
Vier Wochen Wintervorbereitung liegen hinter dem FC Schweinfurt 05. Eine Woche hat der Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern noch vor sich. Dann steigt, am Samstag, 22. Februar (14 Uhr, Grünwalder Stadion), zum Auftakt der Restrunde das Spitzenspiel beim zweitplatzierten FC Bayern München II. Die Generalprobe ist geglückt: Gegen die Stuttgarter Kickers, Vierter der Regionalliga Südwest, gewannen die Nullfünfer mit 2:0. Zeit für einen Teamcheck.
1. Die Vorbereitung
Vier Testspiele hat der FC 05 absolviert. Nach den Partien gegen die Bayernligisten FC 04 Ingolstadt II (2:0) und Würzburger FV (4:4) blieben die Schweinfurter in beiden Duellen mit Südwest-Regionalligisten SG Barockstadt Fulda-Lehnerz (1:0) und Stuttgarter Kickers (2:0) ohne Gegentor. Klingt gut. Wenn da nicht in den beiden Härtetests der Gegner jeweils eine halbe Stunde für Verwirrung in der 05-Defensive gesorgt hätte – und das nicht auf deren Mist gewachsen war. "Das ging auf uns", erkannte der 05-Trainer Victor Kleinhenz.
Und war "mit der individuellen Risikoabwägung" nicht zufrieden. "Wenn uns der Gegner unter Druck setzt, müssen wir einfachere Lösungen parat haben." In den Tagen vor dem München-Spiel gehe es nun darum, "den Wechsel hinzubekommen zwischen tief stehen und hoch anlaufen". Grundsätzlich ist Kleinhenz mit der Vorbereitung jedoch zufrieden: "Wir haben alle Themen abgearbeitet."
2. Die Neuzugänge
Rund um die Winterpause hat der FC 05 vier Akteure verpflichtet: Im Oktober Ex-Zweitligaprofi Thomas Meißner für die Innenverteidigung, im Dezember Stürmer Jakob Tranziska aus der ersten tschechischen Liga, sowie im Januar Erfurt-Rückkehrer und Innenverteidiger Lucas Zeller und vom SSV Ulm Außenbahnspieler Julian Kudalla.
Königstransfer ist Meißner. Der 33-Jährige hat die Abwehrkette stabilisiert. "Es gibt nur wenige Spieler in der Liga, die so viel mitbringen", sagt Kleinhenz. Gerade dann, wenn aus der Vierer- eine Dreierkette wird, demonstriert der frühere Duisburger Übersicht und Führungsqualität. An seiner Seite muss Zeller noch ins Team wachsen: Gegen Stuttgart zeigte der 24-Jährige viele Leichtsinnsfehler. Der von Dynamo Budweis gekommene Oberfranke Tranziska traf gegen Ingolstadt prompt, danach trotz viel Wucht nicht mehr. Deutet zunächst auf eine Joker-Rolle hin. Kudalla war nach seinem Wechsel eineinhalb Wochen krank, ihm fehlt noch die Bindung.
3. Die Wunschelf
Die mittelfristige Wunschelf wird in großen Teilen der Startelf vom Samstag gleichen. Lukas Schneller ist im Tor gesetzt. Die Abwehrkette dürfte mit Leonard Langhans (rechts) und Nils Piwernetz (links) sowie zentral Meißner in weiten Teilen zementiert sein. Der zweite Innenverteidiger-Posten wäre wohl für Luca Trslic reserviert, doch der steigt nach einem Muskelfaserriss aus dem Würzburg-Spiel erst wieder ins Training ein. Für ihn rückt Zeller nach.
Auf der Doppelsechs sollte Kevin Fery gesetzt sein, Devin Angleberger hat aktuell die besseren Karten als Kapitän Kristian Böhnlein. Die Mittelfeldreihe steht mit Sebastian Müller (rechts) und Martin Thomann (links) sowie zentral Joshua Endres. Vorn ist Dellinger fix.
4. Das System
Bevorzugtes System von Kleinhenz bleibt das 4-2-3-1. Mit Variablen. Wenn es defensivere Gegner zulassen, dass Rechtsverteidiger Langhans verkappt Rechtsaußen spielt, wird das hinten zur Dreierkette. Im Angriff hat der Trainer in der Vorbereitung mit einer Doppelspitze experimentiert. Dellinger und Tranziska wären aktuell die erste Wahl.
5. Die Aussichten
Als Spitzenreiter tief stapeln, ist nicht die Philosophie von Kleinhenz: "Ich bin ein Freund von Selbstbewusstsein." Wohlwissend, dass mit den Bayern gleich "eine extrem spielstarke Mannschaft wartet". Wenn sich die Schweinfurter erneut eine längere Findungsphase gönnen, wird es eng werden. Das Münchner Talente-Ensemble hat die Mittel, ähnlich wie Stuttgart Lücken in die 05-Defensive zu reißen und konsequenter zu bestrafen. Das wäre Neuland: In einer Anfangsphase in Rückstand lagen die Nullfünfer in dieser Runde noch nie.
Bei einer Niederlage verlöre der FC 05 die Tabellenführung, bei einem Sieg wüchse der Vorsprung auf vier Punkte. Ein Polster käme gelegen angesichts der folgenden schweren Aufgaben in Fürth und im ersten Heimspiel gegen den aktuellen Tabellenvierten Illertissen. Wenn die charakterlich gefestigt wirkenden Schweinfurter prompt auf Kurs kommen, sind ihnen Titel und Drittliga-Aufstieg zuzutrauen. Aber mit den Bayern, trotz finanzieller Nöte der SpVgg Bayreuth (3 Punkte Rückstand), dem FV Illertissen (7) und den Würzburger Kickers (8) lauert ein starkes Verfolgerfeld.
Fußball: Testspiel
FC Schweinfurt 05 - Stuttgarter Kickers 2:0 (2:0)
Schweinfurt: Schneller - Langhans (81. Bausenwein), Zeller, Meißner, Piwernetz (61. Doktorczyk) - Angleberger (81. Wehner), Fery (72. Böhnlein) - Müller (72. Kudala), Endres (72. Bozesan), Thomann (72. Hofmann) - Dellinger (72. Tranziska).
Schiedsrichter: Maximilian Graf (JFG Rhön). Zuschauende: 350. Tore: 1:0 Sebastian Müller (28.), 2:0 Joshua Endres (32.).