
Berthold Göbel heißt der neue Trainer des Fußball-Bayernligisten Würzburger FV. Beim FC Blau-Weiß Leinach war er so etwas wie eine Institution gewesen. Elf Jahre lang hat Göbel beim früheren Landesligisten als Trainer und Spieler gewirkt. Über die abgemeldete U 23 des FC 05 Schweinfurtkam er schließlich nach einjähriger Pause an die Mainaustraße. Dort soll der 50-Jährige nun eine umgekrempelte Mannschaft in der Bayernliga halten. Vor dem zweiten Heimspiel der Saison gegen die DJK Don Bosco Bamberg – zu ungewohnter Zeit am Sonntag um 14 Uhr – hat diese Redaktion den aus Bergtheim stammenden Coach zu seinem neuen Engagement befragt.
Berthold Göbel: Mit viel Arbeit und Überzeugungskraft. Wir haben nicht ganz bei null angefangen. Es gab ein Gerüst an Spielern mit Tim Lorenz (Anm. der Red.: der neue Kapitän), David Drösler, Benjamin Schömig, die beiden Außen Dennie Michel und Patrick Hofmann – und natürlich Alex Dan im Sturm. Um diese erfahrene Achse bauen wir junge Spieler ein. Wir müssen aus den Spielern, die bereits hier waren, und den Neuzugängen eine Mannschaft formen. Wichtig ist auch eine starke Ersatzbank.
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Göbel: Nachdem acht Stammspieler den Verein verlassen haben, müssen wir uns die Spieler sehr genau anschauen, um die beste Position für jeden zu finden. Fangen mir mal bei Moritz Lotzen an. Ihn habe ich zum Auftakt in die Dreierkette gestellt, um die Defensive zu stärken. Er hat diese Position überragend gespielt und war für mich im ersten Heimspiel unser bester Spieler.
Göbel: Er hat immer vorne gespielt. Als ich ihm den Vorschlag unterbreitet habe, nach hinten zu rücken, hat er mich angeschaut wie ein Auto. Kevin hat eine Wahnsinnstechnik und ist pfeilschnell. Doch er wäre im Angriff vermutlich kein Stammspieler geworden. Ich sehe ihn hinten rechts richtig aufgehoben, da er das Spiel vor sich hat. Das Verteidigen muss er natürlich noch lernen, doch er macht riesen Fortschritte.
Göbel: Dort gehört er für mich auch hin. Er strahlt eine absolute Ruhe am Ball aus, hat eine große Übersicht und kann auch mal dazwischenhauen, wenn es nötig ist. Er ist ein absoluter Leader.

Göbel: Ich traue ihnen das zu – und sie haben es ja auch schon in den ersten beiden Spielen gezeigt. Ich setze gerne auf junge Talente und habe dafür bei meinen vorherigen Stationen auch schon erfahrene Spieler zu deren Unverständnis draußen gelassen. Aber das ist mir egal. Es geht rein nach der Leistung. Wer gut trainiert, der spielt in der Regel auch gut.
Göbel: Ja, ich lasse mich zumindest nicht verbiegen. Ich habe meine Vorstellungen vom Fußball und entscheide viel aus dem Bauch heraus. Eigentlich wollte ich nach der U 23 in Schweinfurt nichts mehr machen, doch der WFV ist etwas Besonderes.
Göbel: Wenn der WFV anfragt, überlegt man nicht lange. Es geht um den Fußball und um die eigene Leidenschaft.
Göbel: Es ist ein absoluter Traditionsverein mit einer großen Vergangenheit. Hier wird zudem mit viel Herzblut gearbeitet. Da musste ich nicht zweimal überlegen.
Göbel: Man kann es negativ oder positiv sehen. Ich bin ein positiver Mensch, deshalb jammere ich nicht und nehme es, wie es kommt. Natürlich sind die Trainingsbedingungen aufgrund des begrenzten Platzes und der vielen Mannschaften schwierig. (Göbel schaut sich um) Ich habe früher immer total gerne hier als Gast gespielt. Es ist ein kompakter Platz – und das Publikum sorgt für eine klasse Atmosphäre.
Göbel: Es war von Anfang an klar, dass es für uns mit dem stark verringerten Budget nur um den Klassenerhalt gehen kann. Dann sind noch die vier Jugendspieler von den Kickers gekommen – und wir haben generell gemerkt, wie gut sich die Mannschaft in der Vorbereitung entwickelt hat. Nun gebe ich als Ziel einen einstelligen Tabellenplatz aus. Wir sind inzwischen konkurrenzfähig, das ist das Wichtigste.
Göbel: Ich habe es schon immer so gehalten, dass ich nicht über die aktuelle Saison hinausschaue. Meine Verträge laufen immer nur für ein Jahr. Das Trainerdasein muss Spaß und Sinn machen. Auch wenn es abgedroschen klingt: Ich denke wirklich nur von Spiel zu Spiel.

Göbel: Mit Marco habe ich schon vor über 20 Jahren bei der TG Höchberg zusammengespielt. Wir denken ähnlich über Fußball und besprechen uns regelmäßig. Werner war schon in Leinach mein Athletiktrainer. Er war Ausbilder bei der Bepo – und nimmt die Jungs richtig ran. Das macht denen Spaß und mir auch.
Göbel: Was,Gerd Klaus (Anm. der Redaktion: der Trainer des SV Seligenporten) ist jünger als ich? (lacht). Eigentlich fühle ich mich nicht anders als vor 20 Jahren, nur viel entspannter.
Göbel: Ja natürlich, man wird gefasster und ruhiger. Wichtig ist es, kühlen Kopf zu bewahren, um auch richtig entscheiden zu können.
Göbel: Sobald das Match läuft, ist das meiner Meinung nach sehr schwierig. Wenn ich merke, dass jemand einen gebrauchten Tag hat, dann habe ich im Prinzip zwei Möglichkeiten: Ich kann ihn auf eine andere Position stellen oder auswechseln. Dazu muss ich nicht herumschreien, was den Spieler ja noch mehr verunsichert. Am besten ist es, ihn kurz herausnehmen und nach einer Viertelstunde wieder zu bringen. Aber das Erlauben die Regularien in den höheren Klassen nicht.
Göbel: Ich habe mir in der Rückrunde einige Spiele angeschaut. Die Mannschaften haben sich allerdings teilweise deutlich verändert, auch gibt es mehrere Neulinge. Die besonderen Partien sind die Derbys wie gegen Großbardorf und Karlburg. Die Anspannung ist jedoch bei jedem Spiel sehr hoch, ich freue mich auf diese Liga.