Beim Würzburger FV steht ein Vorstandswechsel an. An diesem Mittwochabend wählen die Mitglieder bei ihrer Versammlung im Pfarr- und Gemeindezentrum Heiligkreuz in der Zellerau eine neue Vereinsführung.
Die Vorstandschaft von Roland Metz als Vorstandsvorsitzendem, Peter Büttner (Finanzen), Oliver Heilmann (Jugend), Uwe Lehmann (Liegenschaften), Gerald Rudolph (Marketing) und Marco Scheder (Interimsvorstand Sport), der auf Jürgen Roos folgte, endet nach gut zweieinhalb Jahren, da die Versammlung coronabedingt nicht zu einem früheren Zeitpunkt stattfinden konnte.
Am 14. Februar 2019 hatten die Vereinler den noch amtierenden Vorstand ins Amt gewählt, dessen erste Aufgabe keine geringere war, als den Verein vor der drohenden Insolvenz zu bewahren. Schon in den Monaten zuvor war die Kasse "so leer gewesen, dass der Boden zu sehen war", erinnert sich Büttner.
Rigider Sparkurs verhindert die Zahlungsunfähigkeit
Mit "harter Überzeugungsarbeit" bei den Mitgliedern sowie bei Trainern und Spielern und mit der Unterstützung von Gönnern, Partnern und Sponsoren, von denen "kein einziger abgesprungen" sei, sowie einem rigiden Sparkurs verhinderte die Vereinsführung die Zahlungsunfähigkeit: "Wir haben überall gespart, und wenn's an der Beflockung der Spielertrikots war", gibt Metz an.
"Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nur durch den Einsatz vieler ehrenamtlicher Vereinler und die Unterstützung von außen etwas bewegen konnten", sagt Metz und nennt die Stadt Würzburg mit einem Zuschuss zum Zaunbau sowie die Spenden der Sparkassenstiftung und von privater Seite. Darüber hinaus seien alle privaten Darlehen schon bis 30. Juni 2019 zurückgezahlt worden. Ebenso hätten die Mitglieder eine Umlage akzeptiert. "Wir haben uns fest vorgenommen, das soll die vierte und letzte gewesen sein."
"Zwei Monate später haben wir Schwarze Zahlen geschrieben und diese seitdem nie mehr verlassen", bilanziert Metz heute das Erreichte. "Wir haben aber trotzdem weiterhin gespart, wo's gegangen ist, und investiert, wo wir's mussten."
Unter Metz wurde vor allem in die Substanz investiert
Mit einem neuen Trainerteam um Berthold Göbel und Marco Scheder, "das von Anfang wusste, worauf sie sich hier einlassen", ging's sportlich weiter, denn auch bei den Aufwandsentschädigungen mussten die Blauen sparen. "Alle haben mitgemacht. Wer nicht wollte oder konnte, ist zu einem anderen Klub gegangen. Das haben wir akzeptiert, denn der eine oder andere ist auch darauf angewiesen", sagt Metz. "Wir mussten überall radikal nach unten gehen, und das hat funktioniert."
In die Substanz zu investieren, könnte das Motto von Metz' Vorstandschaft gewesen sein: um das ehemalige Vereinsheim des SV 09 zu renovieren. Inzwischen ist die Gaststätte verpachtet, was dem Verein Einnahmen sichert. Am Hauptplatz entstand ein abtrennbarer Gästebereich mit separatem Eingang, sofern ein solcher bei einem sogenannten Sicherheitsspiel von den Behörden mal gefordert wird.
"Wir haben schon jetzt bewusst Geld für weitere dringend notwendige Arbeiten am Vereinsgelände zurücklegen können", informiert Metz. "Wir müssten dem Schorsch (Anm. d. Red.: Georg Rosenthal) mal einen Kontoauszug schicken, der fällt in Hamburg vom Sofa", wirft Büttner ein. Was in den Sparstrumpf gesteckt habe der FV schließlich erst einmal zuvor in seiner Vereinsgeschichte: einen Teil seiner Einnahmen aus dem DFB-Pokal-Spiel 2007 gegen Wolfsburg, die dann in den Bau des Kunstrasenplatzes flossen.
Verein ist glimpflich durch die Corona-Krise gekommen
Als der Verein im Februar 2020 auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament stand, "ging's prompt mit Corona los", schaut Büttner auf die Krise nach der Krise zurück. Noch vor dem Lockdown mietete der Verein eine Schulaula an und informierte Trainer und Spieler über das drohende Unheil. Auch deshalb sei der Verein glimpflich davongekommen.
Die offene Kommunikation, sowohl nach innen als auch nach außen, sei "sicherlich einer der Gründe, weshalb wir überhaupt so weit gekommen sind", findet Metz. "Uns war es in diesen zweieinhalb Jahren wichtig, dass wir alle informieren und mitnehmen." So machen sie auch keinen Hehl daraus, wie der FV heute dasteht: "Uns geht's gut", sagt Büttner. Die Verantwortlichen müssten nicht mehr jeden Cent zweimal umdrehen. "Jetzt müssen wir darauf achten, dass das auch so bleibt. Das ist mein großes Ziel."
Zur Neuwahl des Vorstands trete Büttner "mit einem schlagkräftigen Team" an, "um das fortzusetzen, was er mit mir und allen anderen, die jetzt im Vorstand sind, begonnen hat", wirbt Metz für die zur Wahl stehenden Kandidaten. "Es ist meine absolute Empfehlung, dass die Mitglieder ihm und seinem Team ihr Vertrauen schenken. Das wäre für mich noch mal ein schönes Abschiedsgeschenk."
Fusion mit dem Förderverein wird ein weiteres Thema sein
Ganz verabschieden werde er sich freilich nicht, nur eben mal ohne Funktion sein – was ihm in den vergangenen 30 Jahren noch nicht oft gelungen war. Metz nahm schon so viele Ämter und Aufgaben wahr: "Nur Platzwart war ich noch nicht."
Ein "umfassender Rückblick auf die vergangenen zweieinhalb Jahre" wird seine letzte Amtshandlung als Vorstandsvorsitzender sein. Ein weiteres Thema wird die geplante Fusion zwischen Fußballverein und Förderverein, um den Zusatz "04" wieder im Namen führen zu können. Auch der Förderverein hat zwei Tage später, an diesem Freitag, 16. Juli, seine Mitglieder dazu einbestellt.
Nachdem die Vereinsmitglieder am Mittwochabend organisatorisch die Weichen gestellt haben, geht es an diesem Sonntag, 18. Juli, ab 11 Uhr sportlich weiter mit der Mannschaftsvorstellung für die in Kürze beginnende Bayernliga-Saison.