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Steilpass
Warum der Ex-Schweinfurter Florian Hetzel und Thomas Müller vom FC Bayern sich gerade so verpasst haben
Den Allrounder zeichnen nicht nur seine Oberschenkel aus. Wie es für ihn war, schon in jungen Jahren Kapitän des FC 05 zu sein und warum er ein Jahr beim WFV war.
Florian Hetzel spielte sieben Jahre lang für die erste Mannschaft des 1. FC Schweinfurt 05. Heute ist er Spielertrainer in der Kreisliga. 
Foto: Oliver Schikora | Florian Hetzel spielte sieben Jahre lang für die erste Mannschaft des 1. FC Schweinfurt 05. Heute ist er Spielertrainer in der Kreisliga. 
Philipp Wohlfahrt
Philipp Wohlfart
 |  aktualisiert: 11.03.2025 02:43 Uhr

Als Kapitän führte Florian Hetzel den 1. FC Schweinfurt 05 bis in die Regionalliga. Mit erst 25 Jahren zog er sich aber in die Kreisliga zurück. Warum er für ein Jahr zum Würzburger FV wechselte, wie er mit der Verantwortung als Kapitän in jungen Jahren umging und warum Peter Hofmann vor ihm einmal nicht aufhören konnte zu lachen. 

Wer hat Sie angespielt?

Florian Hetzel: Angespielt hat mich Michi Kraus, ein langjähriger Weggefährte von mir. Wir haben uns bei den Schnüdeln kennengelernt. Ich kam gerade aus der Jugend raus und er ist zum FC 05 gewechselt. Wir verstehen uns bis heute sehr gut. Wir sind beide Spielertrainer: er in Egenhausen, ich in Grettstadt. Wir sehen uns jedes Jahr. Er war nicht der filigranste Fußballer, aber er hat immer mit viel Herz gespielt. Das kam bei den Fans gut an.

Wie war Ihr Laufweg?

Hetzel: Ich habe in Oberwerrn das Fußballspielen gelernt. Durch einen Schulkollegen habe ich bei der U14 der Schnüdel mittrainiert. Ich konnte überzeugen und der Trainer wollte mich. Seit der U15 war ich für den FC 05 aktiv. Wir waren durchgängig die erfolgreichste Schnüdel-Jugend, die es jemals gab. Wir haben alles gewonnen, was man gewinnen konnte. Der Höhepunkt war der Aufstieg mit der U17 in die Regionalliga, darüber gab es nichts. Als älterer Jahrgang bin ich dann allerdings rausgewechselt. Es war schade, dass ich nicht in der Regionalliga spielen konnte, wo ein Thomas Müller mit Bayern gegen Schweinfurt gespielt hat.

In der U19 war ich ein Jahr beim Würzburger FV. Ich wollte Bayernliga spielen und das konnte ich in Schweinfurt nicht, weil die Mannschaften nach Alter getrennt waren. Ich hätte im jüngeren Jahrgang spielen sollen. Mir war klar, dass ich nach dem einen Jahr in Würzburg wieder zurück nach Schweinfurt komme. In meinem zweiten A-Jugend-Jahr hat mich Wolfgang Hau schon ein bisschen in die erste Mannschaft, in die Landesliga, hochgezogen. Wir sind bis in die Regionalliga aufgestiegen. Dort wurde es immer intensiver und zeitaufwendiger. Ich wollte diesen Spagat zwischen Arbeit, Familie und Regionalliga nicht mehr. Ich wollte mir beweisen, dass ich Regionalliga spielen kann. Das habe ich und damit bin ich fein.

Michael Kraus hat in seinem Steilpass-Interview behauptet, dass Sie die dicksten Oberschenkel in ganz Bayern haben. Wie kommt er zu dieser Aussage?

Hetzel: Weil wahrscheinlich etwas Wahres dran ist, aber vielleicht nicht in ganz Bayern. Als junger Spieler, als ich aus der U19 rauskam, bin ich an einem Samstag mit Matthias Strätz zum Peter "Hotti" Hofmann, unserem Physio. Er kannte mich noch nicht. Ich stand vor ihm und er fing an zu lachen. Keiner wusste warum. Dann sagte Peter zu mir: "Was hast du denn für Oberschenkel?" Hotti hat eine starke Griffkraft, aber er hat sich schwergetan. Laut seiner Aussage hat er noch keine dickeren Oberschenkel gesehen.

Haben Sie Ihre Oberschenkel aktiv trainiert?

Hetzel: Ich habe genetisch einfach große Oberschenkel. Das wissen meine Mitspieler und da wurde dann natürlich auch der ein oder andere Witz gerissen. Als Kind musste ich zum Sportplatz nach Oberwernn immer sehr steile Berge hoch. Ich habe unten gewohnt, der Sportplatz lag oben. Ich habe zum Spaß immer gesagt: 'Wenn man mit dem Fahrrad immer da hochfahren muss, ist es doch klar, dass die groß werden' (lacht). Ich bin nie ins Fitnessstudio gegangen und habe Beinpresse oder Ähnliches gemacht.

"Ich habe in meiner Zeit in Schweinfurt auf jeder Position mal gespielt."
Florian Hetzel
In Oberwerrn haben Sie als Offensivspieler angefangen, in der ersten Mannschaft in Schweinfurt waren Sie häufig in der Defensive gefragt. Eine große Umstellung?

Hetzel: Anscheinend hat es funktioniert, sonst hätte mich der Trainer nicht spielen lassen (lacht). Ich habe in meiner Zeit in Schweinfurt auf jeder Position mal gespielt. Ich hatte auch zwei Kurzeinsätze im Tor. In der U15 war ich rechter Innenverteidiger in einer Dreierkette. In der U19 war ich auf einmal wieder als Stürmer oder Zehner gefragt. In der ersten Mannschaft hat mich Werner Dressel zum rechten Verteidiger umgeschult. Ich habe mich da nicht recht wohlgefühlt. Die zentralen Positionen mag ich lieber, weil ich mehr beeinflussen kann. Anschließend war ich für ein halbes Jahr wieder Stürmer, dann häufig Innenverteidiger oder Sechser.

Florian Hetzel (am Ball) führte den 1. FC Schweinfurt 05 als Kapitän aufs Feld.
Foto: Peter Kolb (Archivfoto) | Florian Hetzel (am Ball) führte den 1. FC Schweinfurt 05 als Kapitän aufs Feld.
Sie sind mit 23 Jahren in Schweinfurt Kapitän geworden. Wie haben Sie sich mit dieser Verantwortung in jungen Jahren gefühlt?

Hetzel: Ich bin immer vorangegangen. Ich wollte immer den Ball haben und das Spiel mit beeinflussen. Dass ich als junger Spieler die Binde bekomme, war ungewöhnlich. Emotional hat mir das viel bedeutet. Meinen Herzensverein als Kapitän aufs Feld zu führen und erfolgreich zu sein, war unbeschreiblich. Das Amt war keine Last, ich habe die Binde mit Stolz getragen.

Wurden Sie von den erfahrenen Spielern in Ihrem Kapitänsamt akzeptiert?

Hetzel: Ich kann mich nicht erinnern, dass es diesbezüglich Probleme gab. Ich wurde nicht belächelt. Dafür geht es zu professionell zu, dass man da jemanden nicht ernst nimmt. Vor mir war Benjamin Demel Kapitän und er hat mich in meiner Rolle unterstützt.

Nach Ihrer Regionalliga-Zeit in Schweinfurt sind Sie als spielender Co-Trainer zum TSV Forst in die Kreisliga gewechselt. Warum genau dieser Verein?

Hetzel: Ich hatte viele Anfragen auf dem Tisch, aber habe mir nur das angehört, was auch Sinn macht. Ich wollte keine 40 Minuten für die Anfahrt brauchen. Der ausschlaggebende Punkt für Forst war, dass Udo Romeis dort Trainer wurde. Wir kannten uns schon aus Schweinfurt und waren befreundet. Udo wollte mich als seinen spielenden Co-Trainer ins Boot holen. Das war für mich die perfekte Konstellation.

Florian Hetzel (links) als spielender Co-Trainer von Udo Romeis beim TSV Forst. 
Foto: Volker Hensel (Archivfoto) | Florian Hetzel (links) als spielender Co-Trainer von Udo Romeis beim TSV Forst. 
Heute sind Sie Spielertrainer beim TSV Grettstadt und setzen auch auf den digitalen Weg. Welche Vorteile versprechen Sie sich vom Einsatz einer App in ihrem Coaching?

Hetzel: Das wird manchmal größer gemacht, als es ist. Es gibt verschiedene Apps, wo man zwei Mannschaften mit zwei verschiedenen Farben auf einem Fußballfeld darstellen kann. Und dann kann man entsprechend verschieben. Wie reagiert man auf Aktionen des Gegners? Wie verschiebt man in entsprechenden Situationen? Das geht natürlich auch mit Stift und Papier. Ich tüftle nicht jeden Tag Stunden in der App.

Stehen auch Videoanalysen bei Ihnen auf der Tagesordnung?

Hetzel: Ja. Wir filmen unsere Heimspiele. Wir schauen, wie es zeitlich reinpasst und analysieren unsere Spiele. Das ist aber sehr zeitintensiv. Mit Training, Duschen, Mannschaftsversammlung und dann noch der Videoanalyse ist man schon mal gut und gerne vier, fünf Stunden beim Sportverein. Manchmal schicke ich meinen Spielern auch nur das Material und jeder soll es sich selbst anschauen. Ich ziehe persönlich viel aus den Videoanalysen. Das habe ich in Schweinfurt gemerkt.

Ist der Aufwand für einen Verein, der nur in der Kreisliga spielt, nicht zu hoch?

Hetzel: Wenn ich die Mannschaft verbessern möchte, dann kann ich das in der Bayernliga genauso gut wie in der Kreisliga machen. Wenn die Spieler die Videoanalysen nicht annehmen würde, würde ich es nicht mehr machen. Sie interessieren sich aber dafür und fragen auch nach.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Hetzel: Ich habe eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht. Dann war ich kurz auf der BOS, weil ich mit dem Gedanken gespielt habe, zu studieren. Das hat sich aber sehr schnell wieder zerschlagen. Ich wollte mehr in den Fußball investieren und dort mehr erreichen. Ich wollte nicht vom Großraum Schweinfurt weg. In eine andere Stadt weiter weg zu ziehen, kam für mich nie in Frage. Heute arbeite ich im Logistik-Bereich der Spedition Schäflein in Grettstadt.

Wen spielen Sie an?

Hetzel: Da habe ich mir viele Gedanken gemacht. Da kommen einige in Frage. Ich spiele Benjamin Demel an. Er war mein Vorgänger als Kapitän in Schweinfurt und für mich der beste Kapitän, den ich hatte. Seinem Spitznamen "Der Kaiser" hat er alle Ehre auf dem Platz gemacht. Er wohnt heute im Coburger Raum und ist dort als Trainer aktiv. Wir haben letztes Jahr in der Schnüdel-Traditionsmannschaft zusammengespielt.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
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