Seit dem 1:3 bei den Würzburger Kickers am 25. März hatte Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt nicht mehr verloren. Der Doppel-Test am Samstag bei Landesligist FC Fuchsstadt (2:4) und am Sonntag bei Nordost-Regionalligist Rot-Weiß Erfurt (1:1) beendete diese Serie. Und hinterließ bei Trainer Marc Reitmaier gemischte Gefühle: "Wir wollten ruhig, kompakt und dominant auftreten", sagte er am Fuchsstadter Kohlenberg – und: "Das alles haben wir nicht geschafft." Tags darauf – erneut bei deutlich über 30 Grad – fiel die Bilanz wohlwollender aus: "Das war ordentlich gegen den Ball. Und in der zweiten Halbzeit haben wir die Mentalität reingebracht, ein 1:1 unbedingt halten zu wollen."
Während im ersten Spiel neben Testspieler Markus Einsiedler, einem 34-jährigen, zuletzt vereinslosen Stürmer, noch acht A-Jugendliche im Kader gestanden hatten, lief im Erfurter Sportforum Johannesberg, einer recht tristen Sportanlage mit Schulsport-Ambiente, so ziemlich die Wunschformation auf. Und die machte vor über 800 Zuschauenden Vieles viel besser – zumindest im Defensivverhalten.
Denn die Schweinfurter ließen den Tabellendritten der vergangenen Saison spielen, aber nur bis kurz vor dem Strafraum. Dann packte der Riegel Tonzi-Billick-Trslic-Piwernetz zu. Nach vorne riskierte der FC 05 wenig, doch diese spärlichen Vorstöße waren allesamt gefährlich. Nach einer Böhnlein-Flanke traf Adam Jabiri per Kopf (24.), wenig später aus 40 Metern die Querlatte (31.). An der Spielverteilung änderte sich wenig nach der Pause, nur traf Erfurt jetzt: Caniggia Elva glich aus (56.), eine weitere Großchance endete am Lattenkreuz (84.). 05-Keeper Lukas Wenzel hielt zweimal überragend.
Reitmaier hob an beiden Tagen warnend den Zeigerfinger: "Wir haben die härteste Umstellung hinter uns, die man im Fußball haben kann: von Profi auf Amateur. Wer nicht begriffen hat, dass wir vom ersten bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg spielen werden, der ist weltfremd." In Erfurt forderte er deswegen: "Der Abstiegskampf muss gelebt werden, von Jedem, im gesamten Verein."
Erkenntnis beim FC 05: Dem Kader fehlt es noch an personeller Breite
Unter dem Strich stellte sich an diesem Wochenende heraus, dass der Kader in der Spitze absolut Regionalliga-Tauglichkeit hat, er jedoch zu schmal ist. Zumal nun auch der letzte noch nicht abgemeldete Akteur aus dem alten Aufgebot definitiv weg ist: Dominic Schmidt heuerte beim Südwest-Regionalligisten FC Homburg für zwei Jahre an.
Eine Verletzungsmisere wie vergangene Saison wäre für die Schweinfurter verheerend. "Der Unterschied ist aber, dass wir da viele Spieler hatten, die aus Verletzungen gekommen sind. Jetzt haben wir fitte Spieler, die in ihren Vereinen bis zuletzt gespielt haben, verpflichtet", glaubt Sportleiter Andreas Brendler nicht an ein vergleichbares Desaster.
Testspieler Markus Einsiedler hinterlässt einen ordentlichen Eindruck
Dennoch sondiert der FC 05 weiter den Markt, gleichwohl Geschäftsführer Markus Wolf das Budget eigentlich für ausgeschöpft erklärt hat. So war in beiden Partien ein Testspieler an Bord: Markus Einsiedler, der nach Engagements in Rosenheim, Unterhaching und Bayreuth zuletzt bei zwei Klubs, einem Erst- (Jeunesse Esch) und einem Zweitligisten (Etzella Ettelbrück) in Luxemburg als Profi unter Vertrag gestanden hatte und seit Juli 2022 vereinslos ist. Der 34-Jährige hat in 176 Regionalliga-Spielen 46 Tore erzielt, jetzt hat es ihn privat nach Unterfranken verschlagen.
"Man hat gesehen, was er kann", kommentierte Reitmaier am Samstag Einsiedlers Kopfball-Tor zum zwischenzeitlichen 1:3-Anschlusstreffer (16.), sagte aber nicht nur ob des deutlich weniger auffälligen Erfurt-Auftritts: "Man hat auch gesehen, dass ihm noch Praxis fehlt. Unter dem Strich hat er sich in vielen Phasen gut präsentiert – mit Luft nach oben." Brendler sieht in ihm das mögliche, noch fehlende Puzzleteil im hinter Co-Trainer Adam Jabiri (39) recht dünn besetzten Mannschaftsteil Angriff.
Dort sorgen aktuell zwei Flügelstürmer für die meiste Bewegung. Zuletzt hatte Severo Sturm sowohl beim FC Gerolzhofen und gegen den FV 04 Würzburg getroffen, diesmal Ex-Kickers-Spieler Taha Aksu zum 2:4-Endstand. Die kunterbunt zusammengewürfelte, anfangs auch orientierungslose 05-Mannschaft hatte in Fuchsstadt den Start komplett verschlafen und lag nach neun Minuten 0:3 hinten. In dieser, der Hitze und der Doppelbelastung geschuldeten Zusammenstellung, wird man den FC 05 aber wohl nicht mehr so schnell sehen.
Fußball, Testspiele, Männer
FC Fuchsstadt – FC 05 Schweinfurt 4:2 (3:1)
Schweinfurt: Stephan – Landeck, Tonzi, Doktorczyk, Amthor – Halbig, Arens, Istrefi, Bausenwein – Einsiedler, Bäuerlein. Eingewechselt: Ziegler, Feulner, Sturm, Aksu, Fery, Billick, Böhnlein, Trslic, Piwernetz.
Tore: 1:0 Yanik Pragmann (3.), 2:0, 3:0 Christoph Schmidt (8., 9.), 3:1 Markus Einsiedler (16.), 4:1 Ali Erfani (60.), 4:2 Taha Aksu (84.).
Rot-Weiß Erfurt – FC 05 Schweinfurt 1:1 (0:1)
Schweinfurt: Wenzel – Tonzi, Billick, Trslic, Piwernetz – Feulner, Böhnlein – Aksu, Fery, Sturm – Jabiri. Eingewechselt: Hänschke, Halbig, Einsiedler, Doktorczyk, Henninger, Landeck.
Tore: 0:1 Adam Jabiri (24.), 1:1 Caniggia Elva (56.).