
Und plötzlich ist das ein Spitzenspiel: Der TSV Buchbach hat sich mit zehn Punkten aus den vergangenen vier Partien an das Spitzenquintett der Fußball-Regionalliga Bayern herangeschlichen und empfängt am Samstag (14 Uhr, SMR-Arena) Tabellenführer FC Schweinfurt 05. Luca Trslic, Innenverteidiger und in allen bisherigen 18 Liga-Partien der Nullfünfer dabei, fühlt sich von den Buchbachern an seinen Ex-Klub VfB Eichstätt erinnert: "Eine Mannschaft, die über den Teamgeist und Körperfußball kommt. Wenn wir da bestehen, hätten wir eine sehr schwere Aufgabe erledigt."
Anschließend stehen noch die Heimspiele gegen Bamberg und Bayreuth an, ehe es für Trslic in den Urlaub geht. Der ganz im Zeichen der Familie steht. Eine gemeinsame Winterwoche ("so ein richtiger Familienurlaub, auch wenn man in diesem Alter kaum noch macht") soll es werden, mit Papa, Mama und Schwester in die österreichischen Bergen, mit ganz viel Schnee. Zum Wandern. Danach geht's mit der Freundin ein paar Tage nach London.
Die wohnt inzwischen bei Trslic in dessen Würzburger Wohnung. Vorbei die nervige Fernbeziehung und das Pendeln nach Ingolstadt. Dort haben sich die beiden kennengelernt: "In der Schule haben wir uns gesehen, ich war sofort verliebt. Und jetzt sind es schon viereinhalb Jahre." Ingolstadt. Dort, wo Trslics Traum vom Profifußball wahr werden sollte. Beim derzeitigen Drittligisten FC 04, wo der heute 23-Jährige nach der Zeit in der Bundesliga-U19 die bittere Erfahrung machen musste, "dass es nicht gereicht hat".
Legendäre Fußballabende mit Tim Kraus in der Ingolstadter WG
Mit 15 Jahren war er nach Ingolstadt ins Nachwuchsleistungszentrum gewechselt. "Für meine Mama extrem hart: Der kleine Luca mit 15 aus dem Haus. Wie soll der das bloß schaffen?" Dabei war der Wechsel eine Entlastung: Nach den Anfangsjahren beim FV Lauda war er über die badische Auswahl in den Fokus des SV Sandhausen geraten und dann zu jedem Training von Königshofen eineinhalb Stunden hin und zurück gependelt, teils mit dem Zug, teils chauffiert von den Eltern. "Sie haben alles gegeben, dass ich meinen kleinen Traum leben durfte."
Im Ingolstadter Internat lernte Trslic Tim Kraus kennen, der inzwischen nach zwei Jahren in Schweinfurt beim FC Würzburger Kickers gelandet ist. Mit ihm zog er als 17-Jähriger in eine WG. "Eine unglaubliche Zeit. Diese legendären Fußballabende." Als Kraus in die U23 wechselte und die Wohnung verließ, richtete sich Trslic alleine ein. Lernte kochen. "Ich kann behaupten, dass ich einige Gerichte hinbekomme." Sein Leibgericht: Thai Curry mit Reis. Erst letzte Woche habe ihm Teamkollege Martin Thomann ein Rezept geschickt. Dessen Urteil nach dem Probeessen? "Er hat gesagt, es fehlt noch bisschen was. Aber es sei okay."

Okay – das ist nie genug für den angehenden Kaufmann für E-Business und E-Commerce. Als "Arbeiter" bezeichnet er sich auf dem Platz. Der weiß, es letzte Saison, seine erste beim FC 05, übertrieben zu haben: "Ich bin teilweise kopflos in Zweikämpfe gegangen" – dementsprechend gab's je zwei Gelbsperren und Gelb-Rote. "Aber es ist immer noch meine Philosophie, dem Stürmer frühzeitig zu zeigen: 'Hey, heute wird es für dich schwierig gegen mich.'"
Einmal mehr keine Ausfälle im Schweinfurter Kader
Unter Trainer Victor Kleinhenz "habe ich es geschafft, meine fußballerischen Qualitäten auf ein anderes Level zu heben. Ich bin ruhiger am Ball, habe eine klare Passlinie und ein besseres Risikomanagement." Das Resultat: erst zwei Gelbe. Die Umstellung von Vierer- auf Dreierkette, zuletzt verbunden mit einem Wechsel von links nach rechts, hat Trslic unfallfrei hinbekommen. Und beim 5:0 über Hankofen-Hailing sogar seinen zweiten Saisontreffer erzielt. "Ich freue mich, dass ich mein offensives Kopfballspiel besser hinbekomme. Da geht noch mehr."
Glaubt auch Kleinhenz: "Die ersten Wochen unserer Zusammenarbeit waren intensiv. Ich erwähne es gerne vor der Mannschaft: Die Schritte, die Luca seitdem gegangen ist, waren mit die größten aller Spieler." Die Spieleröffnung des 1,90 Meter großen Verteidigers, der noch bis zum Sommer Vertrag hat, werde von Woche zu Woche besser, bei einer guten Balance zur Zweikampfführung. Dass sein jüngster Kopfballtreffer einer Standradsituation entsprungen ist, freut den Coach: "Das leidige Thema Standards ist nicht mehr so präsent wie zu Beginn der Runde."
Von Buchbach erwartet Kleinhenz neben der von Trslic angesprochenen Physis wie schon im Hinspiel, das die Nullfünfer 3:1 gewonnen hatten, spielerische Ansätze. Beim 4:1-Sieg über Titel-Mitfavorit Bayreuth seien diese trotz schlechter Platzverhältnisse zu sehen gewesen. "Da liegt ein gutes Spiel vor der Brust", glaubt er. Die Handschrift von TSV-Spielertrainer Aleksandro Petrovic sei eine feine. Umso mehr beruhigt Kleinhenz, dass er einmal mehr melden kann: keine Ausfälle.