Die Würzburg Baskets stehen im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. In einer an Spannung kaum zu überbietenden Partie trotzten die Würzburger etlichen Widrigkeiten, wie der möglicherweise schweren Verletzung eines weiteren Spielers und setzten sich am Ende überraschend mit 75:72 (36:31) gegen den deutschen Meister ratiopharm Ulm durch. "Ich bin sehr stolz, es war ein unglaublicher Kampf. Danke an alle, an meine Spieler, die Fans und mein Trainerteam. Und danke an Gott", sagte Würzburgs Trainer Sasa Filipovksi nachdem er vor den euphorisierten Fans gefeiert wurde.
Nachdem es beim Würzburger Sieg am Mittwoch mit drei unsportlichen und zwei technischen Fouls, inklusive eines später zurückgezogenen Protests der Würzburger, doch sehr hitzig und körperlich zugegangen war, schickte die Liga am Freitagabend ihren wohl besten Schiedsrichter. Robert Lottermoser ist einer der beiden deutschen Referees in der höchsten europäischen Liga, der Euroleague. Als Crew Chief führte er das Team um Christoph Madinger und Dennis Sirowi.
Klassen trotz Verletzung in der Startaufstellung
Owen Klassen, der am Mittwoch nach dem Spiel noch in der Uni-Klinik wegen seiner Nackenverletzung untersucht worden war, trug zwar ein Tape über der betroffenen Stelle, war aber wie gewohnt in der Startaufstellung, wo auch wieder Eigengewächs Julius Böhmer stand. Der 22-Jährige hatte den Großteil der Saison wegen einer Schambeinentzündung und eines gebrochenen Fingers verpasst, muss nun aber wegen der Verletzung von Otis Livingston II, der mit einem Innenbandriss den Rest der Saison verpassen wird, mehr Zeit auf dem Feld verbringen.
Beide Teams starteten nervös. Nach fünf Minuten stand es 7:5 für die Baskets und beide Mannschaften hatten zusammen schon sieben Mal den Ball dem Gegner geschenkt. Anschließend setzten sich die Würzburger bis auf 16:5 ab, mussten aber dann drei Ulmer Dreipunktwürfe in Folge hinnehmen. Deshalb ging es mit 16:14 für die Baskets in die erste Viertelpause.
Würzburg lässt den Ball gut laufen
Was aber zuvor deutlich wurde und sich im zweiten Viertel fortsetzte, ist die Erkenntnis, dass Filipovski das Team zu einer gut zusammenspielenden Basketball-Mannschaft geformt hat. Immer wieder bewiesen Perry, Washington, Bess oder Seljaas den Blick für den noch besser positionierten Nebenmann. Einmal übertrieben es die Würzburger so weit, dass die 24-Sekunden-Uhr für den Angriff ablief.
Trotzdem gab es von Filipovski und seinem Assistenten Dejan Mihevc aufmunternden Applaus. Von der Mannschaft, die in der Anfangsphase der Saison fast nur Eins-gegen-Eins spielte und dabei zu häufig den Ball verlor, ist nicht mehr viel zu sehen. Zwar leisteten sich die Würzburger auch am Freitag wieder 18 Ballverluste, aber das ist eben die Folge dieser uneigennützigen und auch attraktiven Spielweise.
Böhmer wird zum X-Faktor
Einer der großen Nutznießer war, der eingangs erwähnte Julius Böhmer, der zweimal mit frei heraus gespielten Dreiern die Führung für die Baskets zurückholte. Deshalb führten die Baskets nach einer hochintensiven ersten Halbzeit mit 36:31. Die Böhmer-Show ging zunächst weiter. Im Fastbreak schnappte er sich den Ball und dunkte gegen L.J. Figueroa ehe es dann tragisch wurde. Der verletzungsgeplagte Aufbauspieler sprang zum Korbleger ab und hielt sich nach der Landung das Knie. Eine genauere Diagnose stand noch aus, aufs Feld kehrte er aber nicht zurück.
Der Ulmer Ex-Nationalspieler Karim Jallow, der in den ersten drei Partien der Serie nur 2,7 Punkte pro Spiel erzielte, brachte sein Team im dritten Viertel mit zehn seiner insgesamt 15 Zähler zurück ins Spiel. Er machte am Freitag sein bisher bestes Spiel der Serie. Nach dem dritten Abschnitt führten die Gäste mit 54:53 und Filipovski versuchte, mithilfe von Gesten einen Teil der Energie, die er noch übrig hatte, auf seine Mannschaft zu übertragen.
Seljaas dreht das Spiel ein letztes Mal
Beim Stand von 53:58 war der Trainer gezwungen, etwas zu riskieren. Obwohl Darius Perry bereits vier Fouls auf dem Konto hatte, beim fünften muss man im Basketball vom Feld, brachte der 49-Jährige seinen einzig verbliebenen Aufbauspieler Perry zurück. Der erhoffte offensive Schub verpuffte schnell. Das Spiel wurde nun auf beiden Seiten sehr statisch. Die schönen Ballstafetten der ersten Halbzeit blieben fast gänzlich aus.
Würzburg sah aus wie der sichere Verlierer, bis Zac Seljaas 1:40 und 1:04 Minuten vor Schluss zwei Dreier traf. "Wir haben bis zum Schluss an uns geglaubt und wollten die Serie unbedingt heute beenden", sagte er im Anschluss an die Partie. Nach seinen beiden Dreiern brachte der Würzburger Publikumsliebling sein Team mit zwei Freiwürfen auf 71:72 heran. Isaiah Washingtons wurde im Anschluss 10,3 Sekunden vor Schluss gefoult und durfte an die Linie. Der New Yorker hatte zweimal wahnsinniges Glück, weil seine Freiwürfe hinten an den Ring gingen und mithilfe des Bretts noch den Weg in den Korb fanden. Ulm nahm eine Auszeit und bekam den Einwurf im Vorfeld. Aber wieder war Seljaas da. Der 26-Jährige klaute sich den Pass von Justinian Jessup zu Nicolas Bretzel und die Ulmer mussten wieder foulen. Mit 3,8 Sekunden verwandelte Seljaas zweimal sicher zum 75:72.
Doch damit war die Partie noch immer nicht vorbei. Ulm versuchte mit einem Dreier in letzter Sekunde auszugleichen, aber Jessups Versuch landete am Ring und die Stimmung in der tectake-Arena explodierte. Sasa Filipovski herzte vom Spieler bis zum ehrenamtlichen Teambetreuer jeden, den er in die Finger bekam, während Fans in der Halle noch lange feierten.
Basketball: Bundesliga, Männer
Würzburg Baskets – ratiopharm Ulm 75:72 (16:14, 36:31, 17:23, 22:18)
Würzburg: Seljaas 19, Perry 12, Washington 12, Böhmer 10, Klassen 9, Bess 8, Ugrai 3, Hoffmann 2, Welp, Ndi (nicht eingesetzt). Hoffmann.
Ulm: Jallow 15, De Paula 11, Jessup 9, Christen 8, Nunez 8, Bretzel 7, Williams 7, Figueroa 6, Herkenhoff 1, Dadiet, Jensen (nicht eingesetzt).
Rebounds: 34 – 29. Vorlagen: 15 – 15. Ballverluste: 18 - 16. Treffer aus dem Feld: 23/50 (46%) – 26/58 (45%).
Dreier: 12/26 (46%) – 13/35 (37%). Freiwürfe: 17/22 (77%) – 7/15 (47%). Zuschauende: 3140.
die , welche immer im Hintergrund arbeiten und dies Ganze auch mit ermöglichen !
Bedenken habe ich, ob die Stadt und das Umfeld diese Leistung würdigt und sich endlich
einmal entschließt in Sachen Halle und Sponsorengelder sich an dieser Leistung würdig
zu beteiligen. Kein Geld zum Fenster rauswerfen , keine Superhalle zu bauen sondern etwas
Vernünftiges für die Zukunft auf die Beine zu stellen .