Der Traum von der dritten Teilnahme am Finalturnier im BBL-Pokal ist ausgeträumt für s.Oliver Würzburg. Am späten Sonntagabend mussten sich die Unterfranken im Viertelfinale bei den Crailsheim Merlins mit 79:82 geschlagen geben. Die Aufholjagd der Gäste in der "Stierkampfarena" in Ilshofen bei Crailsheim kam zu spät, obwohl die Baskets das Schlussviertel mit 26:15 für sich entschieden und Trainer Denis Wucherer im Anschluss bemerkte: "Wir haben heute genug richtig gemacht, um das Spiel zu gewinnen." Drei Gründe, warum es trotzdem nicht gereicht hat - und was für die kommenden Wochen Hoffnung machen kann:
Grund Nummer 1: Die schwache Freiwurfquote
Wer einen Blick auf den Statistikbogen wirft, dem sticht eine Zahl sofort ins Auge. Nur sieben ihrer 17 Freiwürfe verwandelten die Würzburger. Das ergibt eine Quote von 41 Prozent. Auf die Saison gesehen trifft das Wucherer-Team bisher ordentliche 72,6 Prozent von der Linie (ligaweit Platz sieben), ein Wert, der mit Blick auf das knappe Ergebnis am Sonntagabend bereits zum Sieg hätte reichen können. Besonders der 16:23-Rückstand nach dem ersten Viertel ist auf die schwache Quote (2/8) an der Linie zurückzuführen.
Grund Nummer 2: Die schwache Quote von der Dreipunktelinie
Auch bei der Quote der Dreipunktewürfe liegt Würzburg aktuell knapp auf einem Play-off-Rang. 35 Prozent der Abschlüsse aus der Ferne fanden bei den Domstädtern in der Bundesliga das Ziel. Aber: Crailsheim führt die Liga bei der Dreierquote an und traf am Sonntag auch in Person von Maurice Stuckey einige gut verteidigte Dreier.
Besonders die polnische Nachverpflichtung der Würzburger, Tomasz Gielo, traf in seinen ersten vier Partien fast schon traumwandlerisch sicher von außen: Elf seiner 16 Dreier netzte er ein. Gegen Crailsheim ließ der polnische Nationalspieler, der auch für das WM-Qualifikationsspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft (für die der Würzburger Filip Stanic nominiert ist) in Lubin am 28. November (20 Uhr) eingeladen wurde, einige freie Gelegenheiten liegen. Nur zwei seiner neun Dreier fanden ihr Ziel, alleine im ersten Viertel verfehlte Gielo vier mehr oder weniger freigespielte Würfe von außen. Coach Denis Wucherer bemängelte nach der Partie: "Es gibt Tage, an denen du ein Basketballspiel eben nicht gewinnst, weil du den Korb nicht triffst. Wir haben 23 weitestgehend freie Dreier nicht getroffen."
Grund Nummer 3: T.J. Shorts
Zugegebenermaßen: Es ist bisher nicht vielen Teams gelungen, Crailsheims Aufbauspieler T.J. Shorts zu stoppen. Mit 18 Zählern pro Partie ist Shorts der viertbeste Punktesammler der Liga, die knapp acht direkten Korbvorlagen reichen sogar für Rang zwei. Nicht umsonst ist der 1,75 Meter große Point Guard bereits in dieser frühen Saisonphase schon ein Kandidat für den besten Spieler der Saison (MVP). Dabei lässt sich festhalten: Wenn Shorts gut drauf ist, gewinnt Crailsheim fast immer.
"Wir haben bereits damit gerechnet, dass sie Rodriguez gegen ihn stellen", kommentierte Crailsheims Headcoach Sebastian Gleim, was viele Zuschauer zu Beginn der Partie doch verwundert haben dürfte. Warum verteidigt Desi Rodriguez, der bisher eher als Wühler unter dem Korb bekannt war, den wieselflinken Guard der Merlins? "Wir hatten die Idee mit einem großen Verteidiger zu beginnen und ihm dann verschiedene Gegenspieler zu präsentieren", erklärt Wucherer. Zwar habe man es nicht ganz geschafft, Shorts aus dem Spiel zu nehmen, immerhin übertraf er seinen Saisonschnitt mit 22 Punkten sogar. Der kleine Point Guard konnte aber weniger für seine Mitspieler kreieren als noch beim Saisonauftakt Ende September, als die Crailsheimer Offensive 111 Punkte erzielen konnte. "Wir hätten vielleicht noch das ein oder andere Mal früher helfen können, um ihn nicht zum Korb durchkommen zu lassen. Sonst fand ich die Defensive aber okay, nicht gut, aber ordentlich", bilanzierte Wucherer.
Was Hoffnung macht:
Es gibt im Basketball ein ungeschriebenes Gesetz: "Wer das Rebound-Duell für sich entscheidet, gewinnt auch die Partie." Das liegt zum Teil auch daran, dass schwächere Trefferquoten zu mehr Defensiv-Rebounds führen. Ergo: Wer weniger Körbe erzielt und sich zu wenig zweite Chancen erarbeitet, verliert am Ende. Beim Auswärtsspiel in Bonn mussten die Baskets das eindrucksvoll anerkennen, der Sonntagabend war wohl eher so etwas wie eine Anomalie dieser Statistik, weil die Baskets das Rebound-Duell mit 50:34 gewannen.
Sieht man zudem, dass die Würzburger auch noch 23 Assists verteilten (Crailsheim elf) und sich nur zwölf Ballverluste leisteten, darf man als Baskets-Fan guter Dinge sein für die nähere Zukunft. Zumal die Begegnung gegen Frankfurt am kommenden Sonntag ein Heimspiel ist. Diese gewannen die Würzburger bisher recht zuverlässig (Vier Siege aus vier Spielen). Als Fazit bleibt, was Wucherer sagte: "Die Mannschaft hat genug richtig gemacht, um das Spiel zu gewinnen." Das wird wohl bald auch nicht nur zu Hause mit einem Sieg belohnt werden.