Die Saison der FC 05-Profis ist nicht mehr zu retten. Dafür sorgen einmal mehr die U-19-Junioren des Vereins für Furore und könnten am Ende vielleicht sogar den ganz großen Wurf landen. Im vergangenen Sommer scheiterte der Schweinfurter Nachwuchs haarscharf in den Aufstiegsspielen zur Bundesliga an der SpVgg Unterhaching, die damals vom ehemaligen Bayern-Spieler Sandro Wagner gecoacht wurde. Und auch dieses Jahr schnuppern die Nullfünfer wieder am Bundesliga-Aufstieg.
Zwei Spieltage vor Schluss steht der FC 05 auf Platz zwei, mit nur zwei Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter TSV 1860 München. Das Saisonziel "unter die ersten Vier in der Bayernliga-Meisterrunde" zu landen, ist bereits erreicht, erklärt Trainer Thorsten Reck. Die zwei noch ausstehenden Spiele, am Sonntag daheim gegen die SG Quelle Fürth und am Samstag darauf beim SSV Jahn Regensburg, gilt es zu gewinnen "und gleichzeitig auf einen Ausrutscher von 1860 München zu hoffen", dröselt Reck die Ausgangslage auf.
In der Bundesliga warten die ganz großen Kaliber
Falls der FC 05 Schweinfurt Meister werden sollte, trifft die Mannschaft künftig in der Süd/Südwest-Staffel der A-Junioren-Bundesliga auf die ganz großen Kaliber wie den FC Bayern München, VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt oder die TSG Hoffenheim.
Der Verein würde den Bundesliga-Aufstieg wahrnehmen, bestätigt Stefan Braungardt, zuständig im Nachwuchsleistungszentrum für die Koordination Leistungsbereich U 16 bis U 19. "Das wären wir den Jungs und allen, die dort eine super Arbeit leisten, schuldig." Allerdings wäre es dennoch eine ordentliche Kraftanstrengung, vor allem logistisch, erklärt Braungardt. Wegen der weiteren Fahrten, teilweise mit der Anreise am Tag vor dem Spieltag, und andere Hürden, wie deutlich höheren Schiedsrichterkosten.
Auch in Sachen Trainingspensum müsste dann noch eine Schippe drauf gepackt werden, um als BFV-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) mit Bundesliga-NLZ-Mannschaften konkurrieren zu können. "Es wäre eine große Herausforderung für uns."
Aber: Alles kann, nichts muss, könnte derweil das Motto lauten. Braungardt sieht "den riesigen Vorteil, dass die Mannschaft ohne Druck spielen kann". Er meint ohnehin: "Wenn wir 1860 bis zuletzt unter Druck setzen, wäre das schon ein Riesending." Anders als beim Jahn Regensburg und den Würzburger Kickers sieht man in Schweinfurt die Bundesliga nicht als Ziel.
An den Aderlass haben sich die Schweinfurter gewöhnt
Die U 19 sei auch so vom "Wackelkandidat" mit dem standardisierten Saisonziel Klassenerhalt vor fünf, sechs Jahren mittlerweile zum Aushängeschild des NLZ geworden. "Wir haben uns sukzessive zu einer der besten U-19-Mannschaften eines NLZ gemausert", betont Braungardt und klammert dabei bewusst die Bundesliga-Nachwuchsleistungszentren aus. Diese bewegten sich nämlich in anderen Sphären, mit denen es sich nicht zu vergleichen lohne.
An den Aderlass der Talente, die während ihrer Jugendzeit in Schweinfurt zu den "Großen" wechseln, scheint man sich zähneknirschend gewöhnt zu haben. Fünf bis sieben Spieler wechseln zu Bundesliga-NLZ, irgendwann zwischen der U 12 und der U 19, verrät Braungardt. Im höheren Jugendalter nehme die Wechselquote drastisch ab, die meisten Wechsel finden bis zur U 15 statt. Auf sich aufmerksam machen die Schweinfurter Talente freilich im Verein – dort spielen die Teams alle in den höchsten regionalen Ligen (unter der Bundesliga) und zusätzlich viele von ihnen in Auswahlmannschaften.
Der Schweinfurter Nachwuchs ist heiß begehrt
Aber wozu dann der riesige Aufwand, wenn viele der Besten vorzeitig den Verein verlassen? "Das werden wir oft gefragt", meint Braungardt, ohne aber eine wirkliche Antwort zu geben. Zumal auch wenige Spieler, die den kompletten Gang durch die eigene Jugend gehen, den Sprung zu den Profis im eigenen Verein schaffen.
Auch diesen Zustand hat der FC 05 nicht exklusive. Braungardt lenkt die Sichtweise etwas um und erklärt, dass nahezu jeder Spieler, der aus der U 19 der Schnüdel kommt, in der Bayernliga oder mindestens der Landesliga einen Verein findet. "Jungs, die nicht gleich unterkommen, denen helfen wir mit unseren Kontakten." Aus dem aktuellen U-19-Team haben bis auf zwei Spieler, alle, die in den Männerbereich wechseln, bereits bei Vereinen für die kommende Saison unterschrieben. "Unsere Spieler sind sehr begehrt."
Regionalliga-Premierentor von Elias Reiher
Und vielleicht ist das Sprungbrett zu den Profis künftig doch leichter zugänglich als in den vergangenen Jahren. Das Regionalliga-Team will künftig verstärkt eigenen Nachwuchs zu integrieren versuchen. Aktuell darf das Gros der U-19-Spieler noch nicht eingesetzt werden, weil fast keine Akteure auf der Regionalliga-Spielberechtigungsliste stehen; hauptverantwortlich dafür sind die für Jugendliche kaum wahrzunehmenden Trainingszeiten, die zum Teil vormittags oder am frühen Nachmittag angesetzt sind. Eine Ausnahme: Elias Reiher steht auf der Liste, kam zuletzt zweimal zum Einsatz und erzielte am vergangenen Wochenende sein Premierentor beim 2:2 in Rosenheim. "Das hat uns stolz gemacht und ist Balsam für unsere harte Arbeit, die wir hier leisten", sagt Braungardt.