Der Weg ist weit: 306 Kilometer liegen zwischen dem Sachs-Stadion und der SMR-Arena. Die Bilanz ist negativ: Fünf Siegen stehen bei acht Unentschieden neun Niederlagen gegenüber. Die Ausgangslage ist trist: Wenn der FC 05 Schweinfurt am Samstag (14 Uhr) beim TSV Buchbach aufläuft, treffen zwei Mannschaften aufeinander, die seit drei Spielen nicht gewonnen haben, die aus den vergangenen fünf Partien zwei (Buchbach) und vier (Schweinfurt) Zähler geholt haben. Ein Vergleich zweier Teams, die nicht gerade Mannschaften der Stunde sind – oder anders gesagt: Abstiegskampf pur.
Denn: Der Tabellen-16. aus Oberbayern ist punktgleich mit dem ersten direkten Abstiegsplatz 17, der 10. aus Unterfranken gerade mal vier Punkte entfernt davon. Was Trainer Christian Gmünder keine andere Marschroute lässt als: "Das wird kein Leckerbissen für die Zuschauer. Wir müssen auf einem schwer zu bespielenden Platz zurück zu den Tugenden Arbeit und Wille. Wir brauchen die Bereitschaft, auch eklige Läufe zu machen, ob nach vorn oder hinten." Und deswegen habe man in der Trainingswoche nach der schwächsten Saisonleistung beim 1:3 gegen Rain/Lech "die Zügel extrem angezogen".
So stand in den Einheiten der vergangenen Tage "viel Laufarbeit" auf dem Programm. Gmünders einfache Rechnung: "Wer im Spiel nicht zu laufen bereit ist, muss es im Training machen." Die fußballerischen Spaßmomente wurden kurzerhand gestrichen, um "die Spannung hochzuhalten" und den Fokus auf den Ernst der Lage zu legen: Der Abstand auf die Relegationsränge droht auf (dann erstmals) weniger als drei Punkte zu sinken, im Umkehrschluss bietet sich die Gelegenheit zu einem kleinen Befreiungsschlag. "Für uns zählt deshalb nur ein Sieg. Wir dürfen nicht ängstlich sein, müssen zeigen: 'Wir sind aus Schweinfurt und arbeiten Fußball'."
Ein Trio teilt sich das Gros der Buchbacher Tor-Ausbeute
In Buchbach trifft Gmünder auf seinen letztjährigen A-Jugend-Torwart vom SSV Ulm: André-David Esch hat beim TSV die anfängliche Nummer eins Andreas Steer verdrängt und zuletzt neun Mal in Folge im Tor gestanden. Er habe ihm von der Stimmung und der Spielweise der Buchbacher erzählt, dass den FC 05 eine kampfstarke und schnell umschaltende Mannschaft erwarte, die ihre 4-2-3-1-Grundordnung zuletzt wahlweise in Dreier- und Fünferkette aufgeweicht hat. Säule im TSV-Spiel ist seit Jahren der 34-jährige Kapitän Aleksandro Petrovic – zwar für starke Standards bekannt, aktuell aber in 19 Einsätzen nur auf einen Treffer gekommen.
Offensiv teilen sich beim Gegner, der im Hinspiel ein 1:1 im Sachs-Stadion erzwungen hatte, Sammy Ammari, Tobias Sztaf (je 5) und Tobias Steer (4) das Gros der Tore, einen Goalgetter wie den Schweinfurter Adam Jabiri (14) hat der TSV nicht in seinen Reihen. Jabiri, gegen Rain zunächst geschont, nach seiner Einwechslung nicht richtig in Tritt gekommen, wird diesmal – da offenkundig unverzichtbar fürs Angriffsspiel des FC 05 – von Beginn an auflaufen.
Auch Zietsch und Hadzic werden 2022 nicht mehr auflaufen können
Abgehsehen davon stellt sich Gmünders Mannschaft fast von alleine auf, angesichts der einfach nicht abebbenden Verletzungsmisere: Zusätzlich zu den vier Langzeitverletzten werden auch Marco Zietsch (Sprunggelenk) und Benjamin Hadzic (Knie) 2022 nicht mehr auflaufen können; Lukas Aigner ist noch angeschlagen; und bei Tim Kraus und Malik McLemore (beide muskuläre Probleme) sind die Fragezeichen keine kleinen.
Mit letzteren Dreien fehlen (höchstwahrscheinlich) genau die Spielertypen, die es in Buchbach, wo eine lautstark mitgehenden Kulisse immer wieder intensive Auseinandersetzungen provoziert, braucht. Auf 13 bis 15 Feldspieler taxiert Gmünder sein Samstagsaufgebot; U-19-Spieler können sich nicht dazugesellen, da die A-Jugend selbst eine Doppelschicht (Freitag und Sonntag) schiebt. Immerhin ist Innenverteidiger Lucas Zeller wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen.
Keine Verunsicherung bei den Spielern nach Wolf-Ankündigung
Derweil hat der Trainer keine Reaktionen aus der Mannschaft registriert auf die nach dem Rain-Spiel erfolgte Ankündigung von Sportleiter Robert Hettich, Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf wolle sich demnächst zur künftigen wirtschaftlichen und damit zwangsläufig auch sportlichen Ausrichtung des FC 05 Schweinfurt erklären. Dementsprechend habe er keine Verunsicherung bei den Spielern wahrnehmen können.
Gmünder selbst mache sich derzeit keine Sorgen über möglicherweise anstehende Vertragsgespräche. Ein alter Trainerkollege von ihm, Peter Vollmann (unter anderem Aalen, Kiel, Rostock und Braunschweig), habe ihm mal gesagt: "'Denke nicht so weit in die Zukunft, es kann morgen schon alles vorbei sein.' Deswegen konzentriere ich mich nur auf Buchbach und wünsche mir, dass mit einem Sieg alles etwas ruhiger wird."