Christoph Kern ist neuer Präsident des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV). Die Delegierten des BFV-Verbandstages im niederbayerischen Bad Gögging wählten den 39-Jährigen, der in Unterfranken geboren und aufgewachsen ist und seit 2015 den Fußball-Bezirk Schwaben als Vorsitzender führt, bereits im ersten Wahlgang. Der promovierte Jurist erhielt 137 von 257 gültigen Stimmen und damit ohne Stichwahl die absolute Mehrheit, womit er die Nachfolge des seit 2004 amtierenden Rainer Koch antreten konnte. Koch hatte im April 2022 erklärt, anders als von ihm ursprünglich geplant, nicht zur Wiederwahl anzutreten. Im März 2022 war der 63-Jährige überraschend aus dem Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) abgewählt worden.
Auf den im Vorfeld leicht favorisierten Mitbewerber Robert Schraudner (BFV-Vizepräsident aus München, Vorsitzender der Fußball-Bezirks Oberbayern) entfielen in Bad Gögging 97 Stimmen, für den niederbayerischen Landesliga-Spielleiter Christian Bernkopf stimmten 23 Delegierte.
Kern - ein nahbarer Kandidat des "Generationenwechsels"
Kern hatte sich den Delegierten zuvor als Kandidat des "Generationenwechsels" und als "nahbar" präsentiert. Hauptkonkurrent Schraudner wollte "ein starker Präsident" sein und formulierte als Ziel, die Interessen des bayerischen Amateurfußballs gegenüber der Politik und auch den Profis engagiert zu vertreten.
"Überrascht" sei er von der Deutlichkeit des Wahlausgangs gewesen, erklärte Kern hernach. "Das Ergebnis zeigt, dass es Zeit für eine Änderung war", so der 39-Jährige. Bereits am Tag vor der Abstimmung hatte der in Alzenau geborene und in Obernburg aufgewachsene Kern nach der Vorstellung der Bewerber den lautesten und am längsten anhaltenden Applaus aller Kandidaten von den Delegierten erhalten. Es war bereits ein Fingerzeig darauf gewesen, was tags drauf folgen sollte: Kern wurde zum siebten Präsidenten in der BFV-Geschichte gewählt und ist der Erste in dieser Position, der nicht aus Altbayern kommt.
Künftig "mehr Gesichter" an der Spitze des Verbands
"Es wartet jetzt eine Menge Arbeit", machte Kern klar, was in den kommenden Wochen auf den neuen Mann an der BFV-Spitze zukommt. Künftig solle die BFV-Spitze vermehrt als Team auftreten: "Es wird mehr Gesichter geben, die für den Verband stehen."
Im Vorfeld der Wahl hatte sich Kern immer wieder gegen eine Häufung von Funktionärsämtern ausgesprochen und betont, dass er sich auf seine Arbeit in Bayern konzentrieren werde. Womit er einen Kontrast zu seinem Vorgänger Koch setzte, ohne diesen dabei namentlich zu erwähnen.
Sein Fokus auf Bayern bedeute allerdings nicht, dass der BFV künftig nicht beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), vertreten sein werde, dessen stellvertretender Vorsitzender Koch bis zu seiner überraschenden Abwahl im März 2022 gewesen war. "Wir sind der größte Landesverband. Unsere Stimme muss gehört werden", machte Kern klar.
Allerdings hat der 39-Jährige bisher keine Rolle im nationalen Fußball gespielt. Dort gelte es für ihn, "Netzwerke" zu knüpfen. Zudem will er die Verbindungen zum DFB nutzen, die beispielsweise seine Stellvertreterin Silke Raml und sein Schatzmeister Jürgen Faltenbacher mitbringen.
Auf die Frage, wie er den Tag seiner Wahl in seinem Leben einordnen würde, antwortete der gerade gewählte Präsident: "Das kommt gleich nach meiner Hochzeit."
Jürgen Pfau bleibt Vizepräsident
Einer von Kerns Stellvertretern ist Jürgen Pfau aus Frankenwinheim (Lkr. Schweinfurt). Der Vorsitzende des Fußball-Bezirks Unterfranken musste sich für seine Bestätigung im Amt einer Stichwahl stellen. Dort setzte er sich mit 158 zu 98 Stimmen gegen den Amberger Thomas Graml durch, der auf dem Verbandstag seine Gegenkandidatur um das Amt des Vizepräsidenten erklärt hatte.
Ferner wurden Reinhold Baier und Robert Schraudner zu Vizepräsidenten gewählt, Silke Raml und Inge Pirner zu Vizepräsidentinnen. Letztere ist neu im Präsidium und Vorsitzende des TSV Röthenbach (Mittelfranken).