundenen Halbfinaleinzug um die deutsche Basketball-Meisterschaft.
3:23 Minuten waren im dritten Viertel gespielt, als das Baskets-Eigengewächs beim Zug zum Korb bei der Landung wegknickte und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Parkett liegenblieb. Gestützt auf Physiotherapeut Nico Brendel und einen weiteren Team-Betreuer verließ Böhmer humpelnd das Spielfeld. Den Rest der Partie verfolgte er hinter der Bande mit einem dicken Eisbeutel an der maladen Stelle. "Ich habe leichte Schmerzen. Was es genau ist, weiß ich noch nicht. Ich kann es schlecht einschätzen, ich habe so etwas ja bislang noch nicht gehabt", sagte der Guard.
Böhmer lieferte sein bestes Saisonspiel
Ein MRT am Samstag sollte Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Und tat es: Kreuzbandriss. Nach dem Ausfall von US-Spielmacher Otis Livingston II (Innenbandriss im Knie) in der ersten Partie der Ulm-Serie rückte Böhmer in die Start-Formation – und lieferte am Freitagabend seine bislang beste Partie ab. Zehn Punkte hatte er bis zu seinem Ausscheiden als bis dato bester Baskets-Werfer erzielt, dabei zwei Dreier versenkt, einen Fast-Break mit einem krachenden Dunking abgeschlossen und in der Verteidigung Ulms Kapitän Thomas Klepeisz (null Zähler) zur Bedeutungslosigkeit verdammt.
Als "X-Faktor" bezeichneten dyn-Kommentator Stefan Koch und Experte Luis Figge (Gießen 46ers) hernach den Würzburger, der diese Saison gesundheitsmäßig alles andere als vom Glück verfolgt ist. Erst hatte ihn zu Saisonbeginn eine hartnäckige Schambeinentzündung monatelang außer Gefecht gesetzt. Dann brach er sich nach seinem Comeback im März den kleinen Finger.
Rechtzeitig zu den Play-offs hatte sich Böhmer wieder in Form gebracht. Nun aber droht der nächste längerfristige Ausfall. "Natürlich bin ich traurig, aber auch unglaublich stolz, dies alles hier mitzuerleben und Teil dieser Mannschaft zu sein", sagte der tragische Held der Baskets.