Bis vor wenigen Wochen galt Rainer Koch als einflussreichster deutscher Fußball-Verbandsfunktionär: Präsident des Bayerischen und Süddeutschen Fußball-Verbands, stellvertretender Boss im Deutschen Fußball-Bund (DFB), Mitglied der Uefa-Exekutive. Einer, der seine Macht mitunter sehr robust einzusetzen wusste; einer, an dem sich aber auch viele rieben.
Doch nach seiner überraschenden Abwahl als DFB-Vizepräsident im März 2022 befindet sich die Funktionärskarriere des 63-jährigen Juristen im freien Fall. Nun bot er an, sein Uefa-Amt zur Verfügung zu stellen, und erklärte, im Juni bei der Neuwahl nicht mehr als Präsident des bayerischen Verbands zu kandidieren.
Indes kündigt Koch eine Rückkehr in seinen Beruf als Richter an. Wird er also künftig bei Ehescheidungen, Schadensersatzklagen oder Prozessen wegen Eigentumsdelikten Verhandlungen an irgendeinem altbayerischen Amtsgericht führen?
Wer Koch seit 2004 als Chef des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) erlebt hat, kann sich nur schwer vorstellen, dass der Funktionär, der den BFV in den vergangenen 18 Jahren nach seinen Vorstellungen geformt hat, so einfach loslassen kann.
Rainer Kochs loyale Funktionärsriege
In seiner Amtszeit hat Koch hinter sich eine Funktionärsriege versammelt, die sich bislang absolut loyal ihm gegenüber verhalten hat. Auch in Situationen, in denen ihr Chef wegen Affären beim DFB unter öffentlicher Kritik stand. Aus den Kreisen dieser Verbandsoberen dürfte auch sein Nachfolger kommen. Dass es eine Nachfolgerin wird, ist aufgrund der Zusammensetzung der BFV-Gremien höchst unwahrscheinlich.
Dann steht der neue BFV-Chef vor der Entscheidung: Soll er sich von seinem Vorgänger emanzipieren? Oder soll er Rainer Koch beim Verbandstag im Juni in Bad Gögging zum Ehrenpräsidenten oder in irgendein anderes neu zu schaffendes Amt wählen lassen, um den Scheidenden doch an Bord halten?
In diesem Fall bliebe der BFV wohl ein Koch-Verband – nur eben ohne Rainer Koch an der Spitze.