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Olympische Spiele
Das IOC will Russlands Sportler wieder zulassen: So stehen 4 unterfränkische Athleten zu dieser Entscheidung
Das IOC steht kurz davor, Russland wieder in den internationalen Sport einzugliedern. Trotz des anhaltenden Krieges gegen die Ukraine. So reagieren unterfränkische Spitzenathleten.
v.l.: Leonie Ebert, Kilian Ort, Leonie Antonia Beck und Patrick Karl
Foto: v.l.: Peter Eilers, Nico Pfrenzinger, Luigi Mariani/dpa, unbekannt | v.l.: Leonie Ebert, Kilian Ort, Leonie Antonia Beck und Patrick Karl
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:30 Uhr

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) steht kurz davor, russische Sportler unter neutraler Flagge wieder zu den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris zuzulassen. Einen entsprechenden Beschluss bestätigte IOC-Präsident Thomas Bach bereits am vergangenen Wochenende in einem Fernsehinterview. Verschiedene Verbände und Länder haben den Beschluss begrüßt, andere ihn dagegen scharf kritisiert. So nannte zum Beispiel Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas den Vorstoß heuchlerisch und rückgratlos. Auch einige unterfränkische Athletinnen und Athleten, die bei internationalen Meisterschaften oder den Olympischen Spielen starten, würden dann wieder mit Russinnen und Russen Wettkämpfe bestreiten.

Der Verein Athleten Deutschland veröffentlichte in dieser Woche eine Stellungnahme zur Zulassung russischer Athleten bei den Olympischen Spielen. Die Würzburger Florettfechterin Leonie Ebert verwies im Gespräch mehrfach auf die darin gestellten Forderungen. Ebert fordert, dass das IOC zunächst einige offene Fragen klären müsse. "Sind die russischen Athletinnen und Athleten im vergangenen Jahr ausreichend getestet worden", fragt die Florett-Europameisterin. Und was sei, wenn russische auf ukrainische Fechterinnen oder Fechter treffen?

Ebert verweist auf die olympischen Werte

Eine endgültige Meinung hat sich die 23-Jährige zwar noch nicht gebildet, für sie steht aber fest: "Der olympische Gedanke beinhaltet unter anderem, dass die Menschen auf der Welt friedlich zusammen leben. Deshalb gibt es den olympischen Frieden während der Spiele. Der gegenwärtige Krieg würde gegen diese Werte verstoßen. Fairness und Respekt für den Gegner gehören dazu."

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Ebert kennt auch eine ukrainische Fechterin, die in den sozialen Medien ausführlich über den Krieg berichte. Anfang der Woche teilte Ebert bei Instagram den Beitrag des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der das IOC aufforderte, russische Athletinnen und Athleten erst wieder zuzulassen, wenn der Krieg beendet sei. Dazu postete Selenskyj Fotos zerstörter ukrainischer Sportstätten.

Kilian Ort kennt einen russischen Spieler

Der Bad Königshofer Tischtennis-Spieler Kilian Ort ist zwar aktuell noch kein Kandidat für die Olympischen Spiele, tritt aber häufig bei internationalen Turnieren, wie aktuell in Jordanien, an und konnte neulich in der Bundesliga die deutsche Tischtennis-Legende Timo Boll besiegen. Beim aktuellen Thema ist Ort aber hin- und hergerissen.

Er spielte bis vor dem Krieg noch mit einem russischen Athleten zusammen. Der erst 21-jährige Maksim Grebnev schlug wie Ort im Grabfeld für den TSV Bad Königshofen auf. "Er hat sich bestimmt nicht mit allen Facetten der Weltpolitik auseinandergesetzt. Es täte mir leid für ihn, wenn er wegen Putin nicht zu Olympia könnte", findet Ort. Andererseits habe er auch Verständnis dafür, wenn jene Athleten gesperrt würden und so ein Zeichen gegen den Angriffskrieg gesetzt werde.

Sportler sind keine Politiker

Möglicherweise werde damit auch ein Präzedenzfall geschaffen für andere Krisen auf der Welt. China und Taiwan, die im Tischtennis-Sport eine wesentlich größere Rolle spielen, zählt Ort als Beispiel auf. Natürlich wünsche er sich, dass sich russische Sportlerinnen und Sportler klar positionieren würden, zeigt aber auch Verständnis dafür, wenn sie es nicht tun. 

Der Ochsenfurter Leichtathlet Patrick Karl tut sich ebenfalls schwer mit einer Einordnung der Situation. "Wir sind keine Politiker, aber ich kann verstehen, dass unsere Meinung da interessant ist", sagt Karl. In der Leichtathletik sei eh schon der Großteil der russischen Athletinnen und Athleten wegen des Staatsdopings gesperrt. "Der Krieg ist aber noch mal eine ganz andere Hausnummer", findet Karl.

Beck ist ebenfalls hin- und hergerissen

Er persönlich habe zwar keine Kontakte zu ukrainischen Athletinnen und Athleten, ist aber mit dem 50-Kilometer-Geher Jonathan Hilbert befreundet. Ein ukrainischer Konkurrent und Freund von Hilbert sollte beim ukrainischen Militär eingebunden werden.

Auch die Schwimmerin Leonie Beck will sich 2024 erneut für die Olympischen Spiele qualifizieren. Bisher sind im Schwimmsport alle belarussischen und russischen Athletinnen und Athleten gesperrt und dürfen auch nicht unter neutraler Flagge starten. Auch Beck ist hin- und hergerissen, verweist aber auf einen besonderen Fall aus dem Schwimmsport. Die belarussische Olympia-Medaillengewinnerin Alexandra Herasimenia stellte sich offen gegen die Politik ihres Landes und wurde zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt: ein Beispiel, das sicher auch viele andere Athleten abgeschreckt haben könnte, ihre Meinung zu äußern.

 
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  • J. S.
    Man könnte ja auch umgekehrt die Frage stellen, sollten deutsche Sportler ausgeschlossen werden, weil die deutschen Politiker Panzer und Waffen liefen und sich damit als "Kriegstreiber" beteiligen? Welche Legitimierung hat Deutschland, sich in diesen Konflikt einzumischen, oder sind wir nach wie vor von den USA gesteuert? Weshalb sollten überhaupt Sportler (Menschen) bestraft werden die weit weg von den Kriegsentscheidungen sind, egal in welchem Land. Meines Erachtens sollten diejenigen "Entscheider" die Kriege anzetteln, diese auch an der Front ausbaden und nicht andere Menschen (aus dem Volk) dafür verheizen. Ich denke weder das Volk in Russland, noch in der Ukraine, Deutschland oder sonstwo will irgendeinen Krieg.
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  • R. E.
    Offensichtlich sind alle hin- und hergerissen. Ist aber auch nachvollziehbar, da immer noch die (Sportler/innen-)Meinung herrscht, Politik und Sport seien zu trennen. Das ist aber beim IOC und beim Thema Olympiade schon lange nicht mehr der Fall. Dem IOC geht es um Macht und Geld - da hat Moral oder etwas Ähnliches keinen Platz.
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