Seit zweieinhalb Wochen spricht man beim FC 05 Schweinfurt bereitwilliger davon, auch am Ende der Saison auf Platz eins der Regionalliga Bayern stehen zu mögen. Macht Sinn, als Tabellenführer nicht übertriebenes Understatement zu bemühen. Bayreuth, Burghausen und Illertissen, die man allesamt geschlagen hat, sowie die Kickers haben vorgemacht, wie man Dritte Liga kommuniziert.
Blöd freilich: In diesen zweieinhalb Wochen folgten dem 4:1 gegen Nürnberg drei sieglose Spiele. Trotzdem: Alles richtig gemacht. Dass diese drei Worte auch auf dem Platz Berechtigung finden, belegt, dass am Freitagabend der amtierende Meister gegen den FC 05 mit einer zur Dreierreihe schön geredeten Fünferkette verteidigt.
Das Gros der Liga hat für sich entdeckt, die Schweinfurter in ihrem Ballbesitzspiel allein zu lassen. Deswegen braucht 05-Trainer Victor Kleinhenz Lösungen. Abzuwarten, dass sich spielerische Dominanz automatisch in Tore ummünzt, reicht nicht. Weil Spielglück sich spätestens dann aufbraucht, wenn sich Selbstzufriedenheit ausbreitet.
Zumindest mit dem zweiten Part eines von Kleinhenz gerne reproduzierten Zitats aus einem früheren Kommentar dieser Redaktion hat die Mannschaft derzeit Schwierigkeiten: "Die Spieler kriegen den Spagat hin, selbstbewusst wie ein Spitzenteam und zugleich unbekümmert wie eine auf der Erfolgswelle surfende Überraschungsmannschaft zu agieren", hieß es Ende August nach dem 3:1-Sieg in Illertissen. Die Leichtigkeit scheint abhandengekommen.
Das auf das Bekenntnis zu den Ambitionen zu schieben, wäre ein billiges Alibi. An der Conclusio des Kommentars ("In dieser Form ist der FC 05 ein Titel-Kandidat") hat sich wenig geändert. Die Parameter sind dieselben, auch wenn von der Bank nicht mehr so verlässlich Impulse kommen. Der FC 05 bleibt ein Titel-Kandidat – einer von mehreren. Wenn er die nach dem Derby von der Führungsetage demonstrierte Ruhe bewahrt. Das beste Rezept, nicht in eine Abwärtsspirale zu geraten.