Innerhalb von 1,4 Sekunden kann im Basketball noch ziemlich viel passieren. Eine mittlere Sensation zum Beispiel. Und nicht weniger wäre es gewesen, hätte der letzte Wurf des Spiels von Stanley Whittaker sein Ziel gefunden. Wäre er nicht an den Ring geklatscht, sondern durch die Reuse gerauscht, hätte es Verlängerung gegeben. Aber: "Wäre, wäre, Fahrradkette", sagte der große Sportphilosoph Lothar Matthäus ja einmal so schön. Und deshalb setzte es nach zuletzt zwei Siegen in Bayreuth und in Ulm am Montagabend gegen Alba Berlin also mit dem 76:79 (45:41) die eigentlich zu erwartende achte Saisonniederlage für die Würzburg Baskets, die fünfte zu Hause.
Dass sich der Double-Gewinner und Titelverteidiger aus der Hauptstadt freilich derart schwertat in der Domstadt, darf als große Überraschung durchgehen. Die vor dieser Partie mit im Schnitt 91,3 Punkten offensivstärkste Mannschaft der gesamten Klasse unter 80 Punkten zu halten, spricht für die gestiegene Qualität einer konsequenten Verteidigungsarbeit. Baskets-Trainer Sasa Filipovski zeigte sich hernach freilich enttäuscht ob des Ausgangs, weil: "Der Punkt ist im Basketball, Spiele zu gewinnen." Er haderte ein wenig mit seiner Offensive, als Berlin in den letzten Minuten auf eine Zonenverteidigung umgestellt hatte, auf die seine Akteure zwischenzeitlich so gar keine Antwort mehr fanden. Mund abwischen, "daraus lernen, nach vorne schauen und uns auf die Mannschaften konzentrieren, die in etwa auf Augenhöhe mit uns sind", empfahl der Slowene, der sagte, insgesamt zufrieden zu sein mit der Entwicklung seiner Spieler in dieser Saison.
Xeyrius Williams wechselt sofort nach Israel zu Hapoel Haifa
In deren weiteren Verlauf werden die Baskets auf die Dienste von Xeyrius Williams verzichten müssen. Der US-Amerikaner wird den Klub verlassen, der für ihn eine bestimmt fünfstellige Ablöse erhält, die vermutlich in einen Ersatz investiert werden wird. Der 25-jährige Williams, der in seinen 16 Bundesligaspielen im Schnitt knapp zehn Punkte, gut vier Rebounds und 1,5 Blocks aufgelegt hatte, und sein neuer Verein, Hapoel Haifa BC, der in Israels erster Liga und aktuell auch im Europe Cup spielt, gaben den sofortigen Wechsel noch am späten Montagabend via Instagram bekannt.
Die Berliner eröffneten die Begegnung, die sich zu einer durchweg spannenden, teilweise auch spielerisch hochklassigen Montagabendunterhaltung entwickelte, einfach mal mit vier Dreiern hintereinander und einem Dunking, weshalb sie nach knapp fünf Minuten mit neun Punkten vorne lagen (14:5). Wer unter den den Baskets freundlich Gesonnenen nun befürchtete, das Spiel sei frühzeitig entschieden, weil die Berliner Offensivmaschinerie nicht aufzuhalten sei, durfte sich kräftig die Augen reiben. Die Hausherren, die in Hälfte eins auch von einer außergewöhnlich guten Dreierquote (fünf der acht Versuche fanden ihr Ziel) profitierten, konterten mit einem 9:0-Lauf zum Ausgleich (14:14), und weil sie den gegen Ende des Abschnitts auf einen 16:5-Lauf ausbauten, gingen sie wohl zum Erstaunen der meisten Augenzeugen sogar mit einer 21:19-Führung ins zweite Viertel.
Die Würzburg Baskets gehen mit einer Führung in die Pause
Das entwickelte sich zu einer Art Spiegelbild der ersten zehn Minuten: Alba legte los und trat aufs Gas. Nach einem 9:0-Lauf zum 28:21 schien alles seinen zu erwartenden Verlauf zu nehmen. Pustekuchen, zum Zweiten! Die Hausherren dachten gar nicht daran, das Spiel gegen den – zumindest der Papierform nach – übermächtig erscheinenden Kontrahenten herzuschenken. Bis zur Pause kämpften sie sich nicht nur wieder heran – 40 Sekunden vor Ertönen der Halbzeitsirene gingen sie dank eines Dreiers von Cameron Hunt erneut in Führung (42:41), die sie durch ein Drei-Punkte-Spiel von C.J. Bryce dann sogar noch etwas ausbauten.
Und wenn das schon zweimal so ging an diesem Montagabend, warum dann nicht auch ein drittes Mal? Also: Auch in Abschnitt drei übernahm Alba erst einmal das Kommando, ging mit neun Punkten in Führung (58:49), ehe die Baskets abermals zurückschlugen. Weshalb dieser unerwartete Krimi im Schlussviertel also unerbittlich auf seinen Höhepunkt zusteuerte: Drei Minuten und 55 Sekunden waren noch zu spielen, als die Hausherren mit vier Punkten vorne lagen (72:68) und Alba-Trainer Gonzalez eine Auszeit nahm. Folge: ein 7:0 für Alba. Und dann eben ihr rasiermesserscharf präzise vorgetragener letzter Angriff, den Tim Schneider mit einem Dreier zum Endstand krönte – und nur noch 1,4 Sekunden auf der Uhr waren.