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Basketball: Bundesliga
Das können die Würzburg Baskets von Gegner Rostock für die kommende Saison lernen
Als Überraschungsteam der Vorsaison kämpfen die Rostock Seawolves nun um den Klassenerhalt. Ein Absturz, den die Würzburger gerne vermeiden möchten.
Trainer Sasa Filipovski steht im Vordergrund, aber im Hintegrund zieht Kreso Loncar (hinter Filipovski) bei den Würzburg Baskets die Fäden.
Foto: Julien Becker | Trainer Sasa Filipovski steht im Vordergrund, aber im Hintegrund zieht Kreso Loncar (hinter Filipovski) bei den Würzburg Baskets die Fäden.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 23.04.2024 02:46 Uhr

Die Rostock Seawolves waren in der vergangenen Saison das, was die Würzburg Baskets in dieser Saison sind: eines der Überraschungsteams der Basketball-Bundesliga. Nur wegen des verlorenen direkten Vergleichs mit Chemnitz verpassten sie als Aufsteiger aus der 2. Basketball-Bundesliga ProA im ersten Jahr die Play-offs. Ein starkes BBL-Debüt für den Klub, der vor zehn Jahren noch in der Regionalliga spielte. Als Tabellenneunter gelang auch der Sprung nach Europa. Am Samstagabend gastiert Rostock um 20 Uhr in der Würzburger tectake Arena.

"Ich würde mich wieder dafür entscheiden, am europäischen Wettbewerb teilzunehmen", erklärt Jens Hakanowitz, der sportliche Leiter der Seawolves. Er kümmert sich bei den Hansestädtern um viele sportliche Belange, ist aber auch für die beachtlichen Etat-Steigerungen mitverantwortlich. Die Teilnahme am FIBA EuropeCup – der Wettbewerb, in dem die Würzburger 2019 das Finale erreichten – habe dem Verein auch finanziell viel ermöglicht.

Rostocker Manager rät zur Teilnahme an europäischem Wettbewerb

Die sportliche Misere der aktuellen Saison führt Hakanowitz auf andere Gründe zurück. Aktuell kämpfen die Rostocker noch um den Klassenerhalt und haben mit sieben Siegen nur einen Erfolg mehr als Crailsheim auf dem ersten Abstiegsplatz. Eine 13 Spiele andauernde Niederlagenserie beendeten die Seawolves vor kurzem.

Von der Teilnahme am europäischen Wettbewerb rät Hakanowitz den Würzburgern also nicht explizit ab. "Vor allem, weil es Würzburg ja sogar noch in die finanziell lukrativere Basketball-Champions-League schaffen könnte", sagt er. In Rostock habe die Teilnahme am internationalen Wettbewerb auch dabei geholfen, Spieler zu halten oder zu verpflichten. Das weiß auch Würzburgs Sportdirektor Kreso Loncar.

Rostock mit deutlich höherem Spieleretat als Würzburg

Auch die Würzburger Verantwortlichen wollen die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb nicht kategorisch ausschließen. Dafür bräuchte es aber einen Spieleretat, wie ihn die Rostocker in der aktuellen Saison haben. Mehr als doppelt so viel wie die Baskets kann Jens Hakanowitz wohl für sein Team ausgeben. Das merkt man auch im Kader.

Mit Robin Amaize verpflichtete das Team von der Ostsee im vergangenen Sommer einen Nationalspieler, Nachverpflichtung Wes Clark war in der vergangenen Saison einer der besseren Point Guards in der BBL, und Derrick Alston Jr. kam 2022/23 für Rostock auf 15,4 Punkte. Zuletzt verpflichteten die Seawolves noch Augustine Rubit. Der US-Amerikaner spielte bis Februar 2023 für den FC Bayern München und galt als Top-Basketballer in der höchsten europäischen Spielklasse, der Euroleague. Bisher wartet Trainer Christian Held aber noch auf das Comeback des 34-Jährigen nach seinem Achillessehnenriss. Spieler dieser Güteklasse finden normalerweise im europäischen Ausland besser bezahlende Vereine. Das gilt wohl auch für Würzburgs Aufbauspieler Otis Livingston II, der als bester Spieler der Liga gehandelt wird.

Auch Rostock konnte seine Stars nicht alle halten

Woran liegt es, dass die BBL-Teams jedes Jahr ihre besten Spieler ins europäische Ausland abgeben müssen? Natürlich spielt das Geld dabei die Hauptrolle. Der Rostocker Aufbauspieler JeQuan Lewis stand soeben mit dem französischen Klub JL Bourg Basket im Finale des Eurocups, Selom Mawugbe, der im vergangenen Jahr für die Seawolves der beste Verteidiger der BBL war, spielt bei Basquet Manresa in Spanien.

Gehalt im Basketball wird immer in netto gerechnet, also nach dem, was am Ende beim Spieler rauskommt. Wenn ein Basketballer in Deutschland pro Jahr 100.000 Euro verdienen wolle, koste das den Verein bis zu 250.000 Euro, schreibt die Fachzeitschrift BIG. Auch aus dem Umfeld von Vereinen ist der Faktor 2,5 beim netto zu brutto immer wieder zu hören.

Loncar will mehr Budget für die Mannschaft

Besonders die in letzter Zeit stark angestiegenen Kosten für die Berufsgenossenschaft fallen ins Gewicht. Andere Länder, andere Sitten. Dort ermöglichen einige steuerliche Tricks, wie beispielsweise die Direktvermarktung der Bildrechte von Spielern, dass netto zu brutto manchmal nur mit dem Faktor 1,2 verrechnet wird. Wenn der Verein also 250.000 Euro für einen Spieler pro Jahr ausgeben möchte, kommen 208.000 bei diesem an. Ein Unterschied, den die weichen Faktoren wie die pünktliche Bezahlung oder die medizinische Versorgung eben nicht immer aufwiegen können. 

Das erhöhte Netto-Budget für die Mannschaft ist ein Punkt, der noch zur Teilnahme am europäischen Wettbewerb fehlt. Ein anderer sind die Rahmenbedingungen. "Kreso Loncar wischt immer noch jeden Morgen die Halle. Wir haben keinen Teammanager, Ludwigsburg zum Beispiel hat alleine drei Physiotherapeuten", erklärt Trainer Sasa Filipovski. Dafür braucht es mehr Geld.

Erneut lohnt sich der Blick zum Baskets-Gegner Seawolves Rostock. "Die haben sogar ihr Maskottchen vermarktet und verdienen damit Geld. Ihr Marketing-Team ist absolute Spitzenklasse", sagt Loncar.

 
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