In den letzten Minuten schien es so, als wollten die 260 Zuschauerinnen und Zuschauer am Geesdorfer Federwasen, in der Mehrheit dem heimischen FC die Daumen drückend, den Ball dann eben selbst gemeinsam ins Tor schreien.
Der 1. FC Geesdorf wartet aber nach dem 1:2 (0:1) gegen den ASV Cham auch nach dem siebten Spieltag auf einen Sieg in der Fußball-Bayernliga. Jener Endspurt, den die Zuschauenden emotional begleiteten, brachte kein weiteres Tor mehr, das für ein Unentschieden gereicht hätte. Sturm und Drang setzten zu spät ein.
Rechnerisch hat jeder Geesdorfer drei Bayernliga-Heimspiele gesehen
An der mangelnden Unterstützung liegt das jedenfalls nicht. Zu den bisherigen vier Heimspielen kamen insgesamt schon mehr als 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer – das sind rund dreimal so viel wie das Fußball-Dorf Einwohnerinnen und Einwohner hat. Bei einem Schnitt von 252 pro Partie gibt es mehr als ein halbes Dutzend Bayernliga-Plätze, auf denen sich nicht so viel Publikum tummelt.
Die Einheimischen kommen – wie die Mutter eines früheren Spielers, der den Geesdorfer Weg von der Kreisklasse bis zur Landesliga mitgegangen war. Sie gestand, dass es ihr erstes Spiel seit dem Aufstieg sei, doch die Gelegenheit, mal zu schauen, was die Jungs so machen, habe sie genutzt, einen Klappstuhl gepackt und ihn im bei mehr als 30 Grad angenehmen Schatten eines Baumes auf Höhe der Eckfahne aufgestellt.
Auch Fabio Feidel schaute zu – jedoch nicht freiwillig. Der Abwehrspieler sah im vorherigen Ligaspiel gegen Weiden (0:4) die Rote Karte, als er als letzter Mann einen Konter stoppte, um ein weiteres Gegentor zu verhindern. Das Sportgericht sperrte den 24-Jährigen für zwei Spiele. So muss er auch in einer Woche beim SV Donaustauf noch mal zuschauen.
Anschlusstor fällt spät, doch Geesdorf erspielt sich weitere Chancen
Sein zwei Jahre älterer Bruder Jannik, Spielertrainer beim FC, versuchte nach Spielende, seine Enttäuschung über die Niederlage in Worte zu fassen: "Wenn das Anschlusstor zehn Minuten früher fällt, reicht die Zeit vielleicht für ein, zwei weitere Chancen aus", stellte er fest.
Zwei Möglichkeiten besaßen die Geesdorfer in besagter Schlussphase, als das Publikum ihnen als "Zwölfter Mann" den Rücken stärkte, doch Feidel selbst wurde durch einen kompromisslosen Zweikampf eines Chamer Verteidigers am Abschluss gehindert und Philip Schlarbs Kopfball zischte knapp übers Tor.
Das Signal zum Stürmen und Drängen hatte der pfeilschnelle Yasir Aldijawi mit seinem Anschlusstor gegeben (79.). Die Geesdorfer hatten nachgesetzt, René Rottendorf und Luca Fischer zuvor ihre Gegenspieler so unter Druck gesetzt, dass Chams Torhüter Julio Pertler den Ball nur ungenau an den Sechzehner schlagen konnte. Dort luchste Aldijawi ihn mit Tempo dem Abwehrspieler ab, ging noch ein paar Schritte und schoss.
Warum sich der Chamer Torschütze immer noch über sein Tor wundert
Das rüttelte die Geesdorfer, die neben Fabio Feidel auch auf ihren mit drei Toren bislang erfolgreichsten Torschützen Vincent Held verzichten mussten, wach, dass in dieser Partie nach zwei, sagen wir's mal direkt, blöden Gegentoren in der Nachspielzeit der ersten (45.+2) und kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit (55.) noch was möglich sein könnte.
Das erste resultierte aus einem Freistoß an der linken Strafraumseite, der bis an den langen Pfosten durchrutschte, wo Valentin Seebauer nur noch einschieben musste. Der aus dem Chamer Nachwuchs aufgerückte 19-Jährige dürfte sich wohl immer noch darüber wundern, wie einfach ein Tor in der Bayernliga sein kann.
Das zweite entstand aus zwei, drei misslungenen Versuchen, den Ball im Mittelfeld zu kontrollieren. Bei Cham ging's über Felix Voigt sofort nach vorne, der angespielte Dustin Weikl schlug von links kommend im Sechzehner noch einen Haken, ehe er aufs lange Eck schoss.
Die Unterstützung von außen bekommt der Geesdorfer Elf sichtbar gut
"Wir haben aber gezeigt, dass wir uns trotz der schwierigen Situation und mit 0:2 im Rückstand nicht aufgeben und weiter versuchen, nach vorne zu spielen und ein Tor zu schießen", erklärte Jannik Feidel die für seine Mannschaft erbauliche Unterstützung von außen – so wertvoll, wie Regen es für den von der Dürre schon sichtbar geschundenen Platz wäre.
Nun hat Außenseiter Geesdorfer sowohl im Duell gegen den Regionalligisten FC 05 Schweinfurt in der zweiten Runde des landesweiten Toto-Pokal-Wettbewerbes am Dienstagabend (18 Uhr) als auch im Auswärtsspiel in Donaustauf (Samstag, 15 Uhr) nichts zu verlieren, kann dabei nur überraschen. Das Warten, den ersten Bayernliga-Sieg in die Vereinschronik zu schreiben, geht solange weiter.