
Vor gut drei Wochen endete die Eishockey-Bayernliga-Saison trotz offener Nachholspiele für den ERV Schweinfurt abrupt. Zeit, eine Bilanz der ersten fast kompletten Corona-Saison zu ziehen. Können die Verantwortlichen der Mighty Dogs damit leben, dass die Spielzeit wieder einmal in der Abstiegsrunde mündete? Cheftrainer Andreas Kleider und der sportliche Leiter Gerald Zettner geben im Interview Antworten auf die wichtigsten Fragen und erklären, was sich im Hinblick auf die kommende Runde ändern muss und wird.
Andreas Kleider: Insgesamt bin ich mit der Saison zufrieden. Wir hatten aufgrund der Hallensituation eine katastrophale Vorbereitung mit sicher auch nicht optimalen Testspielen und sind trotzdem ganz gut in die Runde gestartet. Gerade, wenn man bedenkt, dass wir viele junge Spieler haben, die zwar ausgebildet sind, aber in dieser Saison die ersten Schritte im Seniorenbereich gemacht haben. Klar hätte ich gerne um Platz acht mitgespielt, aber dafür hätte alles glatt laufen müssen. Dass das nicht so war, zeigen zum Beispiel die lange Sperre von Dylan Hood oder auch die Tatsache, dass Benedikt Roßberg im Tor fast alle Spiele machen musste.
Gerald Zettner: Damit ist fast alles gesagt. Ich sehe drei Drittel im Saisonverlauf: Von den ersten zehn Spielen haben wir nur zwei gewonnen, obwohl wir oft gut gespielt haben. Dann hatten wir eine starke Phase, in der wir 50 Prozent der Spiele gewonnen haben und von den letzten Spielen vor der Abstiegsrunde haben wir wieder nur zwei Siege geholt. Das war die Phase der Hood-Sperre und der vielen Nachholspiele. Im Nachgang war es keine gute Entscheidung, alle Spiele zu spielen. Vor allem, weil wir die Einzigen waren, die das gemacht haben.
Zettner: Sicherlich Nils Melchior, der aber natürlich auch davon profitiert hat, dass er in der ersten Reihe neben erfahrenen Leuten spielen durfte. Aber auch Kevin Marquardt, Dennis Ostertag, der über viel Talent verfügt, und Alexander Asmus, der noch an seiner Effektivität arbeiten muss, haben sich toll entwickelt.
Kleider: Mich hat vor allem Benedikt Roßberg beeindruckt, der sich auch nach dem Abgang von Kevin Kessler in jedem Training reingehauen hat, obwohl er ja auch fast jedes Spiel machen musste. Klar hat er da auch mal ein Loch gehabt, aber das war schon außergewöhnlich.
Kleider: Sicher der 6:0-Sieg in Pfaffenhofen. Dann musste ich in beiden Drittelpausen kein Wort sagen, weil die Mannschaft wirklich alles richtig gemacht hat.
Zettner: Auch wenn es komisch klingt: Bei mir war es das 1:11 daheim gegen Klostersee. Da haben wir im ersten Drittel ein sehr gutes Spiel gemacht und waren trotzdem 0:4 hinten, weil Klostersee eine unglaublich abgezockte Mannschaft ist. Solche Spiele haben den größten Lerneffekt. Und man hat gesehen, dass sich die Mannschaft trotzdem nicht hängen gelassen hat. Das gilt für fast alle Spiele. Die Stimmung in der Mannschaft war wirklich gut.
Zettner: Er hat einen unbefristeten Vertrag. Solange er nicht kündigt...
Kleider: Nein – ich mache es ja gerne. Allerdings müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Darüber werden wir uns unterhalten. Wir brauchen zwei starke Ausländer, die auch die Führung auf dem Eis übernehmen und wir müssen die Frage klären, wie wir mit der Position des zweiten Torhüters umgehen wollen.

Zettner: Josh kam mir manchmal etwas zu schlecht weg. Aber natürlich muss man sagen, dass es für einen Ausländer letztlich zu wenig war. Wir brauchen zwei von der Qualität von Dylan. Er wird seine Karriere noch eine Saison lang fortsetzen. Ob bei uns, wird sich im Sommer entscheiden.
Zettner: Wir werden den Großteil der Mannschaft wohl zusammenhalten können. Mit Vielen sind wir uns schon einig und werden sicherlich beim Fanstammtisch am 24. April im Hirschkeller ab 10.30 Uhr weitere Details bekanntgeben können. Definitiv aufhören wird Esbjörn Hofverberg, der nach seiner Schulterverletzung beschlossen hat, seine Karriere zu beenden.
Kleider: Klar ist, dass wir bei der Kaderplanung darauf achten müssen, die Abwehr zu stabilisieren.
Zettner: Eine Saison ohne Spielverlegungen und mit vielen Zuschauern.
Kleider: Mehr braucht es eigentlich nicht. Aber auch ein Ende der Corona-Maßnahmen, die mich als Trainer wahnsinnig viel Zeit und Energie gekostet haben, die ich künftig lieber in die Mannschaft stecken würde.