Christian Gmünder hatte eine Reaktion gefordert und eine Reaktion bekommen. Robust und entschlossen ging der Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt eine Woche nach dem desaströsen 1:7 bei der TSG Hoffenheim II zur Sache und gewann das Testspiel-Derby gegen Bayernligist FV 04 Würzburg verdient mit 2:1 (0:0). Und nach einer Stunde zähen Ringens am Ende sogar ein, zwei Törchen zu knapp.
Dennoch waren hinterher beide Trainer in etwa dem gleichen Gefühls-Gemenge ausgesetzt: Zur Zufriedenheit gesellte sich Brummeln ob der ein oder anderen Unzulänglichkeit. Der Schweinfurter Coach Gmünder notierte auf der Habenseite neben dem Sieg ("Gegen eine aggressive Mannschaft haben wir uns den auch in Unterzahl nicht mehr nehmen lassen.") die Erkenntnis, auf einem guten Weg zu sein, "mit Rückschlägen umgehen zu können". Er vermisste jedoch "Tempo, Zielstrebigkeit und Frische". Unter dem Strich sei vieles "Stückwerk gewesen".
Entsprechend gefiel seinem Würzburger Pendant Harald Funsch nach dem dritten nicht gewonnenen Vorbereitungs-Kick die Niederlage nicht ("Ich verliere ungern."), sprach aber von einem "wertvollen Test". Man habe die Reaktion der Schweinfurter genauso erwartet – "und meine Mannschaft hat sich gut dagegen gestemmt. Hut ab." Gegenüber der 2:3-Niederlage in der Sommer-Vorbereitung an fast gleicher Stelle (damals Natur-, diesmal Kunstrasen) habe er "eine klare Entwicklung bei uns gesehen". Hin zu mehr Struktur und Leidenschaft dürfte er unter anderem gemeint haben angesichts des kompakten und bissigen Auftritts seines Teams.
Mangelndes Fingerspitzengefühl von Schiedsrichter Arnold
Da beide Teams vor rund 200 Zuschauern recht zünftig zupackten, gab's – für eine freundschaftliches Begegnung eher ungewöhnlich – fünf Gelbe Karten. Zwei davon für den 05er Nicolas Pfarr, der somit mit Gelb-Rot vom Feld musste (76.). "Mangelndes Fingerspitzengefühl", machten beide Trainer aus.
Es war aber offenbar ohnehin nicht der Tag von Schiedsrichter Alexander Arnold, denn während er bei den folgenden Treffern zum 1:1 (84.) und 2:1 (88.) jeweils Eigentore ausgemacht hatte, zeichneten in der Realität dann doch die jeweils "richtigen" Seiten dafür zuständig: Für den FV 04 egalisierte Triandafil Ceraj die von Pfarr per Abstauber erzielte 05-Führung (70.), für den FC 05 traf Adam Jabiri per Kopf in den Winkel und zum Sieg.
Speziell in der ersten Halbzeit war's ein wackeres Wehren der Gäste gegen einen viel zu viele Fehler produzierenden Regionalligisten, der "ein bis zwei Schippen drauflegen" muss, so Gmünder, will er am 18. Februar (14 Uhr, Sachs-Stadion) zum Restrunden-Auftakt den nur drei Punkte schlechter auf dem ersten Relegationsplatz liegenden FV Illertissen schlagen und damit dem Abstiegskampf zumindest fürs Erste seine Schärfe nehmen will.
Die Schweinfurter treffen nach der Pause zweimal Aluminium
Eine Torchance für Schweinfurt war in den ersten 45 Minuten nicht zu registrieren. Erst nach dem Wechsel wirkten die Nullfünfer entschlossener, hatten durch Benjamin Hadzic (49., Pfosten) und den eingewechselten Jabiri (78., Latte) Alutreffer, durch Alexander Bazdrigiannis (nach Jabiris Lattenschuss freistehend drüber) und Kevin Fery (80.) weitere Top-Gelegenheiten. Für die Nullvierer verzog Tim Herbert, der vom FC 05 mit Blick auf nächste Saison unlängst getestet wurde, knapp (53.)
Während der FC 05, bei dem Flügelstürmer Severo Sturm nach über halbjähriger Verletzungspause ein viertelstündiges Comeback feiern durfte, am kommenden Samstag (14 Uhr) zu Hause den Südwest-Regionalligisten VfR Aalen zur Generalprobe bittet, fliegen die Würzburger am Mittwoch ins Trainingslager in die Türkei. Wo Funsch zuvorderst "am Spiel im Zentrum, am Einlaufspiel und dem Verhalten in Ballbesitz arbeiten" will.
Generalproben-Gegner VfR Aalen aktuell in Top-Form
Gmünder wird im finalen Test gegen Aalen, das in der Vorbereitung Illertissen (3:0) und nun auch die Würzburger Kickers mit 2:1 bezwungen hat, erneut Jabiri lange Zeit draußen lassen, um den Ernstfall gegen Illertissen zu proben – da nämlich fehlt der 38-jährige Top-Torjäger nach seinem Platzverweis aus dem Spiel gegen Heimstetten vor der Winterpause. Der Oldie heimste für seinen 28-Minuten-Einsatz wieder mal reichlich Lob ein. "Unglaublich, was er für Räume für die Anderen öffnet", befand Gmünder – und Funsch betonte: "Seine Wucht und Qualität hätte ich gerne im Kader."
Schweinfurt: Schmidt – Rabold, Pfarr, Mihaljevic, Engel – Billick - Schwarzholz, Moll, Kraus, Böhnlein – Hadzic. Eingewechselt: Zietsch, Landeck, Spanoudakis, Fery, Jabiri, Bazdrigiannis, Amthor, Sturm.
Würzburg: Koob – Hänschke, Renninger, Wagner, Imgrund – Lotzen – Michel, Reinhart, Schäffer – Wild, Herbert. Eingewechselt: Wagner, Gündling, Ceraj, Hock.
Tore: 1:0 Nicolas Pfarr (70.), 1:1 Triandafil Ceraj (84.), 2:1 Adam Jabiri (88.).