Die Würzburger Kickers sind dem Absturz in die Fußball-Regionalliga einen Schritt näher gekommen. Diesmal konnte der Klub, der 2020 noch den Aufstieg in die 2. Bundesliga feierte, nicht einmal selbst etwas dazu. Der insolvente Liga-Kontrahent Türkgücü München, ein Klub, der in den letzten Monaten durch noch mehr Personalwechsel als die Würzburger aufgefallen war, stellt seinen Spielbetrieb sofort ein.
Leidtragende sind auch die Kickers, die für die finanzielle Misswirtschaft bei den Oberbayern mitbezahlen müssen. Drei Punkte werden ihnen abgezogen, weil alle Partien der Münchner rückwirkend als ungültig gewertet werden. Der im Oktober errungene Kickers-Sieg gegen Türkgücü ist damit nichtig. Weil aber andere Vereine im Tabellenkeller nicht gegen die Münchner gewonnen haben und damit keine Punkte verlieren, verdoppelt sich der Rückstand der Kickers auf die Nichtabstiegsplätze nun auf vier Zähler.
Peinlichkeit für den DFB
Diese Verzerrung des Wettbewerbs wirft kein gutes Licht auf die Fußball-Branche. Im Verantwortungsbereich des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist die 3. Liga die höchste Klasse. Das Ausscheiden eines Teams aus der Meisterschaftsrunde ist deshalb für den DFB eine Peinlichkeit. Da sich auch an der Tabellenspitze Punktstände ändern, beeinflusst der Türkgücü-Rückzug das Aufstiegsrennen. Ob ein Lizenzierungsverfahren, wie es die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für die Teilnahme an ihren beiden Bundesligen voraussetzt, das Münchner Finanzfiasko verhindert hätte? Eines scheint sicher: Das derzeitige Zulassungsverfahren für die 3. Liga ist ungeeignet.
Türkgücü München ist kein Ausnahme: Zahlreiche Insolvenzverfahren in der 3.Liga
Die Probleme jedoch liegen tiefer und sind lange bekannt: Fast jährlich gab es zuletzt mindestens einen Insolvenzfall in der 3. Liga. Der Ruf als Pleiteliga kommt nicht von ungefähr. Was auch daran liegt, dass die finanzielle Kluft zu den Bundesligen enorm ist.
In der Vorsaison kassierten die Kickers TV-Gelder in Höhe von 7,5 Millionen Euro – die kleinste Summe aller Zweitligisten. Im Vergleich zum Erlös in der 3. Liga dennoch sehr viel mehr Geld, denn dort erhalten die Würzburger Kickers nicht einmal ein Fünftel. Im Streben nach dem Aufstieg – und damit dem großen Geld – gehen viele Klubs zu sehr ins finanzielle Risiko. Sie bezahlen ihren Spielern oft Gehälter, die sie sich nicht leisten können.
Dass mit Türkgücü ein von einem einzelnen Investor stark abhängiger Verein nun Schiffbruch erlitten hat, kommt nicht von ungefähr. Geldgeber Hasan Kivran behandelte den Klub wie sein Spielzeug, stellte Spieler und Trainer nach Belieben ein und wieder frei und ließ den Verein am Ende fallen wie eine heiße Kartoffel. Ein Musterbeispiel, das als Argument für die Beibehaltung der 50+1-Regel taugt. Damit wird der Einfluss von Investoren bei Profiklubs in Deutschland begrenzt: DFL und DFB haben in ihren Satzungen festgeschrieben, dass die Mehrheit der Anteile eines Klubs immer in den Händen der Mitglieder liegen muss.
Die Würzburger Kickers wollen bescheidener werden
In Würzburg wollte der Druck-Unternehmer Thorsten Fischer die Kickers vor zwei Jahren als Teil einer globalen Fußballmarke positionieren. Er wollte damit Geld verdienen, sagte er. Am Ende hat der Fußball ihn wohl eher Geld gekostet.
Seine Anteile an der Kickers-Profifußball AG will Fischer inzwischen loswerden. Sollte der Klub im Sommer absteigen, sind am Würzburger Dallenberg von der Profi-Ära als deutlich sichtbare Zeichen eine Stahlrohrtribüne und ein VIP-Zelt übrig. Beides ist schnell wieder abgebaut.
Der Klub, bei dem der erst im Sommer 2021 gekommene Vermarktungs-Experte Christan Jäger am Donnerstag seinen Abschied als Vorstandsvorsitzender verkündete, will in Zukunft bescheidener auftreten: Er möchte mehr in die Infrastruktur als in den kurzfristigen sportlichen Erfolg investieren. Es wäre der richtige Weg.
Die Mainpost könnte jede Woche 3 Seiten Papier sparen, wenn sie die Berichterstattung über die Kickers den Leistungen anpassen würde.
Der Berichterstatter könnte......................
Und wenn die ganze Branche irgendwann mal den Bach runter geht und eingestellt wird, dann geht mir das am "Nämlichen" vorbei, Hauptsache die Öffentlichkeit wird nicht noch weiter mit irgendwelchen Irrsinsprojekten wie ein Stadionneubau zur Kasse gebeten.
in der Person von Thorsten Fischer, der ist aber nicht mehr bei den Kickers, weil Mitgliedschaft gekündigt! Ist er vielleicht gekränkt worden?
sondern nur ums Geld geht!
Der Bericht ist interessant , doch wie immer einer wo keine Lösung mit angegeben ist .
Wie hätte der DFB darauf reagieren sollen und man möge mir verzeihen :
Hätten die Kickers einfach mehr Punkte gesammelt , wären sie nicht in diese Lage
gekommen und schauen sie mal , wer alles bei den Kickers nach dieser Runde aufhört.
es gibt doch noch Gerechtigkeit!