
Vor sieben Wochen wurden bereits Erinnerungen wach. Damals an die vergangene Saison, als Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg in schöner Regelmäßigkeit oft gut eine Hälfte ordentlich mitgespielt und dann häufig binnen weniger Minuten das Spiel verloren hatte. Selbiges geschah damals, Ende September, in der Arena Hohenlohe eben auch, als die Baskets die ersten gut 25 Minuten ordentlich mithielten - am Ende setzte es eine heftige 84:111 (50:47)-Klatsche zum Start in die aktuelle Saison bei den Hakro Merlins Crailsheim.
Selber Ort, (fast) selbes Spiel an diesem Sonntagabend: Erneut präsentierten sich die Würzburger in Hohenlohe eine gute Halbzeit lang sehr ordentlich, um im dritten Viertel hoch in Rückstand zu geraten. Der Unterschied zum Saisonauftakt: Im Schlussabschnitt, in den die Würzburger mit 14 Punkten Rückstand gingen und dann gleich 16 hinterherlaufen mussten, berappelten sich die Schützlinge von Trainer Denis Wucherer noch einmal und hamsterten sich bis in die Schlussminute tatsächlich wieder auf drei Punkte heran (76:79).
Spiel verpasst? Hier geht's zum Liveticker zum Nachlesen.
Weil dann aber Tomasz Gielo im nächsten Angriff geblockt wurde, Crailsheims Fabian Bleck dann zwei Freiwürfe verwandelte und William Buford beim letzten verzweifelten Anrennen einen Fehlpass fabrizierte, den Terrell Harris genauso dankend wie dunkend annahm, war die Partie endgültig gelaufen. Bufords Dreier mit Ertönen der Schlusssirene zum 79:82 (39:43) war nur noch Ergebniskosmetik vor den 1892 Zuschauern, die den 3G-Nachweis erbringen mussten.
Gut 150 Baskets-Anhänger machen mächtig Rabatz
In der Hohenloher Arena herrschte bereits vor dem Sprungball eine wirklich prächtige Atmosphäre. Noch vor der Spielervorstellungen machten vor allem die gut 150 angereisten Baskets-Anhänger trommelnd und brüllend Rabatz. Das konterten die Fans der Zauberer fähnchenschwingend und klatschpappenschlagend. Und das sollte sich im Grunde das komplette erste Viertel ohne größere Unterbrechung so durchziehen.

Wucherer hatte seine Startformation erstmals in dieser Saison geändert und beorderte neben Cameron Hunt, William Buford und Filip Stanic erstmalig auch Tomasz Gielo und Desi Rodriguez anstelle von Craig Moller und Aigars Skele zum Sprungball aufs Parkett. Im fünften Würzburger Wurfanlauf gelangen dem 25-jährigen Amerikaner dann zwar die ersten Punkte der Partie, was einen Konfetti-Regen aus dem Würzburger Fanblock und eine kleine Pause zur Folge hatte, weil die ganzen Schnipsel erst einmal wieder vom Parkett geblasen werden mussten.
Flottes Spiel bis zur Halbzeit
Zu feiern hatten die Baskets-Anhänger dann erst einmal eh nichts, weil die Hausherren einen 9:0-Lauf starteten, für den sie nicht einmal zwei Minuten benötigten, kurz vor dem Ende des ersten Abschnitts lagen die Baskets erstmals zweistellig zurück (13:23) - und waren damit zumindest gefühlt noch ganz gut bedient. Ganz anders nach der kurzen Verschnaufpause: gerade einmal 60 Sekunden benötigten die Gäste, um den Sieben-Punkte-Viertelrückstand auszugleichen (23:23). Fortan entwickelte sich bis zur Halbzeit ein flottes Spielchen, in dem die Baskets zwar nicht einmal die Führung übernahmen, aber die Gastgeber auch nicht auf mehr als sieben Punkte davonziehen ließen. Und hätten sich die Gäste ihr Leben vor allem von der Freiwurflinie aus nicht selbst so schwer gemacht, wäre auch mehr drin gewesen als der Vier-Punkte-Rückstand (39:43). Gerade einmal fünf ihrer zwölf Würfe von der Linie konnten sie versenken (am Ende waren's dann ziemlich desaströse sieben von 17).
Wobei sich vor allem Filip Stanic nicht mit Ruhm bekleckerte. Der zuletzt stark aufspielende Stanic war am Freitagabend vom neuen Bundestrainer Gordon Herbert als einer von 20 Akteuren zum Vorbereitungslehrgang der Nationalmannschaft auf die WM-Qualifikationsspiele Ende November in Nürnberg gegen Estland (25. November, 19 Uhr) und in Lublin gegen Polen (28. November, 20 Uhr) eingeladen worden. Aber bestimmt nicht wegen seiner Freiwurfkünste: Acht Mal durfte er an die Linie - sage und schreibe zwei Mal traf er von dort.
Hätten die Baskets also nicht ganz so viele leichte Punkte liegengelassen - eben deren zehn - und hätten sie dazu noch ein wenig besser aus der Ferne getroffen (lediglich acht der 31 Dreierversuche fanden das Ziel), wäre eine Überraschung möglich gewesen. Wie meinte Wucherer so nett: "Um ein Basketballspiel zu gewinnen, muss man auch oft genug den Ball in den Korb werfen."