
Heiko Karrer hat seinen ersten Erfolg: Am Samstagabend setzte sich der von ihm seit etwas mehr als einer Woche trainierte Handball-Drittligist Wölfe Würzburg mit 38:33 (20:15) im Heimspiel gegen den Bundesliga-Nachwuchs der Rhein-Neckar Löwen durch und bleibt damit ein heißer Anwärter auf einen der zwei Aufstiegsrundenplätze in die 2. Bundesliga.
"Der beste Spieler war das Team. Wir sind alle zusammen durchs Feuer gegangen", sagte Karrer, der einst mit seinem Mannheimer Gegenüber Holger Löhr in der Nationalmannschaft aktiv gewesen war, und ergänzte: "Auf diesen Erfolg können wir aufbauen. Doch heute sind wir glücklich und feiern."
Elf Siege am Stück bei nur einer Niederlage zuletzt: So sah die sportliche Bilanz von Karrers Vorgänger Johannes Heufelder aus, bevor dieser freigestellt worden war. Das machte den Amtsantritt des Neuen natürlich nicht leichter, zumal Karrer bei seinem Comeback gleich zum Auftakt eine Heimpleite hatte hinnehmen müssen. Da hatte er erst zwei Übungseinheiten geleitet.
Dirigieren, gestikulieren, klatschen
Nach einer ganzem Trainingswoche dürfte Karrer nun einen anderen Druck verspürt haben. Ein Ex-Nationalspieler und erfahrener Trainer weiß natürlich damit umzugehen. So war Karrer von Beginn an präsent – stets auf Höhe der Seitenlinie. Er dirigierte, er gestikulierte, er zeigte an, er haderte, er klatschte, er reckte die Fäuste nach oben. All das schien auch notwendig.

Denn die Rhein-Neckar Löwen II kamen schnell ins Laufen, konterten die Treffer der Wölfe zunächst postwendend – und gingen gar mit 5:3 in Führung. Doch Mitte der ersten Hälfte waren es die Wölfe, die sich erstmals absetzten. Kapitän Patrick Schmidt erhöhte auf 11:8. Von der Bank kamen die zuvor verletzten Rückkehrer Malte Dedering und Alexander Merk. Die Grün-Weißen brachten allmählich Stabilität in ihre Abwehr, ließen vorne den Ball munter laufen.
Das Nachwuchsteam der Badener, die sich unter der Woche bei einem großen Abschiedsspiel vor Uwe Gensheimer, ihrem langjähriger Linksaußen und 203-fachen Nationalspieler, verneigt hatten, wechselte den Schlussmann. Doch die Wölfe hatten nun wieder das Selbstverständnis, um Heimspiele souverän zu gestalten, zumindest vorübergehend. Sie wussten zudem: Ein Team wie die "kleinen Löwen", das dem Klassenprimus HC Oppenweiler-Backnang die einzige Saisonpleite beigebracht hat, ist nicht zu unterschätzen. Gleich neun Wölfe-Akteure trugen sich bis zur Pause in die Torjägerliste ein – und Abwehrchef Michel Reitemann kassierte bereits zwei Zeitstrafen.
In der 43. Minute bekam der Kreisläufer dann die dritte Strafe, was die Heimsieben nochmals in die Bredouille brachte. Just in dieser Phase war der 24:17-Vorsprung der Wölfe dahingeschmolzen. "Die Mannschaft ist jung, sie macht Fehler", so Karrer. Gleiches galt auch für die Rhein-Neckar Löwen, die noch einmal bis auf zwei Treffer herankamen.
Die Hausherren spielten nun teils fahrig, konnten aber – das zeichnet ein Spitzenteam aus – den Schalter schnell wieder umlegen. Kreisläufer Jonas Krenz sowie die Außen Tim Bauder und Johnny Beck waren nun Aktivposten – und machten aus Sicht der Wölfe-Fans Lust auf mehr Heimspiele. Apropos: Nach einem Gastspiel in Baden-Baden (15. Februar) haben die Grün-Weißen im Februar noch zwei Heimspiele gegen Landshut (22. Februar) und Spitzenreiter Oppenweiler/Backnang (27. Februar).
Handball: 3. Liga Süd, Männer
Wölfe Würzburg – Rhein-Neckar Löwen II 38:33 (20:15)
Würzburg: Ebert (1. – 55., 1 Tor), Bogojevic (56. – 60., 1 Tor), Brestovac (1 Siebenmeter) – Krenz 3, Schömig 4, P. Schmidt 6, Kütt, Bauder 5/1, F. Schmidt, Dedering 4, Reitemann 4, Nielsen, Grömling 2, Franke 2, Merk 2, Beck 4.
Rhein-Neckar Löwen II: Hörnig, Herb – Hartmann, Karrenbauer 8, Mayer, Pabst 3, Ciudad-Benitez 5, Krauth 4, Michalski 5/1, Usatiuc 1, Kraft 3, Karrenbauer 3, Jozsa 1.
Schiedsrichter: Baltz/Michels (Weinheim/Dossenheim). Zeitstrafen: 6:4. Rot: Reitemann (43., Würzburg, 3. Zeitstrafe). Siebenmeter: 2/1 – 2/1. Zuschauende: 928.
Spielfilm: 2:2 (4.), 3:5 (7.), 6:5 (9.), 11:8 (16.), 15:11 (22.), 20:15 (30.), 24:17 (35.), 26:23 (44.), 28:26 (47.), 31:26 (50.), 38:33 (60.).