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Fußball: Regionalliga Bayern
Nach der 1:3-Blamage gegen Rain: Der FC 05 Schweinfurt steht nun mitten im Abstiegskampf – und vor schweren Zeiten
Der peinlichen Vorstellung folgt eine Ankündigung des Vereins: Warum Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf wohl in Kürze eine Erklärung zur künftigen Ausrichtung geben wird.
Fassungslosigkeit nach der 1:3-Pleite des FC 05 Schweinfurt gegen Rain/Lech: Während Co-Trainer Marc Reitmaier (links) ins Leere starrt, vergräbt Coach Christian Gmünder sein Gesicht in den Händen.
Foto: Marion Wetterich | Fassungslosigkeit nach der 1:3-Pleite des FC 05 Schweinfurt gegen Rain/Lech: Während Co-Trainer Marc Reitmaier (links) ins Leere starrt, vergräbt Coach Christian Gmünder sein Gesicht in den Händen.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:03 Uhr

Der FC 05 Schweinfurt hatte an diesem ersten November-Spieltag Glück. Ja, Glück. Erstens, dass er nicht noch höher als mit 1:3 (1:2) gegen den bisherigen Tabellen-Vorletzten TSV Rain/Lech verlor. Zweitens, dass beinahe alle hinter ihm platzierten Mannschaften ebenfalls leer ausgingen. So blieb es nämlich fürs Erste bei drei Punkten Vorsprung auf die Relegationsplätze für die auf Rang zehn abgerutschten Nullfünfer – die sich trotzdem mehr denn je eines bewusst sein müssen: dass sie im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga Bayern stecken.   

"Ich muss mich schämen für diese Leistung", kommentierte Trainer Christian Gmünder das Desaster gegen einen taktisch perfekt eingestellten Gegner, der just jenen Abstiegskampf bereits zum Rückrundenbeginn angenommen hat und zeigte, wie man ihn effektiv ausgestaltet. Effizienz, beim 3:0-Sieg im Hinspiel noch Trumpf des FC 05, geht ihm dreieinhalb Monate später - bei inzwischen 22 (!) Punkten Rückstand auf die Spitze - genauso ab, wie Cleverness, Ideenreichtum und Zweikampfstärke. "Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei einigen Spielern weit auseinander."

Jetzt droht auch Tim Kraus einige Zeit auszufallen

Irgendwie hatte das im Sachs-Stadion vier Tage nach Allerheiligen noch reichlich von dem Feiertag und der mit ihm verbundenen Tristesse. Nachdem die neue Anzeigetafel, die es gerade mal sieben Spiele geschafft hatte, zu funktionieren, im vergangenen Heimspiel gegen Aschaffenburg wenigstens noch einem unterhaltsamen Tetris-Spiel geglichen hatte, war sie diesmal fast durchgehend schwarz geblieben – und passte somit gut zum Kick. Der war nämlich zum Fürchten. 

Trotz brauchbaren Starts: Tim Kraus, der später mit Leisten-Problemen raus musste und auch nächste Woche in Buchbach auszufallen droht, traf erst den Pfosten (23.) – und nach einer Flanke von Alexander Bazdrigiannis eine Minute später per Kopf zum 1:0. Eine Schweinfurter Führung, die flugs Geschichte war: Kevin Gutia vollendete den ersten Konter (25.), Arif Ekin den zweiten (41.). Und schon lag der TSV Rain mit 2:1 vorn, der mit seiner 5-3-2-Grundordnung den Nullfünfern kaum einen Zentimeter Platz für einen gewieften Pass ließ und selbst bei den wenigen Vorstößen deutlich besser Raum gewann. 

Drei als Signal gedachte Wechsel zur Pause bleiben wirkungslos 

Gmünder probierte es deswegen mit einem Dreifach-Wechsel, brachte neben dem zunächst geschonten Adam Jabiri mit Jacob Engel und Georgios Spanoudakis zwei weitere frische, aber keineswegs offensive, Kräfte. Der stärkste Offensivspieler der vergangenen Woche beim 3:4 in Unterhaching stand nicht im Aufgebot: Malik McLemore musste mit Oberschenkel-Problemen passen, auch Lukas Aigner (Adduktoren) als Vorbereiter auf rechts fehlte schmerzlich. Letztlich blieben die Einwechslungen ohne Wirkung. Jonas Greppmeir traf noch zum 1:3 (85.) und scheiterte in der Nachspielzeit am Pfosten.

"Wie wir uns da ausspielen haben lassen, war nicht regionalligawürdig", so Gmünder, der ob der Leichtfertigkeit seines Teams Bauchschmerzen hatte: "In meiner Auffassung von Fußball spielt Demut eine große Rolle. Arroganz dagegen wird bestraft. Statt einfache Dinge zu tun, machen Einige lieber Kompliziertes, nur damit es besser ausschaut." 

Trainer Christian Gmünder debattiert lange mit den Fans

Das versuchte er auch den wütenden Fans hernach rund eine halbe Stunde lang am Zaun zu erklären. "Ich kann ihre Enttäuschung nachvollziehen. Es ist unsere Pflicht, dass der Funke wieder von uns nach außen überspringt", hofft Gmünder für den immer unausweichlicheren Abstiegskampf auf lautstarke Unterstützung. "Für uns gilt es, erst zu geben, dann zu nehmen. Das ist meine Devise." Dass erstmals die Gmünder-raus-Rufe laut wurden, tue weh, "aber das ist ein Zeichen, dass wir unseren Ansprüchen hinterherlaufen. Dafür bin ich verantwortlich."

Am Rande des Spiels wurden auch Gerüchte hörbar, Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf würde sich vom Modell Profifußball beim FC 05 Schweinfurt verabschieden wollen. Sportleiter Robert Hettich gab das Sprachrohr des Vereins und sagte: "Markus Wolf wird in den nächsten Wochen eine Erklärung abgeben, die sich auf die aktuelle wirtschaftliche Situation auf der ganzen Welt bezieht und darauf, wie die Planung für die nächste Saison aussieht. Wenn die wirtschaftlichen Gegebenheiten Profitum nicht mehr ermöglichen, müssen wir spätestens in der Winterpause alternative Pläne formulieren."

Wird aus der Regionalliga-Umstrukturierung eine Drittliga-Reform?

Hettich selbst war am Donnerstag nicht zur Tagung der Regionalligisten nach Leipzig gefahren, führte stattdessen diese Woche Halbzeit-Gespräche mit sämtlichen Spielern. In Leipzig sollen sich die Viertliga-Klubs, so war zu hören, auf ein Modell ab der Saison 2023/24 geeinigt haben, das weiter fünf Staffeln vorzieht, sowie eine 3. Liga mit 22 Klubs und fünf Absteigern, damit alle Regionalliga-Meister aufsteigen können. Eine Stellungnahme des DFB und der Drittligisten stehe noch aus – am kommenden Mittwoch, 9. November, wird erneut getagt.

Die Statistik des Spiels

Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
FC 05 Schweinfurt – TSV Rain/Lech 1:3 (1:2)
Schweinfurt: Stephan – Landeck (71. Rabold), Billick, Zeller (46. Engel), Mihaljevic – Fery (46. Spanoudakis) – Bazdrigiannis, Schwarzholz (46. Jabiri), Kraus (59. Pfarr), Böhnlein – Moll.
Rain: Eutinger – Mayer, Schuster, Gerlspeck, Maxhuni, Kurtishaj (75. Loo) – J. Müller (88. Härtel), S. Müller, Gutia (72. Schröder) – Greppmeir (90.+1 Högg), Ekin.
Schiedsrichter: Kenny Abieba (SG Quelle Fürth). Zuschauende: 434. Tore: 1:0 Tim Kraus (24.), 1:1 Kevin Gutia (25.), 1:2 Arif Ekin (41.), 1:3 Jonas Greppmeir (85.). Gelb: Felix Schwarzholz, Julius Landeck, Lukas Billick, Alexander Bazdrigiannis – Kevin Gutia, Altin Maxhuni, Matthew Loo.
mib
 
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Kommentare
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  • M. S.
    Nur noch peinlich!

    Seit nunmehr 20 Jahren klafft beim FC eine gewaltige Lücke zwischen Anspruch und Wirklickeit. Man kann es nicht mehr hören. Würde man nicht seit Jahren von der 3. Liga und anderen Erfolgen träumen wäre es nur halb so schlimm.

    Viele andere Vereine schaffen mit wesentlich weniger finanziellen Mitteln und schlechterer Struktur wesentlich mehr. Dort wird aber auch das Ehrenamt hochgehalten und gelebt.

    Beim FC kommt trotz hauptamtlicher und anderer bezahlter Mitarbeiter kaum zählbares raus - und das seit 20 Jahren.

    Wer da noch sein Geld als Zuschauer oder als Sponsor hinträgt ist schon zu bemitleiden. Nachhaltig ist an diesen finanziellen Engagement rein gar nichts.

    Mit den Geldern werden seit 20 Jahren Profis, Halbprofis und Mitarbeiter bezahlt ohne das was zählbares rausspringt. Der FC ist eine riesige Geldverbrennungsmaschine.

    Der Name ist nur noch in der Region glanzvoll; gleichzeitig ist hier ein besonderes Bewusstsein für das peinliche Drumherum vorhanden
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  • M. Z.
    Sportlich eine Katastrophe! Und nur 434 Zuschauer!? Da hat bei Spitzenspielen, ja Ettleben in der Bezirksliga mehr Zuschauer. Na ja... wenn das mit dem FC so weiter geht, treffen beide Mannschaften im Ligabetrieb noch aufeinander.
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