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Wie man beim Würzburger FV mit Corona umgeht
Kurzarbeit kann der Klub nicht beantragen, dafür aber auf die Solidarität seiner Spieler, Trainer und Betreuer setzen. Ohne ihr Entgegenkommen wäre es schwer geworden.
Ums Sportliche macht man sich beim Würzburger FV keine Sorgen.
Foto: Heiko Becker | Ums Sportliche macht man sich beim Würzburger FV keine Sorgen.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 10.04.2020 02:10 Uhr

Peter Büttner, Finanzvorstand des Fußball-Bayernligisten Würzburger FV, hat das Corona-Unheil recht früh kommen sehen. Seine Frau arbeitet in einem Krankenhaus in Wertheim, phasenweise auf der Intensivstation. Er selbst war an der Uniklinik Würzburg im Personalbereich beschäftigt. Bereits einen Tag nach der Entscheidung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), den Spielbetrieb einzustellen, hat sich die WFV-Vorstandschaft am 14. März außerplanmäßig getroffen. Es war nichts anderes als eine Krisensitzung.

"Kurzarbeit können wir beim WFV nicht beantragen, weil es bei uns nur Minijobs gibt", sagt Büttner. Also musste man anders den Kopf aus der Schlinge ziehen. "Unsere Lösung war, dass wir die Lasten gleichermaßen zwischen Verein und Spielern aufteilen. Ab April bekommt jeder nur noch 50 Prozent – solange, bis es wieder losgeht", erklärt der 58-Jährige.

Spieler wurden nicht gefragt, stimmten aber zu

Nach dem Treffen infomierte man die Mannschaft, die sich einverstanden gezeigt habe. Das bestätigt Benjamin Schömig, weist aber auch darauf hin, dass "wir nicht gefragt worden sind. Wir haben da dann keine Diskussion aufkommen lassen, weil wir in der aktuellen Situation dem Verein auch helfen wollten." Inhaltlich sei das eine faire Lösung.

Wer von den Spielern nicht ganz normal arbeitet, der studiert oder geht noch zur Schule. "Es geht also für niemanden um die Existenz. Für den WFV hätte hingegen viel auf dem Spiel gestanden, wenn die Kosten normal weitergelaufen wären", unterstreicht der Finanzvorstand. Schließlich fielen die Einnahmen aus den Heimspielen weg. "Immerhin ist bislang kein Sponsor abgesprungen." Auch alle Trainer und Betreuer müssen vorübergehend auf die Hälfte ihrer WFV-Einkünfte verzichten. Im März sind sämtliche Zahlungen aber noch normal geflossen.

Im Niemandsland der Tabelle

Was die sportliche Situation angeht, sind die Blauen dagegen völlig entspannt, obwohl auch der Trainingsbetrieb seit Mitte März komplett ruht. "Als Tabellensiebter stehen wir im Niemandsland", sagt Büttner, der mittlerweile in Dietenhan bei Urphar (Main-Tauber-Kreis) wohnt. Weil der Hundefreund davon ausgeht, dass die Pandemie noch lange nicht ausgestanden ist, wäre er von einem Saisonabbruch nicht überrascht. "Insgeheim rechne ich damit, dass erst Ende August wieder Fußball gespielt werden kann."

Langweilig wird Büttner dieser Tage dennoch nicht. Gemeinsam mit der sportlichen WFV-Leitung bastelt er an dem Kader für die neue Runde. Als fixer Abgang steht bislang nur Schömig fest, der als Jugendtrainer in ein Bundesliga-NLZ wechselt. Hinzu kommen noch die Winter-Abgänge Steffen Barthel und Keeper Julian Koch. Ansonsten scheint es kaum Veränderungen zu geben. Auch David Drösler und Paul Obrusnik hätten ihre Verträge zuletzt verlängert, berichtet Büttner.

Kehrt Felix Eberhardt zurück?

Bei Felix Eberhardt stünden die Chancen gut, dass er zurückkehrt. Der 26-Jährige musste vor einigen Tagen wegen Corona vorzeitig aus Mexiko heimreisen. Noch offen ist, wie es mit Jasmin Kadiric weitergeht. Für ihn ist die Zwangspause besonders bitter. "Jasmin hatte sich nach seinem Kreuzbandriss gerade wieder ran gekämpft", sagt Büttner.

Bei all den kleineren und größeren Sorgen an der Mainaustraße – die WFV-Vereinsgaststätte ist ebenfalls dicht – ist Büttner heilfroh, dass ihm noch niemand im Verein mit seinen über 700 Mitgliedern bekannt ist, der sich mit Corona angesteckt hat. Der gebürtige Würzburger unterstreicht: "Das Virus kann auch für junge, gesunde Sportler gefährlich werden." Auch für sie seien die Maßnahmen absolut richtig.

 
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