zurück
Würzburg
Jürgen Pfau spricht von "populistischem Applaus"
Umgehend reagiert der BFV auf die harsche Kritik an seiner Krisenpolitik. Der eingeschlagene Weg sei mit den Vereinen abgestimmt. Die Rede ist von "haltlosen Klischees".
Bezirksvorsitzender Jürgen Pfau (links) und Präsident Rainer Koch sehen den Bayerischen Fußballverband in der Krise zu Unrecht angegriffen.
Foto: BFV | Bezirksvorsitzender Jürgen Pfau (links) und Präsident Rainer Koch sehen den Bayerischen Fußballverband in der Krise zu Unrecht angegriffen.
Bearbeitet von Eike Lenz
 |  aktualisiert: 13.02.2024 20:17 Uhr

Nach der heftigen Kritik zweier Klubvertreter am Vorgehen des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) und seines Präsidenten Rainer Koch in der Corona-Krise hat das Echo nicht lange auf sich warten lassen. In einer von der BFV-Pressestelle in München verschickten Erklärung weist der Vorsitzende des unterfränkischen Fußball-Bezirks, Jürgen Pfau, die Kernvorwürfe zurück, die Josef Baumann (TSV Grombühl) und Matthias Purucker (TSV Rottenbauer) in einem Interview mit dieser Redaktion erhoben hatten.

Die beiden hätten sich nicht in den vom BFV angeschobenen Prozess eingebracht, Wege aus der Krise zu finden. "Stattdessen arbeiten sich die beiden Herren an haltlosen Klischees ab und hoffen auf populistischen Applaus, wenn sie die Bekanntheit von BFV-Präsident Rainer Koch immer wieder für sich als Trittbrett ausnutzen, um selbst überhaupt Gehör zu finden", heißt es in der Mitteilung vom Montag. Alle Entscheidungen im BFV basieren laut Pfau auf dem Meinungsbild der bayerischen Vereine und würden "nicht von einzelnen Personen, wie gerne suggeriert, beraten und letztlich auch beschlossen."

Pfau sieht die "bestmögliche Lösung" 

In einer nie dagewesenen Ausnahmesituation wie der Corona-Krise könne niemand vorhersagen, wann wieder Fußball unter Wettkampfbedingungen und mit Zuschauern möglich ist. Deshalb könne derzeit auch niemand beantworten, welcher Weg der richtige ist. "Der BFV hat immer klar gesagt, dass es keine Lösung geben kann, die alle zufrieden stellt, sondern nur eine bestmögliche Lösung", so Pfau. Der Bezirksvorsitzende sieht im Weg des BFV die größtmögliche Flexibilität und die beste Möglichkeit, auf eine zweite Infektionswelle oder andere Störungen zu reagieren.

"Aus heutiger Sicht" sei dieser Weg am besten dazu geeignet, am 1. Juli 2021 in den Normalbetrieb zurückzukehren. Ein Saisonabbruch dagegen führe "unter den aktuellen Rahmenbedingungen in Bayern zwangsläufig zu dem Szenario, dass zum einen die Saison 2019/20 nicht regulär beendet wird und zum anderen trotz Abbruchs die nachfolgende reguläre Saison 2020/21 in den allermeisten Regionen Bayerns witterungsbedingt nicht im Kalender untergebracht werden kann", so Pfau. Und weiter: "Zwei aufeinanderfolgende Spielzeiten zu riskieren ist nicht im Sinne der bayerischen Vereine."

Bayerns Sonderweg hält Pfau für richtig

Dass Bayern wie in der Politik einen Sonderweg eingeschlagen und die Saison nicht wie 14 der 16 deutschen Landesverbände abgebrochen hat, hält Pfau für eine Stärke und nicht für eine Schwäche. "Amateurfußball findet vor Ort oder in der Region statt. Wichtig ist deshalb, dass die Vereine vor Ort mit den Entscheidungen ihres Landesverbands einverstanden sind", schreibt er. Eine bundesweit einheitliche Lösung wäre daher gleichbedeutend damit, dass in Mecklenburg-Vorpommern genauso entschieden werden müsse wie in Bayern. "Dafür gibt es – auch aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen – keine Notwendigkeit."

Baumann, der lange Jahre Vorsitzender des TSV Grombühl war, und der ehemals höherklassige Schiedsrichter Purucker, heute Abteilungsleiter des TSV Rottenbauer, hatten sich in dem Interview klar für einen Saisonabbruch ohne Absteiger und einen Neuanfang im September ausgesprochen. "Das erscheint auf den ersten Blick einleuchtend und populär", so Pfau. "Schaut man aber genauer hin, zeigt sich: Folge des Abbruchs wäre eine neue Saison 2020/21 erst ab September mit mehr Mannschaften und mehr Spielen. Und ohne die Schönwetterspieltage im Juli und August." Für Purucker ist dieses Argument kaum nachvollziehbar. Denn in den allermeisten Spielklassen hätte sich die Menge der Teams und die Zahl der Spiele nicht geändert, wenn es nur Aufsteiger und keine Absteiger gegeben hätte.

Das Szenario in der Regionalliga

Für die Regionalliga hätte das laut Pfau mit Aufsteigern aus der Bayernliga 38 oder womöglich sogar 42 Spieltage bedeutet. Angesichts der Rahmenbedingungen sei das "für die meisten bayerischen Vereine schlicht nicht machbar". Die Frage Puruckers, womit der BFV die Regionalliga-Vereine gelockt habe, für eine Fortsetzung der Saison zu stimmen, ist aus Pfaus Sicht klar beantwortet: "Mit den besseren Argumenten. Ein Blick auf den Rahmenterminkalender, die vermehrte Anzahl an Aufsteigern, aber keinen Absteiger hätte schon genügt, ist allerdings nicht wirklich mit der von Herrn Purucker oberflächlichen Effekthascherei in Einklang zu bringen."

Pfau bekräftigt in seiner Stellungnahme den engen Kontakt des BFV zu den Vereinen. In mehr als 80 Videokonferenzen habe man knapp 10000 bayerische Klub-Verantwortliche über die Auswirkungen der Pandemie auf den bayerischen Spielbetrieb informiert. Schließlich stimmten bei einer Umfrage 68 Prozent der teilnehmenden Vereine für eine Fortsetzung der Saison. Auch nach der Grundsatzentscheidung des BFV-Vorstands, die unterbrochene Saison möglichst ab dem 1. September weiterzuspielen, seien die Vereine in den Prozess eingebunden gewesen. "Ausnahmslos jeder Vereinsvertreter, der für eine bestmögliche Lösung mitarbeiten wollte, wurde eingeladen", so Pfau. "Herr Baumann und Herr Purucker waren bedauerlicherweise nicht unter den Interessenten."

Den Vorwurf, dass der BFV das Angebot für seine Mitgliedsvereine in den vergangenen Jahren reduziert habe, weist Pfau ebenfalls zurück. Die BFV-Kampagne „Pro Amateurfußball“ sei 2019 sogar erweitert worden. Und während der Corona-Pandemie habe der BFV sein Aus- und Fortbildungsangebot weitestgehend „digitalisiert“.  Der BFV entlaste und subventioniere kleine Amateurklubs und habe seine Vereinsangebote kontinuierlich ausgebaut hat – "auch wenn dies einzelne Vereinsvertreter nach wie vor schlichtweg ignorieren".

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Bundesamt für Verfassungsschutz
Fußball
Fußball-Verbände
Krankheitswellen
Krisen
Kritik
Pandemien
Rainer Koch
Störungen und Störfälle
Umfragen und Befragungen
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Katcke09332703
    Versteckt Euch nicht immer hinter den ominösen 68% , laßt einfach mit dem Wissen-jetzt nochmal abstimmen. Was Ihr macht ist ein Zirkus der keinem hilft - zumindest nicht von der Kreisliga abwärts.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten