
Um einen Blick auf den Restrunden-Auftakt am 22. Februar beim unmittelbaren Verfolger FC Bayern München II kam der Schweinfurter Trainer Victor Kleinhenz nicht herum: "Wir werden da ganz sicher nicht der Favorit sein." Die für den Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern wenig standesgemäß klingende Einschätzung hatte ihren Grund auch im direkt davor Gezeigten: In einem phasenweise unstrukturierten Testspiel trennte sich der FC 05 mit 4:4 (3:2) vom in der Fußball-Bayernliga Nord spielenden Würzburger FV 04. Und auch dessen Trainer hatte reichlich Anlass zu Schimpfe.
Vier Gegentore, das mundete beiden Coaches nicht. Während der Würzburger Philipp Eckart das noch zu einem guten Teil der seit langem wieder einmal als zukünftige Option ausprobierten Fünferkette, die den Nullfünfern viel Ballbesitz erlaubte, zuschreiben konnte, wertete Kleinhenz diese allesamt als "mehr als vermeidbar. Wir hatten da keine gute Abstimmung." Weshalb eine seiner Vorgaben schon mal in der Tonne lag: "Wir wollten die Mentalität zeigen, auch ein Freundschaftsspiel zu gewinnen."
Beeindruckende Testspiele der kleinen Bayern
Wie das geht, noch dazu gegen einen dänischen Erstligisten, machten ihm und seiner Mannschaft, nämlich unter der Woche ausgerechnet die kleinen Bayern, der engste Mitwerber um den Drittliga-Aufstieg, vor. Die verloren zwar zunächst gegen den österreichischen Zweitligisten SV Horn, besiegten dann aber den dänischen Erstligisten SønderjyskE Fodbold mit 3:1 – aufgrund von drei Treffern des erst 17-jährigen Talents Jonah Kusi-Asare. Anschließend gab's noch ein 1:1 gegen den estnischen Meister FC Levadia Tallinn. "Die haben eine Bombenmannschaft", meinte Kleinhenz anerkennend. "Das wird ein spannendes Rennen."
Spannend wäre es im Test gegen den WFV, wäre es um mehr als nur Erkenntnisse gegangen, allenfalls ob der Torfolge geworden. Dreimal schien es für den Favoriten den Gang zu gehen: 2:0, 3:1 und 4:2 führten die Schweinfurter, auch dank zweier Elfmetertore; doch immer wieder ließen sie die Würzburger (ein Elfmeter) herankommen. Weil die Chancenauswertung – die zweite Vorgabe von Kleinhenz – miserabel war. "Es hätte ja fast zweistellig werden können, aber wir waren alles andere als konsequent." Beim Pfostenschuss des neuen Stürmers Jakob Tranziska war dann auch ein bisschen Pech dabei.
Kollege Philipp Eckart, der während der zu zwei einstündigen Halbzeiten sortierten viermal 30 Minuten erst allerlei akademisch anmutende Anweisung zum "Parkverhalten" seiner Elf hineinrief, dann aber zunehmend ungehaltener wirkte, musste bei der Analyse fast schon grinsen: "Abgesehen davon, dass es kurios ist, wenn wir die zweite Halbzeit gewinnen, obwohl sie unsere schlechtere war, sind bei uns Slapstick-Tore immer ein Thema."
WFV jetzt gegen Großbardorf, FC 05 gegen Fulda
Der Test in Schweinfurt (Eckart: "Unser erstes Mal auf Rasen in diesem Jahr.") sei eigentlich zu früh gekommen. Zumal der Gegner in seinen starken Phasen dann doch eine Nummer zu groß war, um das Fünferketten-Experiment der zweiten Hälfte für den Bayernliga-Alltag einzuordnen. Aber: "Wir wollen das mitnehmen, mit Blick auf mehr Stabilität." Die nächste Chance zum Ausprobieren bietet sich an diesem Freitag, 7. Februar (18.30 Uhr) gegen den Landesligisten TSV Großbardorf.

Beim FC 05 muss Victor Kleinhenz nach zwei Partien gegen Bayernligisten, in denen alle Spieler jeweils mindestens eine Stunde zum Einsatz gekommen waren, nun in den beiden Tests gegen Südwest-Regionalligisten an diesem Samstag, 8. Februar, (SG Barockstadt Fulda, 13 Uhr) und am folgenden Samstag, 15. Februar, (Stuttgarter Kickers, 14 Uhr) das Aufgebot für das Bayern-Spiel herausarbeiten. "Der Kreis der Kandidaten wird sich einengen", kündigte er an, die Mannschaft in den Wettkampfmodus zu versetzen.
Eine Rolle spielen könnte dabei auch der aus Ulm gekommene, dritte Winterneuzugang Julian Kudala, der als Rechtsverteidiger gegen den Würzburger FV sein Debüt gab und auf der Außenbahn schon mal andeutete, welche Qualitäten er im Offensivspiel hat. Als Gefoulter verwandelte er auch gleich den Strafstoß zum 3:1 selbst.
Fußball: Testspiel, Männer
FC Schweinfurt 05 – Würzburger FV 04 4:4 (3:2)
Schweinfurt: Schneller - Kudala, Doktorczyk, Feulner, Piwernetz - Fery, Böhnlein - Müller, Endres, Hofmann - Dellinger. Eingewechselt: Stephan (Tor), Langhans, Trslic, Meißner, Angleberger, Bausenwein, Einsiedler, Bozesan, Thomann, Tranziska.
Würzburg: Koob - Staudt, Fischer, Hansen, Esau, Held – Ntolapsis, Schäffer – Zuljevic – Krautschneider, Schebak. Eingewechselt: Hintermeier (Tor), Wagner, Lotzen, Breunig, Istrefi, Haas, Herbert, Vierneisel, Wild, Thein, Mohseni, Gobbo.
Schiedsrichter: Manuel Steigerwald (Karlburg). Zuschauende: 300. Tore: 1:0 Michael Dellinger (10., Foulelfmeter), 2:0 Kevin Fery (28.), 2:1 Steffen Krautschneider (32., Foulelfmeter), 3:1 Julian Kudala (42., Foulelfmeter), 3:2 Max Schebak (59.), 4:2 Einsiedler (70.), 4:3, 4:4 Tim Herbert (108., 118.). Anmerkung: Es wurde in zwei Halbzeiten mit je zweimal 30 Minuten gespielt.