"Da sagen wir natürlich nicht, dass wir diese Mannschaft aus dem Stadion hauen, das Spiel müssen wir mit 100 Prozent angehen", hatte Christian Gmünder vor dem Zweitrunden-Pokal-Match seines FC 05 Schweinfurt beim Fußball-Bayernligisten FC Geesdorf gewarnt. Der Trainer hatte die Mannschaft ernst genommen, gar beim 0:2 gegen die DJK Ammerthal Anfang August selbst beobachtet – und das nicht ohne Grund: Geesdorf forderte den FC 05 zumindest zeitweise beim 0:5 (0:3) auf der heimischen Metallbau-Herold-Sportanlage am Federwasen.
Geesdorfs Spielertrainer Jannik Feidel, der für die Schweinfurter in der Jugend und der zweiten Mannschaft gespielt hatte, vertraute bis auf zwei Änderungen der Anfangself, die am Wochenende 1:2 gegen Cham verloren hatte, stellte sie aber defensiver ein, was die Grün-Weißen im Vorwärtsgang beschäftigte. Einfach kamen sie lange nicht durch – und vorne fehlte lange Ausnahme-Knipser Adam Jabiri, der angesichts der Liga-Partie am Freitagabend geschont wurde.
Die Fans treiben den FC Geesdorf an
Jannik Feidel, im Übrigen erst 26 und Coach seines zwei Jahre jüngeren Bruders Fabio, der in der Bayernliga noch eine Rotsperre absitzen muss und im Pokal als Kapitän ran durfte, sorgte derweil für Ordnung im Mittelfeld. Dass seine Mannschaft in der Nord-Staffel der Bayernliga auf dem Relegationsrang 17 steht und nach sieben Duellen erst drei Punkte auf der Habenseite hat, sah man zumindest eine gute halbe Stunde lang nicht. Der Landesliga-Meister der vergangenen Saison warf sich in die Zweikämpfe. Und von vielen der 390 Zuschauenden wurde der Gastgeber bei jeder gelungenen Aktion bejubelt. Zu den bisherigen vier Liga-Heimspielen kamen übrigens schon mehr als 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer – das sind rund dreimal so viele, wie das Dorf Einwohnerinnen und Einwohner hat.
15 Minuten dauerte es, bis sie das erste Mal richtig zuckten: Der für Lucas Zeller in die Kette gerückte Vitus Scheithauer stieg nach einem Eckball von Felix Schwarzholz von rechts am höchsten, Keeper Marcel Weid lenkte den Kopfball sehenswert über den Querbalken. Die Gäste blieben unter den Augen von Klub-Boss Markus Wolf spielbestimmend – doch auch der Heimverein war im Spiel nach vorne bemüht. Mal allerdings zu ungenau und als Stürmer Christian Kuhn aussichtsreich zum Abschluss hätte kommen können, hob Assistent Finn Jonathan Böttcher die Fahne (23.).
Kevin Fery und Dominic Schmidt mit zwei Treffern kurz hintereinander
Humorlos machte es wenig später Kevin Fery, der das Leder im Strafraum ins Netz drosch (28.), gut eine Zeigerumdrehung darauf legte Dominic Schmidt nach. Ein Doppelschlag, die Vorentscheidung. "Weiter dranbleiben" hörte man von der Geesdorfer Reservebank – und die Akteure gaben ihr Bestes. Kurz durchatmen mussten die Schweinfurter, als Yasir Aldijawi Schlussmann Nico Stephan prüfte, der aber fix unten war (39.).
Doch das Spiel war kurz darauf endgültig entschieden, denn die Kräfte des Fünftliga-Neulings schwanden und Schwarzholz zögerte nicht, die Kugel nach einem flachen Fery-Freistoß ins Netz zu wuchten (43.). Das Schweinfurter Achtelfinal-Ticket war schon zur Pause reserviert, was den Geesdorfern Räume bot, die allerdings ungenutzt blieben. Stattdessen erhöhte Lukas Aigner noch artistisch (72.), kurz vor Ende traf zudem Lennart Wöhner (88.).
Vitus Scheithauer verletzt sich erneut
Richtig bitter allerdings für den FC 05 und Scheithauer: Der Verteidiger, der gerade erst eine lange Leidenszeit nach einem Kreuzbandriss hinter sich hat, verletzte sich in der Schlussphase. Ihm droht erneut eine monatelange Zwangspause. "Der Schock sitzt tief, es ist brutal für den Jungen. Alles Weitere müssen die Untersuchungen zeigen. Wir wollten in die nächste Runde, das Ziel haben wir erreicht", so Gmünder. Gelöster zeigte sich Jannik Feidel: "Das war das Spiel, das wir erwartet haben. Wir haben uns ganz ordentlich aus der Affäre gezogen, aber in der ersten Halbzeit war ich ein bisschen unzufrieden, weil wir nicht hundertprozentig das gemacht haben, was ich vorgegeben habe. Wir müssen zeigen, dass wir Fußball mitspielen wollen. Das war in der zweiten Halbzeit doch deutlich besser."