
Nein, diese Saison retten kann selbst ein Triumph im Toto-Pokal-Wettbewerb nicht. Dafür ist das Auftreten der Würzburger Kickers in dieser Fußball-Drittliga-Saison einfach zu enttäuschend. Aber es würde doch dem Selbstverständnis des Zweitliga-Absteigers entsprechen, wenn er sich auch in diesem Jahr für den DFB-Pokal-Wettbewerb qualifizieren könnte. Nur einmal waren die Rothosen da seit 2014 nicht vertreten.
Womöglich reicht ja schon ein Sieg an diesem Samstag (14 Uhr) beim Regionalliga-Vierten FV Illertissen zur Qualifikation. Wenn sich nämlich 1860 München beim TSV Aubstadt durchsetzt und die Oberbayern, was nach den Tabellen-Verschiebungen durch den Rückzug von Türkgücü München wahrscheinlicher geworden ist, am Saisonende unter den Top-Vier der Drittliga-Tabelle landen, ist der Finalgegner der Löwen in der ersten DFB-Pokal-Runde dabei. Die Münchner wären dann nämlich schon über die Liga qualifiziert.
Und ein Halbfinal-Sieg könnte für die Rothosen auch ein Mutmacher im Drittliga-Abstiegskampf sein, in dem nach dem neuen Stand der Dinge für die Kickers, wie Trainer Ralf Santelli realistisch feststellt, "sehr vieles positiv laufen muss", wenn es noch etwas werden soll mit dem Klassenerhalt. Nach dem Auftritt in Illertissen sind es aber nun aber erst einmal zwölf Tage Pause bis es in der Liga mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern weitergeht. Derzeit läuft die Suche nach einem Testspiel-Gegner, um die Zwangspause aufgrund des ausfallenden Türkgücü-Spiels zu überbrücken.
Trainer Ralf Santelli mit Coronavirus infiziert
Eine Zeit, die Santelli zumindest zum Teil in Isolation verbringen muss. Der Cheftrainer ist Corona-positiv getestet und kann auch beim Pokal-Halbfinale nicht auf der Bank sitzen. Er werde, kündigte der 53-Jährige an, sich aber per Videoschalte in der Kabine melden und zu den Spielern sprechen. Seine Erwartungshaltung ist klar: "Wir sollten zeigen, dass wir der Klassenhöhere sind. Das muss ich von der Mannschaft verlangen, egal ob ich nun am Rand stehe oder nicht", sagt er.
Das Training am Donnerstag und Freitag leitete Co-Trainer Philipp Eckart. Teilweise konnten dabei auch Niklas Hoffmann nach seiner Blinddarm-Operation und Lars Dietz, der seine Knieprobleme überwunden zu haben scheint, mittun. Ein Einsatz im Pokal-Halbfinale käme für beide noch zu früh. Dennis Waidner und Louis Breunig stecken indes in der Corona-Isolation. So dürfte es im Vergleich zum 0:1 in der Liga gegen Viktoria Köln kaum personelle Veränderungen geben, denn Santelli kündigt an, dass das Stammpersonal den Finaleinzug klar machen soll. Mit einer Ausnahme. Auch in dieser Pokalrunde erhält Ersatz-Torhüter Marc Richter eine Bewährungschance. Der 22-Jährige hatte beim 4:1-Viertelfinalsieg über den FC 05 Schweinfurt ein paar Unsicherheiten gezeigt. Trotzdem sagt Santelli: "Er hat seine Sache gut gemacht." Der Toto-Pokal-Wettbewerb sei eben Richters Sache, das sehe auch Stamm-Keeper Hendrik Bonmann so.
Je nach Spielverlauf könnten dann auch Alternativen für die gegen Kaiserslautern gesperrten Tobias Kraulich und Leon Schneider getestet werden. Doch generell gilt das Motto: keine Experimente. Der Respekt vor dem Regionalliga-Vierten ist groß. "Die können was", sagt Santelli, der das 1:1 der Illetissener gegen den TSV Aubstadt genau unter die Lupe genommen hat. Durch die Corona-Erkrankung des Würzburger Trainers entfällt aber ein Wiedersehen mit Marco Konrad. Mit dem Trainer des FVI verbindet Santelli eine gemeinsame Zeit beim SSV Ulm. Dort stiegen beide unter Chefcoach Ralf Rangnick gemeinsam in die Bundesliga auf. Santelli als Torwarttrainer und Konrad als Spieler. "Ein zuverlässiger Wasserträger" sei der damals gewesen und habe nun als Coach eine beeindruckende Entwicklung hingelegt, findet der Kickers-Trainer.
2018 siegten die Würzburger Kickers im Elfmeterschießen
Im Vorjahr hatte Konrad mit Ilertissen bereits das Finale erreicht und unterlag dort im Elfmeterschießen gegen – Achtung! – Türkgücü München. Ins Elfmeterschießen ging es auch beim letzten Kickers-Gastspiel an der Iller. Auf dem Weg zum Pokalsieg in der Saison 2018/19 gewannen die Rothosen im Viertelfinale nach einem 1:1-Remis nach 90 Minuten mit 8:7 im Elfmeterschießen. Von einem "schmeichelhaften Sieg" sprach der damalige Kickers-Coach Michael Schiele hinterher. Zumindest Daniel Hägele, der einzige von damals übrig gebliebene Kickers-Spieler, dürfte sich daran noch erinnern.