Wenn taktische Kniffe am Ende gut gehen, freut sich meist der Trainer. Nach dem 2:1-Sieg des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt über die Fürther Zweitliga-Reserve feixte auch ein Spieler: Stürmer Michael Dellinger selbst hatte initiiert, erstmals zunächst draußen zu bleiben. "Ich hatte den Trainer um die kleine Pause gebeten, in den neun Jahren in Aubstadt hatte ich nie mehr als fünfmal in Folge gespielt." Die Lücke sorgte eine Halbzeit lang für positionelles Wirrwarr. Nach Dellingers Einwechslung wurde vieles besser, es fielen Tore.
Für Dellinger war Sebastian Müller in die Spitze gegangen – und fehlte dem Aufbauspiel. Weil der ihm hinterher rückende Kristian Böhnlein nicht auf dessen Maß an Ball-Adaption kam. "Die Grundstruktur war durcheinander gewirbelt", räumte Coach Victor Kleinhenz ein. "Aber es schien mir die gewinnbringendste Konstellation." Böhnlein sollte der emotionale Leader sein, fand aber wie Müller wenig Zugang zum Neuen.
Als Kleinhenz Kapitän Böhnlein zur Pause "opferte", Dellinger brachte und Müller zurückverlagerte, baute sich Struktur im 05-Spiel auf. In Kombination mit mehr Entschlossenheit bescherte das Kontrolle. "Wir haben mehr Tiefe ins Angriffsspiel bekommen", umschrieb Dellinger seine mannschaftsdienliche Wühlarbeit in des Gegners Strafraum.
Einklang mit Torschütze Sebastian Müller
Was mangels eigener Torgefahr bisher nicht so intensiv zutage getreten ist: Die Art, wie der 31-Jährige Bälle erkämpft und ablegt, macht ihn extrem wertvoll für das auf geduldiges Kombinieren angelegte Schweinfurter Spiel. 1:0-Torschütze Müller "hat mir gesagt, dass es schon ein Unterschied sei, wenn ich auf dem Platz bin".
Die Dreiviertelstunde bei 32 Grad hat Dellinger gereicht. Angesprochen auf das bevorstehende Spitzenspiel in Illertissen und die 1:4-Niederlage der Kickers im Duell der Mitkonkurrenten gegen die Bayern antwortete er schmunzelnd: "Nichts mitbekommen, ich habe nur ums Überleben gekämpft."