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Basketball: Bundesliga
Die Baskets und die Grenze der Legalität
In Crailsheim hat s.Oliver Würzburg am Sonntag die Chance, zum dritten Male in das Top-Four-Turnier des Pokalwettbewerbs einzuziehen.
Einer Szene vom ersten Auftritt der Baskets in Crailsheim in dieser Spielzeit: Aigars Skele im Zweikampf mit T.J. Shorts, der mit durchschnittlich 18 Punkten und fast acht Vorlagen Crailsheim spielbestimmender Mann ist.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Einer Szene vom ersten Auftritt der Baskets in Crailsheim in dieser Spielzeit: Aigars Skele im Zweikampf mit T.J. Shorts, der mit durchschnittlich 18 Punkten und fast acht Vorlagen Crailsheim spielbestimmender Mann ist.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:51 Uhr

Aller guten Pokal-Dinge sind drei: Bereits zwei Mal erreichten Würzburgs Profi-Basketballer das Top-Four-Turnier, bei dem der Pokalsieger ausgespielt wird: 1999 die damals „X-Rays“ titulierte Mannschaft von der DJK s.Oliver Würzburg und 2004 das Team des Klubs, der als TSK Würzburg firmierte. In beiden Fällen mussten sich die Unterfranken in der Frankfurter Ballsporthalle mit dem vierten Platz begnügen. An diesem Sonntag (20.30 Uhr) hat Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg also die Chance, zum dritten Male in das Turnier einzuziehen, das in dieser Saison am Wochenende 19./20. Februar bei einem der vier Halbfinalisten gespielt wird. Nach dem ersten Sieg in einem Achtelfinale gegen den MBC geht's nun nach Crailsheim – mit ziemlich unguten Erinnerungen.

Zum Saisonauftakt setzte es für die Baskets in Hohenlohe eine heftige 84:111-Klatsche – wobei die Würzburger damals zumindest 25einhalb Minuten sehr ordentlich mithielten, ehe sie unerklärlicherweise in ihre Einzelteile zerfielen. Es war das erste Spiel vor zahlenden Zuschauern seit eineinhalb Jahren damals, und welchen Einfluss der Anhang haben kann, zeigte ja auch das Würzburger Publikum kurz später gegen Oldenburg und zuletzt gegen die Münchner Bayern. "Auch wenn sie inzwischen abgehakt ist, im Hinterkopf schwingt die Niederlage von damals schon noch etwas mit. Wir wollen etwas gutmachen", sagt Baskets-Kapitän Felix Hoffmann, der mit seinem Freund und ehemaligen Teamkollegen Maurice Stuckey in der Partie zwischenzeitlich mal heftig aneinandergeraten war. Sie sprachen sich noch auf dem Parkett aus, auch nach der Partie, und tags darauf telefonierten sie auch noch.

William Buford (rechts) kam zuletzt immer besser in Schwung.
Foto: HMB Media/Julien Becker | William Buford (rechts) kam zuletzt immer besser in Schwung.

Hoffmann freut sich auf das Spiel und glaubt, dass das Timing gerade ganz gut sei, weil "Crailsheim ja so ähnlich spielt wie Bonn". Im Rheinland setzte es für die Baskets vergangenes Wochenende zwar auch eine Niederlage, wie in allen Auswärtsspielen in dieser Runde, aber wenn "wir unsere Lehren ziehen aus dem Spiel, haben wir eine Chance", meint Hoffmann, der betont, dass die Mannschaft in dieser Woche vor allem an der Verteidigung gearbeitet habe, um gewappnet zu sein für den "Isalo-Style", wie er diese Art des Basketballspielens in Anspielung auf Bonns finnischen Trainer Tuomas Isalo bezeichnet, der zuvor eben in Crailsheim diesen Stil etablierte.

Auch Baskets-Coach Denis Wucherer hat diesen "neuen Trend" festgestellt, den Ludwigsburg zwar seit Jahren praktiziert, inzwischen aber mit Crailsheim, Hamburg und Bonn willige Nachahmer gefunden hat: "Mit enormer Physis und enormem Speed, immer an der Grenze der Legalität." Hoffmann bestätigt, das da auf dem Parkett die ganze Zeit über "gezogen, gehalten, gedrückt, geschubst" wird. "Das nervt total", weiß Wucherer, der eine ganz andere Art des Spielens bevorzugt und diese ihm unsympathische Spielweise "auch europäisch bislang nicht oft gesehen" hat. Dahinter stehe der Versuch, "das Level, was vielleicht gerade noch zulässig ist" im Laufe der Partie immer weiter anzuheben, auf dass die Schiedsrichter mit zunehmender Spieldauer immer großzügiger pfeifen mögen.

Baskets-Spielmacher Cameron Hunt (links) im Zweikampf mit dem ehemaligen Würzburger Maurice Stuckey.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Baskets-Spielmacher Cameron Hunt (links) im Zweikampf mit dem ehemaligen Würzburger Maurice Stuckey.

Aber es hilft ja nix: "Wir müssen damit umgehen, dagegenhalten und darauf eine Antwort finden", sagt Wucherer, der fordert "über die kompletten 40 Minuten so intensiv aufzutreten wie in den ersten fünf." Eine flinke Ballbewegung wäre natürlich ein probates Gegenmittel, aber nicht nur die: "Ziel dieser Spielweise ist es, dem Gegner den Schneid abzukaufen und ihm den Rhythmus zu nehmen und müde zu machen", sagt Wucherer. Und zwar so müde, "dass du dann auch deine freien Würfe, die du immer bekommen wirst, nicht mehr triffst". Deshalb gilt: "Wir müssen über die gesamte Spielzeit mit dem Fuß auf dem Gas bleiben und uns zu jeder Zeit wehren."

Was in den bisherigen vier Auswärtsspielen dieser Saison eben nur abschnittsweise und nie über die komplette Spielzeit gelang. Da sei Luft nach oben, meint auch Wucherer. Gegen die offensivstärkste Mannschaft der Bundesliga, die im Schnitt 93,4 Punkte pro Partie erzielt und am Mittwoch im Europe Cup in Minsk 95:72 gewann, soll also am Sonntag ein Anfang gemacht werden. Mit lautstarker Unterstützung des eigenen Anhangs. Mit drei Bussen haben 150 Baskets-Fans ihr Kommen angekündigt, um ein Stück Heimspielatmosphäre in die Hohenlohener Arena, wo nach  Ertönen der Schlusssirene auch die beiden Halbfinalpartien ausgelost werden, zu transportieren. "Die Leistung ging in den letzten beiden Auswärtsspielen zwar in die richtige Richtung, aber so richtig umstoßen konnten wir den Bock noch nicht“, sagt Wucherer. Und meint bestimmt: Zeit wird's.

 
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