
Die jüngste Niederlagenserie in der Basketball-Bundesliga setzt sich fort. Am Samstagabend unterlagen die Erstliga-Korbjäger der FIT/One Würzburg Baskets vor 3081 Zuschauerinnen und Zuschauern in der nahezu ausverkauften tectake-Arena trotz großen Kampfs in einem wahren Offensivspektakel den auswärts bis dato sieglosen EWE Baskets Oldenburg mit 102:112 (47:57) und rutschten nach der vierten Pleite in Folge ins Tabellen-Mittelfeld ab.
"Wir haben gut getroffen, aber Oldenburg leider noch besser. Sie hatten am Ende fast 60 Prozent verwandelte Drei-Punkte-Würfe. Entscheidend war, dass wir unseren Gameplan nur unzureichend umgesetzt haben", resümierte Baskets-Cheftrainer Sasa Filipovski, der 45,5 Sekunden vor der Halbzeitpause nach zwei technischen Fouls disqualifiziert wurde und damit den Halleninnenraum verlassen musste.
Die Baskets haben ihre gute Ausgangslage verspielt
Rückblick: Am zweiten Weihnachtsfeiertag feierten die Würzburger in Bonn (90:81) den achten Sieg im elften Spiel, waren als Dritter punktgleich mit Meister Bayern München. "Im Stile einer Spitzenmannschaft" seien die Unterfranken damals aufgetreten, kommentierte Ex-Nationalspieler Bastian Doreth ihren starken Auftritt beim übertragenden Streaming-Dienst.
Nur gut einen Monat später hat sich Ernüchterung breit gemacht. Der Höhenflug der letzten eineinhalb Jahre scheint zumindest etwas abgebremst. Nur das abgeschlagene Tabellen-Schlusslicht Göttingen wurde zuletzt hauchdünn (79:78) besiegt. Ansonsten setzte es fünf Pleiten gegen Bamberg, Vechta, Hamburg und zweimal gegen Oldenburg. Teams, die sich wie die Würzburger das Erreichen der Saisonverlängerung (Play-offs, Play-ins) als Ziel gesetzt haben. Die gute Ausgangsposition des ersten Saisondrittels ist bei den Baskets fürs Erste verspielt. "Zurück auf Los" würde es bei einem bekannten Brettspiel heißen.
Doch woran liegt es, dass der Baskets-Motor aktuell ruckelt und zuckelt wie ein alter Diesel? Die Gründe dafür sind vielschichtig und komplex. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass die zahlreichen Verletzungen – zuvorderst die von US-Kapitän Zac Seljaas, aber auch die seines Landsmanns Nelson Phillips – kaum zu kompensieren sind. Mit Seljaas ist eine tragende Säule, der "emotionale Leader" des Teams, weggebrochen. Der deshalb nachverpflichtete Aubrey Dawkins und der aus dem Farmteam in der dritten Liga hochgezogene Calvin Wishart mühten sich gegen Oldenburg nach Kräften und boten neben dem überragenden Topscorer Jhivvan Jackson und Eigengewächs Hannes Steinbach eine starke Leistung.
Aubrey Dawinks zeigt seinen bislang besten Auftritt
Doch die Integration neuer Spieler in ein sensibles System wie das auf dem Basketball-Court, in dem die Rädchen nahezu perfekt ineinandergreifen müssen, um Erfolg zu haben, ist kurzfristig kaum zu realisieren. Dawinks, vor gut drei Wochen mit vielen Vorschusslorbeeren verpflichtet, ist das beste Beispiel. In den ersten Partien wirkte der 29-Jährige wie ein Fremdkörper. Bereits am Dienstag beim 80:79-Erfolg in der Basketball Champions League gegen Bertram Derthona hatte er sein Potenzial angedeutet, gegen Oldenburg zeigte er seinen bislang besten Auftritt.
"Ich war aggressiv und bin von meinen Mitspielern gut gefunden worden", sagte der 1,98 Meter große US-Forward, der trotz des aktuellen Abwärtstrends nicht in Panik verfallen möchte: "Es ist gerade keine leichte Situation, und nur die fehlenden Spieler sind nicht der alleinige Grund für die Niederlagen. Aber wir haben noch genug Zeit, um als Team weiterhin zu wachsen und uns zu entwickeln." Gegen Oldenburg war es vor allem die ungewohnt löchrige Defensive – normalerweise das Prunkstück im Baskets-Spiel –, die die Hoffnung der Würzburger auf einen Befreiungsschlag im Abwärtstrend zunichtemachte.
Filipovskis kritisiert die Verteidigung der Baskets
"Vom Start weg hatte Oldenburg Rhythmus, aber 112 kassierte Punkte sind natürlich viel zu viel", fand Dawkins. Die fielen, weil die Gastgeber zwei Schlüsselspieler der Niedersachsen überhaupt nicht unter Kontrolle brachten: Justin Jaworski, drittbester Punktesammler und einer der besten Drei-Punkte-Schützen der Liga, erzielte 31 Zähler. Daneben überragte, wie schon im Hinspiel, Artur Konontsuk. Der Este, vor drei Wochen mit 30 Punkten bester Mann der Oldenburger, brachte es auf 23 Zähler, elf davon erzielte er im vierten Viertel.
"Da haben wir keinen guten Job gemacht", kritisierte Filipovski. Und doch hätten die Würzburger, die unter der Woche zu allem Unheil auch noch von einer Krankheitswelle erwischt wurden, die Partie fast noch gewendet. Zum Ende des dritten Viertels traf US-Spielmacher Mike Lewis II zu einem 8:0-Lauf und verkürzte mit seinem Dreier auf 77:80. Aubrey Dawinks brachte die Baskets daraufhin per Halbdistanzwurf sogar auf 85:87 heran.
Doch letztlich war diese Aufholjagd vergeblich. "Wir müssen uns gut erholen, die Kranken müssen gesund und die Verletzten fit werden", gab Filipovski als Parole aus. Denn schon an diesem Mittwoch, 5. Februar, geht weiter: Im zweiten Zwischenrundenspiel der Basketball Champions League sind die Würzburger bei Promitheas Patras in Griechenland zu Gast.
Basketball: Bundesliga, Männer
FIT/One Würzburg Baskets – EWE Baskets Oldenburg 102:112 (21:27, 26:30, 30:23, 25:32)
Würzburg: Jackson 33 (7 Assists), Dawkins 17, Steinbach 16 (13 Rebounds), Wishart 11, Wank 10, Lewis II 6, Klassen 4, Williams 3, Ugrai 2, Skladanowski, Gerhard (beide n.e.).
Oldenburg: Jaworski 31, Konontsuk 23, Brooks 16, Schoormann 11, Agbakoko 8, Crandall 7 (13 Assists), Zecevic 7, Pjanic 4, Hinrichs 3, Barro 2, Harms (n.e.).
Rebounds: 36 – 34. Vorlagen: 22 – 30. Ballverluste: 15 – 18. Treffer aus dem Feld: 34/71 (48%) – 38/67 (57%). Dreier: 16/39 (41%) – 16/28 (57%). Freiwürfe: 18/23 (78%) – 20/24 (83%). Schiedsrichter: Oliver Krause, Dennis Sirowi, Andreas Bohn. Zuschauende: 3081.