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FUSSBALL: TOTO-POKAL-VIERTELFINALE
Würzburger Kickers nach Elfmeter-Krimi im Halbfinale
Würzburger Kickers nach Elfmeter-Krimi im Halbfinale       -  Pokal-Zweikampf: Würzburgs Fabio Kaufmann (hinten) im Duell mit Illertissens Volkan Celiktas.
Foto: Meike Kreidler, Foto2Press | Pokal-Zweikampf: Würzburgs Fabio Kaufmann (hinten) im Duell mit Illertissens Volkan Celiktas.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:43 Uhr

Die Würzburger Kickers stehen mit ganz viel Glück und trotz einer über weite Strecken schwachen Leistung im Halbfinale des bayerischen Toto-Pokal-Wettbewerbs: 18 Versuche brauchte es im Elfmeterschießen, bis ein Sieger gefunden war und sich der Drittligist mit 9:8 beim tapfer kämpfenden Regionalligisten FV Illertissen durchgesetzt hatte. Nach 90 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Kickers-Coach Michael Schiele sparte nach der Partie auch nicht mit Kritik an der Leistung seines Teams: „Es war ein schmeichelhafter Sieg, aber wir sind eine Runde weiter. Wir wissen selbst, dass wir besser Fußball spielen müssen.“ Mögliche Gegner in der Vorschlussrunde sind nun 1860 München, die SpVgg Unterhaching oder Viktoria Aschaffenburg.

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Emotionaler Pokalwettbewerb

Der Toto-Pokal-Wettbewerb war für Unterfrankens Fußballfreunde heuer eine emotionale Geschichte. Da war zunächst das erste Würzburger Pflichtspiel-Stadtderby nach fast sechs Jahren, das die Kickers beim Bayernligisten Würzburger FV mit 4:0 gewannen. Dann kam jenes emotionale Spiel beim Regionalligisten FC 05 Schweinfurt, das die Schnüdel mit 3:1 gewannen, das mehrfach unterbrochen war, wegen Zündeleien auf den Rängen kurz vorm Abbruch stand, und das im Nachgang dann doch für die Rothosen gewertet wurde. Die Schnüdel hatten einen U-23-Spieler zu wenig auf dem Spielberichtsbogen stehen und mussten – nach Urteil des obersten bayerischen Sportgerichts – ihren Viertelfinalplatz an die Kickers abtreten.

Da war die Partie bei Schweinfurts Regionalliga-Rivalen FV Illertissen zumindest atmosphärisch aus einer anderen Kategorie. Das Vöhlin-Stadion – benannt nach jenem Adelsgeschlecht, das einst in dem über der Stadt thronenden Schloss hauste – versprüht den Charme einer Kreissportanlage. Die Zuschauermenge war überschaubar. Pokal-Atmosphäre kam da am Dienstagabend nicht auf. Und die hatten sich ja auch vorgenommen, die Sache hoch konzentriert anzugehen.

Schiele setzte ein Zeichen

Schon mit seiner Aufstellung hatte Trainer Michael Schiele ein deutliches Zeichen gesetzt. Zwar blieben mit Dominic Baumann und Simon Skarlatidis die in dieser Drittliga-Saison torgefährlichsten Kickers-Akteure wegen muskulärer Probleme zunächst draußen. Es war trotzdem durchaus eine Startelf, die so auch bei einem Ligaspiel hätte auflaufen können, die Schiele da aufs Feld schickte. Keine Experimente also.

Aber irgendwie schienen die Kickers-Akteure ihren Trainer nicht so richtig verstanden zu haben. Denn es hatte den Anschein, als würde es den Würzburgern bei dieser Pokalaufgabe etwas an Ernsthaftigkeit fehlen. Leichtsinnig und fahrig, bisweilen etwas überheblich wirkte der Auftritt der Würzburger. Die Hausherren – in der vierten Liga nur einen Zähler vor der Abstiegszone platziert – agierten mutig und unerschrocken, zeigten keinerlei Respekt und stürzten die Kickers bereits in der ersten Spielhälfte von einer Verlegenheit in die nächste.

Die Gäste indes agierten harmlos in den Zweikämpfen, offenbarten immer wieder Lücken in der Defensive und waren weit davon entfernt, das Spiel unter Kontrolle zu bringen. Reihenweise erarbeiteten sich die Hausherren beste Einschussmöglichkeiten: Stanislaw Herzel tanzete die gesamte Kickers-Hintermannschaft aus und verzog ganz knapp (7.). Kickers-Keeper Leon Bätge wehrte einen Herzel-Schuss mit Mühe ab, den Abpraller setzte Sandro Caravetta aus fünf Metern mit dem Kopf übers leere Würzburger Tor (16.). Volkan Celiktas donnerte einen Freistoß aus 25 Metern an den Pfosten des Gäste-Kastens (25.), Maurice Strobel schoss aus bester Position übers Tor (27.). Die Kickers nahmen mächtig Dusel in Anspruch und zeigten kurzzeitig mal profihafte Effizienz. Mit dem allerersten Torschuss der Rothosen gelang Dennis Mast nach guter Vorlage der Führungstreffer (28.). Das Spiel schien doch in Richtung des Favoriten zu kippen, zumal Orhan Ademi (34.) und Caniggia Elva (34.) nun gleich zwei dicke Chancen hatten, das Resultat in die Höhe zu schrauben.

Celiktas köpfte den Ausgleich

Aber denkste! Wer glaubte, die Rothosen hätten sich nun besonnen und spätestens nach der Pausenansprache von Trainer Schiele den Ernst dieses Spiels verstanden, der irrte sich. Ein Klassenunterschied war auch nach dem Seitenwechsel nicht zu erkennen. Und in der 52. Minute gab es dann die verdiente Quittung: Celiktas köpfte nach einer Ecke den hochverdienten Ausgleich.

Und der Drittligist wankte hernach bedenklich, zeigte so in dieser Saison noch nicht gesehene Schwächen und hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn er in Rückstand geraten wäre: Ein abgefälschter Distanzschuss von Herzel landete an der Latte des Würzburger Tores (58.). Gegen Burak Coban zeigte Bätge eine wahre Glanzparade (75.), als Tim Buchmann den Ball aus acht Metern an die Unterkante der Latte des Rothosen-Tores knallte, sprang der Ball nicht ins Tor, sondern von der Linie ins Feld zurück (85.). Und dies ist nur eine kleine Auswahl der hochkarätigen Illertissener Chancen. Dass auf der anderen Seite Ademi drei Meter vor dem Kasten über den Ball trat (71.) soll freilich auch nicht unerwähnt bleiben. Letztlich aber retteten sich die Kickers – man muss es so formulieren – gegen einen wütend anrennenden Gegner taumelnd wie ein angeschlagener Boxer ins Elfmeterschießen.

Die Statistik des Spiels

Fußball-Totopokal, Viertelfinale FV Illertissen – FC Würzburger Kickers 8:9 (1:1, 0:1) n.E.

Illertissen: Schilder – Pangallo, Strobel, Rausch (78. Schröter), Wujewitsch (80. Hahn), Buchmann, Herzel, Krug, Coban, Caravetta (64. Bolkart), Celiktas .

Würzburg: Bätge – Göbel, Hägele, Schuppan, Wagner – Bachmann (67. Skarlatidis), Gnaase – Kaufmann (87. Breitkreuz), Mast – Elva (59. Baumann), Ademi.

Schiedsrichter: Schultes (Betzigau)

Tore: 0:1 Mast (28.), 1:1 Celiktas (52.).

Fotoserie

Elfmeterschießen: 1:2 Ademi, Bätge hält gegen Hahn, Göbel schießt an die Latte, 2:2 Strobel, 2:3 Schuppan, 3:3 Celiktas, 3:4 Skarlatidis, 4:4 Coban, 5:4 Hägele, 5:5 Schröter, 5:6 Baumann, 6:6 Buchmann, 6:7 Gnaase, 7:7 Krug, 7:8 Mast, 8:8 Herzel, 8:9 Wagner, Bolkart schießt über das Tor.

 
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  • A. D.
    Duselkicker.
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  • E. H.
    Oh Schottenanger, das s vergessen, Duselkicker gibt es auch an der Mainaustrasse,
    so wie überall!
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  • F. T.
    Was dieses Spiel und das andere in Schweinfurt betrifft, sollen sich die Kickersspieler heimgeigen lassen. Schiele und Hägele sind Schwaben und verstehen, was ich meine.
    Was die Auslosung fürs Halbfinale betrifft, hoffen wir auf 1860 oder Unterhaching, nur nicht auf Aschaffenburg, da sich die Mannschaft gegen Regionalligisten offensichtlich furchtbar schwer tut. Eine dritte Blamage wäre die Megaschande.
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  • R. S.
    Das die Kickers sich im Pokal schwer tun wissen wir Aber wir sind weiter und fertig Herr Schiele wird seine Spieler schon noch ein paar Worte dazu sagen und gut is. ⚽
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  • K. B.
    Sie tun sich nicht nur im Pokal schwer, sondern immer dann, wenn sie als klarer Favorit ins Spiel gehen (müssen). Beispiele Meppen, Gr0ßaspach, wenn diese aus einer massiven Abwehr dann immer wieder Nadelstiche setzen.
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  • E. H.
    Gut ist allein das Resultat, denn schon in den letzten Spielen war zu erkennen, die Schiele Elf ist im Moment ein ganzes Stück von ihrer Bestform der letzten Monate entfernt und muss aufpassen nicht wieder schnell in die unteren Regionen zu kommen. Das Einzige was Mut macht, nach den schlechten Spiel in Schweinfurt folgte der Auswärtssieg in Unterhaching!
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