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Würzburg
Warum die Würzburg Baskets nach dem Krimi gegen Alba Berlin Xeyrius Williams abgaben
Eine Personalie zur Unzeit? Der kurzfristige Wechsel des Amerikaners übertüncht die leidenschaftliche Vorstellung gegen den Meister. Und wann kommt der Ersatz?
Das letzte Mal im Baskets-Leibchen: Xeyrius Williams (inmitten seiner inzwischen ehemaligen Mannschaftskollegen Stanley Whittaker, links, und Collin Welp) wechselte kurzfristig aus Würzburg zum israelischen Europapokal-Teilnehmer  Hapoel Haifa. 
Foto: Julien Becker | Das letzte Mal im Baskets-Leibchen: Xeyrius Williams (inmitten seiner inzwischen ehemaligen Mannschaftskollegen Stanley Whittaker, links, und Collin Welp) wechselte kurzfristig aus Würzburg zum israelischen ...
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:22 Uhr

Die Anfragen der Agenten, die vor allem das monetäre Wohl ihrer Schützlinge (und ihr provisionsgestütztes eigenes natürlich auch) im Sinn haben, flatterten Kresimir Loncar zuletzt in regelmäßig immer kürzer werdenden  Abständen auf den Schreibtisch. Dass überraschende Erfolge und so nicht zu erwartende Leistungsentwicklungen von Spielern Begehrlichkeiten anderer Klubs wecken, ist eine Binse. Dass ein finanziell klammer Klub sich die Angebote anhört und ihnen im Zweifelsfall auch nachgibt, ist vernünftig. Vor allem im Basketball, der dem Söldnertum nachgewiesenermaßen ja noch mehr huldigt als andere Mannschaftssportarten.

Also: Wenn die Ablöse passt und der Spieler gerne gehen möchte, weil er anderswo mehr Geld verdient – warum nicht einen noch bis Saisonende gültigen Arbeitsvertrag auflösen? Xeyrius Williams hat Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets in Richtung des israelischen Europapokal-Teilnehmers Hapoel Haifa verlassen. "Es wäre dumm, einen dann unzufriedenen Spieler halten zu wollen", sagt Baskets-Trainer Sasa Filipovski, der den Abgang dennoch als "großen Verlust" bezeichnet.

Dabei war der 25-jährige US-Amerikaner gar nicht mal der Begehrteste aus dem aktuellen Kader der Unterfranken, die für ihn eine mittelprächtige fünfstellige Ablöse bekommen haben sollen. Sportmanager Loncar hatte bereits einige Offerten für Stanley Whittaker, Cameron Hunt und auch für C.J. Bryce. Also fürs "Würzburger Guard-Monster", wie die Bundesliga auf ihrer Homepage die drei Amerikaner seit geraumer Zeit gänzlich sinnbefreit bedichtet. Derzeit erscheinen die drei als noch unverkäuflich, aber natürlich ist auch dies letztlich nur eine Frage des Preises in diesem Geschäft.

Baskets-Trainer Sasa Filipovski beim Spiel gegen Berlin.
Foto: Heiko Becker | Baskets-Trainer Sasa Filipovski beim Spiel gegen Berlin.

Filipovski, der die Regeln natürlich verinnerlicht hat, macht auf ein grundsätzlicheres Problem aufmerksam: Nicht nur, weil er aktuell nur noch elf Spieler im Training hat, was hartes Üben schwieriger mache, denkt der Slowene längerfristig: "Ich will hier etwas aufbauen, eine Marke mit einem Wert erschaffen, die in Deutschland und in Europa respektiert wird, und nicht immer nur ums Überleben kämpfen. Aber dazu brauchen wir einen Hauptsponsor und ein stabiles Budget. Nicht nur immer für ein Jahr, sondern mal für drei Jahre, damit wir Spieler auch längerfristig verpflichten können und um Stabilität in den Klub zu bekommen." Im Moment, weiß der Trainer, "sind wir davon aber noch weit entfernt".

Zurecht und nicht ohne ein bisschen Stolz in der Stimme verweist der 48-Jährige darauf, dass der aktuelle Erfolg, als ein vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelter Klub mit ausgeglichener Bilanz nach 16 Partien auf Play-off-Rang acht zu stehen, eine der größten Überraschungen in dieser Spielzeit ist: "Wir haben eines bewiesen: Wir können Spieler entwickeln und kleine Wunder vollbringen."

Ein Spiel als Werbung für diesen Sport

Dass die Personalie Williams, der in Haifa einen länger verletzten Landsmann ersetzen soll, gerade am Montagabend nach der 76:79 (45:41)-Niederlage gegen Alba Berlin dazwischenfunkte, mag nicht jedem Baskets-Anhänger gefallen haben. Vor allem, weil sie die aufopferungsvolle Leistung der Würzburger gegen den den Meister- und Pokaltitel verteidigenden Euroleague-Teilnehmer letztlich übertünchte. Die Baskets kratzten in einer dramatischen, phasenweise auch spielerisch hochklassigen Begegnung bis 1,4 Sekunden vor Schluss an einer mittleren Sensation. Und ja, man kann es durchaus so nennen – vielleicht muss man es sogar: Der Abend war eine Werbung für diesen Sport. Wozu neben dem sportlich Dargebotenen auch die – durch die Fanklubs trommelnd orchestrierte – Atmosphäre vor den 3011 nahezu pausenlos klatschpappenden Menschen beitrug.

Die Spieler von Alba Berlin herzen ihren Matchwinner Tim Schneider.
Foto: Heiko Becker | Die Spieler von Alba Berlin herzen ihren Matchwinner Tim Schneider.

Filipovski empfahl nach dem Krimi, sich nun vor allem auf "die Teams zu fokussieren, die auf Augenhöhe mit uns sind". Er meinte eher Mannschaften, die in der Tabelle hinter den Baskets stehen. Zum Beispiel Heidelberg, das am Samstag (18 Uhr) auf die Würzburger wartet. Und? Tut sich bis dahin noch was in der Causa Williams-Ersatz? Loncar  hat angekündigt, "in Ruhe eine Verstärkung für die zweite Saisonhälfte“ zu suchen. Die beginnt am Freitag in einer Woche (3. Februar) mit dem Heimspiel gegen Chemnitz.

 
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