Nach seinem Sieg gegen Timo Boll war erst einmal eine Entschuldigung fällig: bei den eigenen Mitspielern. Die mussten unverhofft noch einmal ran - und nutzten die Steilvorlage, die Kilian Ort (26) ihnen geliefert hatte. Dank seiner Einzelerfolge gegen Kay Stumper und Timo Boll bewirkte Ort, dass die Partie der Tischtennis-Bundesliga der Männer zwischen Borussia Düsseldorf und dem TSV Bad Königshofen erst im Schlussdoppel entschieden wurde.
Das gewannen Bastian Steger und Martin Allegro gegen die Düsseldorfer Paarung Achanta/Qui völlig überraschend mit 3:1, perfekt war der 3:2-Erfolg des Fünften beim unangefochtenen Tabellenführer. Jener (Doppel-)Erfolg kam deshalb so unverhofft, weil Steger zuvor wegen Nackenproblemen nicht zu seinem Einzel angetreten war und Allegro erst vor wenigen Wochen seine Hüfte hatte operieren lassen.
"Für Martin Allegro ist das Spiel eigentlich zu früh gekommen und Bastian Steger wäre es sicher lieber gewesen, wenn wir 3:1 gewonnen hätten", lieferte Kilian Ort den Hintergrund seiner Entschuldigung. Yukiya Uda und Filip Zeljko fehlten dem TSV Bad Königshofen in Düsseldorf wegen internationaler Einsätze.
"Hinterher waren wir noch eine Stunde in der Umkleide und haben uns pflegen lassen", sagt Kilian Ort und schmunzelt. Danach feierten die drei Spieler und Kilian Orts Freundin den Erfolg bei einem Italiener mit "einer Pizza und einem stillen Wasser", erzählt Ort.
Im fünften Vergleich gelingt Kilian Ort der erste Sieg gegen Timo Boll
Für Kilian Ort war es im fünften Vergleich mit Timo Boll, "eine Legende unseres Sports", der erste Sieg. Das erste Duell ist fast schon zehn Jahre her, das zweite war das Finale um die deutsche Meisterschaft 2018 in Berlin und fiel genauso deutlich aus. In der Bundesliga hatte Ort in den vergangenen Saisons einmal 1:3 und einmal 2:3 verloren - und befürchtet, dass die beste Chance, den Weltstar zu schlagen, dahin sei.
Selbst wenn die Karriere Bolls (41) inzwischen ihren Zenit überschritten hat, ist ein Sieg gegen den ehemaligen Weltranglistenersten ein besonderer, räumt Kilian Ort ein. Ein Jahr alt war der Bad Königshöfer, als Timo Boll 1997 in seine erste Profi-Saison ging und seinen Aufstieg zum Idol der meisten deutschen Tischtennisspielerinnen und Tischtennisspieler begann. "Daheim in Bad Königshofen steht seine Biografie im Bücherregal in meinem früheren Kinderzimmer", sagt Ort.
Beim Weltcup-Turnier in Südafrika hat Kilian Ort eine krachende Niederlage kassiert
Der mit seinen Siegen gegen Stumper und Boll eine eigentlich unbefriedigende Woche doch noch krönte. Begonnen hatte sie mit einer krachenden Niederlage bei einem Weltcup-Turnier in Durban gegen einen 16-jährigen Franzosen. "Das war eine der deutlichsten Niederlagen, die ich in gesundem Zustand je erlitten habe", sagt Ort.
Seinem Verein gereichte das frühe Aus nicht zum Nachteil: Ort flog einen Tag früher als geplant aus Südafrika nach Hause und investierte die Zeit in zwei Trainingseinheiten auf den ungewohnten Borussia-Tischen, auf denen der Ball "nicht wie in Bad Königshofen rutscht, sondern stehen bleibt".