Okay, da war dieser 3:0-Sieg in Bayreuth. Ansonsten setzte es für den FC 05 Schweinfurt als Titelverteidiger in der Fußball-Regionalliga Bayern gegen die beiden Top-Teams der Liga nur Hiebe: 3:6 und 1:5 gegen Bayern München II - und jetzt ein 1:5 (1:1) zu Hause gegen die SpVgg Bayreuth. Was Gästetrainer Timo Rost nicht nur wegen der fünf Punkte bei nun nur noch zwei Spielen feixen ließ: "Wir haben uns erinnert, wie die Schweinfurter, sehr wohl zurecht, bei uns im Stadion gefeiert haben. Da haben wir uns gesagt: Man sieht sich immer zweimal." Für die Nullfünfer ein bitteres Wiedersehen.
Denn plötzlich waren auch die beiden glanzvollen Play-off-Siege gegen die Oberfranken im vergangenen Jahr wertlose Geschichte. "Wer gedacht hat, wir würden nach der Meisterschaft erneut vorneweg marschieren, der hat vergessen, dass wir in Play offs Meister geworden sind, nicht über eine ganze Saison", verbeugte sich 05-Coach Jan Gernlein vor der Bayreuther Konstanz. 28 Punkte trennen im Mai 2022 beide Teams, "eine überragende Entwicklung", so Rost. Am Ende könnten es über 30 sein - eine Differenz, die gerne mal den Ersten von den Abstiegsplätzen trennt und (noch) Platz drei in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Die FC-05-Fans nutzten das nominelle Spitzenspiel ohnehin als Bühne für ihre Unmutsbekundungen. Erst gab es Transparente (unter anderem "Profifußball? Nicht mit Amateuren in der Führung"), dann grün-weißen Rauch - infolge dessen Schiedsrichter Stefan Treiber die Partie für fünf Minuten unterbrach (22.). "Die ganze Rückrunde kam von den Fans gar nichts, keinerlei Unterstützung", gab es prompt von Geschäftsführer Markus Wolf die verbale Retourkutsche.
Eine Chance, ein Tor: Florian Pieper sorgt für das zwischenzeitliche 1:1
Sportlich war's ungefähr das, was man hatte erwarten dürfen: mit zahlreichen Flanken in den Strafraum bemühte Schweinfurter, aber deutlich reifere Bayreuther, die nicht nur die besseren Chancen hatten (Zierreis,20. und 31.), sondern auch in Führung gingen. Die Vorlage von Markus Ziereis verwertete Edwin Schwarz mit dem Kopf zum 0:1 (37.) - ein weiteres Dokument für die gnadenlose Effektivität der Oberfranken. Die nur einmal überrascht waren, als Florian Pieper nach einer Steilvorlage ganz cool ins rechts Eck zum 1:1 vollendete (45.+6).
Nach einer Stunde "ließen Energie und Kraft nach" (Gernlein), und schon gab's auf die Mütze: Alexander Nollenberger düpierte den bis dahin guten 05-Torhüter Bennet Schmidt, indem er ihm den Ball vom Fuß spitzelte und Ivan Knezevic zum 1:2 bediente (61.). Den Deckel drauf machte Ziereis nach elegantem Chip des Ex-Schweinfurters Tim Danhof - 1:3 (63.). Ein weiterer früher Nullfünfer, Nicolas Andermatt, traf nur die Latte (72.). Was die Schweinfurter nicht vor einer Abfuhr bewahrte: Nach Lippert-Flanke traf Knezevic volley zum 1:4 (81.) und in der Nachspielzeit staubte Andermatt zum Endstand ab..
FC 05 will die nächsten Tage zwei neue Spieler vorstellen
Dass es personell immer weiter dahin geht mit den zuletzt jetzt viermal in Folge sieglosen Schweinfurtern zeigte sich beim Blick auf die Aufstellung: Auf der Bank saß mit Amar Suljic lediglich ein angeschlagener Akteur der ersten Garde, neben Youngster Edin Hyseni füllten die A-Jugendlichen Elias Reiher und Robin Zeitler (beide gehen zum TSV Großbardorf) auf. Neue Verletzungen (Cekic, Rinderknecht, Grözinger, Fery) rissen tiefe Lücken. Dabei war Stürmer Meris Skenderovic, der tags zuvor beim Drittligisten TSV 1860 München unterschrieben hatte, wie Wolf indirekt bestätigte ("wenn es die Münchner Medien schreiben, stimmt es wohl auch").
Wolf kündigte zudem zwei Neuzugänge an, die in den nächsten Tagen vorgestellt werden sollen. Defensivspieler. Und, wie Sportleiter Robert Hettich sagte, "Spieler, die uns weiter bringen werden." Die neue Mannschaft werde eine hungrige sein, "und eine sehr gute", so Hettich weiter. Derweils freute sich Gernlein über vier Tage früheren Sommerurlaub für sich und die Mannschaft, weil das letzte Saisonspiel bei Viktoria Aschaffenburg auf Wunsch der Gastgeber vom Samstag vorverlegt worden ist auf Dienstag, 17. Mai (19 Uhr). "Unsere Entwicklung in den letzten Wochen war sehr negativ. Von daher ist das nicht verkehrt."
Und die Zuschauerzahlen zeigen schon lange, dass in SW keine dauerhafte Begeisterung vorhanden ist. Regionalliga ist deshalb das Maximum für SW. Ist einfach so. Und ist auch gut so.