"Irgendwie überleben und weiter lernen." Dieses Motto und erwünschte Ziel gab Denis Wucherer mit Blick auf die nächste Aufgabe aus, nach der heftigen 84:124-Klatsche in Oldenburg am Samstagabend. Der Dienstplan meint es gerade auch nicht wirklich besonders gut mit den Basketballern von Bundesligist s.Oliver Würzburg, die erst in Berlin ranmussten, dann in Oldenburg - und nun, an diesem Mittwoch (20.30 Uhr), gastiert also Bayern München in der Domstadt. Der nächste übermächtige Gegner, gegen den es letztlich nur um eines gehen wird: Schadensbegrenzung.
Die gelang den Mannen von Baskets-Trainer Wucherer in Berlin beim 85:99 ganz ordentlich, wenngleich man freilich berücksichtigen sollte, dass die wegen der Euroleague-Teilnahme im Akkord arbeitenden Hauptstädter über weite Strecken mehr in einem lockeren Trainingsmodus agierten als in einem verbissenen Wettkampf. Bei den ausgeruhten und enorm korbhungrigen Oldenburgern gelang den Baskets eher weniger, den Schaden zu begrenzen - es setzte die zweithöchste Niederlage in der Bundesligahistorie des Klubs. Und die Voraussetzungen vor dem Bayern-Gastspiel sind "ganz ähnlich", wie Wucherer ahnt vor dem Duell mit "einer der besten acht Mannschaften in Europa, die selbst für Euroleague-Verhältnisse enorm physisch spielt".
Die Bayern haben am Sonntagabend zu Hause gegen die aktuelle Überraschungsmannschaft aus Crailsheim nach einem wahrlich superben Basketballspiel mit dem 103:105 nach Verlängerung zwar bereits ihre dritte Saisonniederlage einstecken müssen - die anderen beiden kassierten sie in Oldenburg (95:100) und Berlin (72:85). Nichtsdestotrotz sorgen die Münchner gerade in der europäischen Königsklasse für mächtig Aufsehen: Nach 23 Spielen stehen sie mit 14 Siegen auf Rang fünf, und vergangene Woche siegten sie zwar jeweils denkbar knapp, aber gleich zweimal in Moskau: zuerst beim Letzten Khimki (95:93), dann am Freitagabend beim aktuellen Zweiten, dem Titelverteidiger und viermaligen Euroleague-Sieger CSKA (69:66).
Die Chancen, dass sich die aktuell auch noch mit Verletzungsproblemen wichtiger Akteure herumplagenden Bayern als erste deutsche Mannschaft überhaupt für das Play-off-Viertelfinale qualifizieren, erscheinen derzeit ziemlich realistisch. Ein Ziel, an dem der aktuelle Bayern-Trainer Andrea Trinchieri übrigens mit dem damaligen deutschen Serienmeister Brose Bamberg vor ein paar Jahren regelmäßig verzweifelt und gescheitert ist. Weshalb das in Mailand geborene Rumpelstilzchen an der Seitenlinie sicherlich alles dafür tun wird, erstmals auch in die K.o.-Spiele der Königsklasse einzuziehen.
Die Hoffnung der Bundesliga-Konkurrenz, den Münchnern häufiger mal ein Bein zu stellen, speist sich deshalb auch daraus, dass die Landeshauptstädter sich vornehmlich auf den internationalen Wettbewerb konzentrieren. Für die Baskets freilich erscheint selbst diese Perspektive mit ihrem aktuellen Kader als reichlich utopisch. Sie können allenfalls darauf hoffen, dass die Gäste im Hinblick auf ihr deutsches Euroleague-Duell gegen Alba Berlin am Freitag nicht Vollgas fahren und mit ihren Kräften ein wenig haushalten wollen. Andererseits: Bei einem realistischen Blick auf die beiden Kader könnte man versucht sein anzunehmen, dass den Münchnern selbst das Standgas reicht, um in Würzburg nicht allzu sehr in die Bredouille zu kommen. Schon beim flüchtigen Blick auf die Statistiken beider Teams offenbart sich, dass die Münchner in allen halbwegs relevanten Kategorien (Punkte, Treffer aus dem Feld, Dreier-, Freiwurfquote, Rebounds, Vorlagen) teils erheblich bessere Werte haben als die Gastgeber.
Joshua Obiesie meinte nach der Schlappe in Oldenburg: "Ich versuche, immer mein Bestes zu geben und der Mannschaft zu helfen. Aber gegen die Bayern brauchen wir schon viel Energie, um eine Chance zu haben." Der gebürtige Münchner, ausgebildet bei der Internationalen Basketball Akademie München (IBAM) und dem MTSV Schwabing, beging vor gut zwei Jahren, am zweiten Weihnachtsfeiertag 2018, in seiner Heimatstadt im Trikot der Baskets seine Bundesligapremiere, die einen damals staunen machen konnte. So frisch fröhlich frei wieselte er damals übers Parkett im Audi Dome. Diese Leichtigkeit ging ihm zwischenzeitlich verlustig, zuletzt aber schien es, als ob der inzwischen 20-Jährige sie sich zurückarbeiten könnte.
Ob Neuzugang Perry Jones III. am Mittwoch sein Debüt für die Baskets geben kann, entscheidet sich wegen des ausstehenden Ergebnisses des jüngsten Corona-Tests erst am Spieltag. "Schön wäre es natürlich, wenn er ein bisschen mitlaufen könnte, auch um seine Mitspieler besser kennenzulernen", meinte Wucherer. Der 47-Jährige stand einst als Assistent von Dirk Bauermann auch ein Jahr auf der Gehaltsliste der Bayern, ehe er zusammen mit dem Cheftrainer kurz vor Saisonbeginn 2012 vom dann auch noch öffentlich nachtretenden FCB-Vereinspräsidenten Uli Hoeneß sehr rüde vom Hof gejagt wurde. Und mit dem jüngst von den Münchnern ausgeliehenen Alex King gibt es ja noch einen Würzburger, der Erfahrungen gemacht hat mit und bei den Bayern. Man darf annehmen, dass der 35-Jährige Trinchieri zeigen will, dass es falsch war, auf seine Dienste weitestgehend zu verzichten.
Dass aber das den Baskets groß helfen wird, erscheint freilich als sehr unwahrscheinlich.